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Corona-Prognose der WHOMehr Corona-Todesfälle im Herbst?

Der WHO-Regionaldirektor Hans Kluge warnt vor zu großen Erwartungen an einen Corona-Impfstoff. Dieser wird nicht das sofortige Ende der Pandemie bedeuten.

Tests für Corona-Impfstoff in den USA: Die Biotech-Firma Moderna forscht gegen Sars-CoV-2 Foto: Ted S. Warren/dpa

Kopenhagen/Genf afp/dpa | Die Weltgesundheitsorganisation WHO rechnet damit, dass die täglichen Corona-Todesfälle in Europa im Oktober und November ansteigen. „Es wird härter werden“, sagte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge, am Montag, 14. September. Derzeit steigt die Zahl der Neuinfektionen mit dem Virus in Europa an, die Zahl der täglichen Todesfälle ist hingegen bisher relativ stabil geblieben.

Die Welt wolle derzeit solche schlechten Nachrichten nicht hören, „und ich verstehe das“, sagte Kluge. Doch im Oktober und November „werden wir einen Anstieg der Sterblichkeit beobachten“. Der in Kopenhagen ansässige WHO-Funktionär warnte davor, zu große Erwartungen in Impfstoffe zu setzen. „Ich höre die ganze Zeit: ‚Der Impfstoff wird das Ende der Pandemie sein.‘ Natürlich nicht!“, sagte der Belgier.

Bisher sei unklar, ob ein Impfstoff allen Bevölkerungsgruppen helfen könne. Es gebe Anzeichen dafür, dass ein Impfstoff einigen Gruppen helfen könne, anderen wiederum nicht. „Wenn wir dann auch noch verschiedene Impfstoffe bestellen müssen, was für ein logistischer Alptraum!“, sagte Kluge.

Die Zahl der Corona-Infektionsfälle in Europa ist in den vergangenen Wochen stark gestiegen, vor allem in Spanien und Frankreich. Allein am Freitag, 11. September, wurden in den 55 Ländern der WHO in Europa mehr als 51.000 neue Fälle gemeldet – mehr als auf dem bisherigen Höhepunkt der Infektionszahlen im April.

Täglich sterben rund 5.500 Menschen weltweit am Erreger

Auch global steigt die Zahl der Neuinfektionen. Am Sonntag, 13. September, registrierte die WHO erneut einen Höchstwert an neu gemeldeten Coronafällen innerhalb eines Tages: 307.930. Das sind rund 1.000 Fälle mehr als beim jüngsten Höchststand vor einer Woche.

Damit sind seit Bekanntwerden des Erregers Sars-CoV-2 Ende vergangenen Jahres weltweit mehr als 28,6 Millionen Infektionen gemeldet worden. Die Dunkelziffer ist allerdings nach Einschätzung von Expert*innen erheblich. Spitzenreiter bei den neuen Fällen sind nach absoluten Zahlen Indien, die USA und Brasilien. Auf Platz vier liegt Spanien mit rund 12.000 Neuinfektionen binnen eines Tages.

Mehr als 917.000 Infizierte sind nach der WHO-Statistik weltweit bisher gestorben. Die Zahl der täglich gemeldeten Todesfälle blieb zuletzt laut WHO-Daten relativ konstant. Am Sonntag wurden rund 5.500 Tote in 24 Stunden registriert.

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1 Kommentar

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  • Keine Frage: 5.500 Corona-Tote Weltweit täglich sind 5.500 zu viel. Alles, was dabei hilft, die Zahl zu verringern (und nicht nur das Ego der Entscheider zu streicheln), ist gut und richtig. Aber es gibt noch eine andere offizielle Zahl. Eine, die älter ist.

    Die Zahl stammt von 2017, was aber nicht heißt, dass das Problem dahinter inzwischen gelöst wäre. Es heißt nur, dass es für eine tagesaktuelle Statistik nicht wichtig erscheint aus Sicht der Zuständigen. Denn nicht nur die Zahl ist alt. Das Problem ist es auch. Es ist sogar uralt. Und es ist ein Problem, das (auch) in Deutschland seine Ursache hat, dort aber nicht direkt sichtbar ist. Es ist ein Problem anderer, von dem wir Deutschen profitieren. Ein Problem von Menschen ohne Lobby und ohne eigene Stimme, dessen ernsthafte Bekämpfung es erst so richtig zu unserem Problem machen würde.

    An jedem Tag des Jahres 2017 sind rund 95.900 Menschen verhungert. Die meisten davon waren Kinder unter 5 Jahren. Nein, es ist nicht zu erwarten, dass Deutsche den (Speck-)Gürtel tatsächlich enger schnüren müssten, wenn weniger Kleinkinder verhungern. Vermutlich müssten sie lediglich auf den einen oder anderen Luxus verzichten. Aber woran sollten sie dann noch erkennen, dass sie die wertvolleren Menschen sind?

    Wie dem auch sei. Ich frage mich jedenfalls, ob die Berichterstattung derzeit wirklich ausgewogen ist. Außerdem frage ich mich: Wenn Aktionismus tatsächlich hilft, wo zum Henker bleibt dann eigentlich der zur Bewältigung dieser Katastrophe nötige Aufschrei, der große Lockdown, die mediale Massen-Sensibilisierung? Wartet die taz in diesem Fall etwa auch auf einen Impfstoff? Oder sind ihr fremde Kinder anderswo einfach nicht so wichtig wie deutsche Leser*innen, Rentner*innen und Politiker*innen? Ich glaube, an dieser Stelle breche ich das Denken jetzt lieber erst mal ab.