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Corona-Proteste in BautzenPegida mit falschem Slogan

Die von der AfD organisierte Demonstration wird von Demokraten umzingelt. AfD-Landeschef Jörg Urban erklärt die Pandemie für beendet.

Von Zittau bis zur Oberlausitz entlang der B96 protestierten am Samstag Gegner der Corona-Maßnahmen Foto: Matthias Weber

Bautzen taz | Der AfD-Bundestagsabgeordnete Karsten Hilse begrüßt Menschen auf dem Platz im sächsischen Bautzen, „die uns sonst nicht so wohl gesonnen sind“. Wer könnte gemeint sein? Die Plakatinschrift „Deine Freiheit kostet anderen das Leben“ an der Peripherie der etwa 120 Personen zählenden Demonstrantengruppe passt nicht zu den Widerstandsrufen der Versammelten.

Darauf angesprochen, dreht die stumme Trägerin das Plakat um. „Wir statt Ich“ ist da groß und grün gemalt. Auf anderen steht etwas von „Verantwortung im Handeln“ und begründeten Maßnahmen. Weil ausgerechnet die AfD zur Verteidigung des Grundgesetzes gegen den „Überwachungsstaat“ eingeladen hatte, listet ein Transparent die Grundgesetzverstöße im Programm der Partei auf. Auch ein Abstandsgebot zu „Antisemitismus, Rechten und Verschwörern“ wird gefordert.

Katja Gerhardi, ehemals Lehrerin am Bautzener Schillergymnasium und CDU-Stadträtin, lüftet das Geheimnis dieses Widerstands gegen den Widerstand. Stadträte aller demokratischen Fraktionen haben die vom AfD-Kreisverband Bautzen angemeldete Demo sozusagen umzingelt. Attackiert werden sie nicht. Die kurze halbe Stunde bleibt es ruhig. Ein Ordner geht sogar herum und drängt auf das Anlegen der „Maskerade“, die der sächsische AfD-Landesvorsitzende Jörg Urban am Mikrofon gerade attackiert. Man will keineswegs einen Abbruch durch die Polizei riskieren.

„Islam heißt Unterwerfung“ auf der Corona-Demo

Mit einem höheren Anteil an weiblichen und jüngeren Demonstranten weicht das Bild dieser Kundgebung von AfD- oder Pegida-Veranstaltungen ab. Pegida aus Dresden ist selbstverständlich präsent, lässt aber mit einem riesigen schwarz-rot-goldenen Transparent mit der Aufschrift „Islam heißt Unterwerfung“ jeden Bezug zum Thema vermissen. Neben dem dominierenden AfD-Logo fällt nur das schwarze T-Shirt eines jungen Mannes auf, das den Reichsadler und die Aufschrift „Elite Bleibtreu“ zeigt, offenbar eine rechte Bikertruppe.

Sie alle applaudieren Karsten Hilse, als er von den „Neostalinisten“ die sofortige Beendigung des angeblich grundlosen Shutdowns fordert. „Das stolze deutsche Volk ist zu einem Volk von Untertanen mutiert“, stachelt er Widerstand an. Sachsens AfD-Chef Urban schildert „leere Krankenhäuser in Kurzarbeit“ und erklärt die Corona­kri­se kurzerhand für beendet. Verbliebene Einschränkungen dienten nur noch der „Gesichtswahrung der CDU“. Am Schluss versucht sich eine Handvoll älterer Damen der Bautzener Liedertafel an deutscher Leitkultur. Doch mit „Hoch auf dem gelben Wagen“ sind 90 Prozent der Patrioten überfordert und schweigen verlegen.

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4 Kommentare

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  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Wenn ich das Bild seh. Ich kann mich garnicht beruhigen. Die sind so platt, die kommen noch unten durch, wo eine Kellerassel schon Hochsprung übt.

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Außer der kleinen Wortspielerei: kotz und würg. Man fühlt sich versucht zu sagen: Ich nicht. Diese Sch...-Typen kapern einen Begriff, den wir als Demokraten seit jetzt 75 Jahren versuchen wieder mit anderen Werten und Begriffen in Verbindung zu bringen.



    Es ist zum Heulen.

    • @82286 (Profil gelöscht):

      Warum einen Nationalismus aufwerten? Nationalismus weiter abwerten und Alternativen aufbauen wäre doch mal was! Grenzenlose Solidarität zum Beispiel. Anstreben von Gleichheit statt Aufstacheln zu Konkurrenz/Gegeneinander-Ausspielen/Spaltung ...

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    "Hinweis an die Qualitätsmedien: ...



    So, liebe TAZ, jetzt mal Butter bei die Fische, so als Qualitäts-Medium: "Wie geht es weiter ?"