Corona-Krise weltweit: Keine neuen Infektionen in Wuhan
In Wuhan und der Provinz Hubei soll sich seit Mittwoch niemand mehr mit dem Coronavirus angesteckt haben. Australien und Neuseeland machen ihre Grenzen dicht.
Quarantäneanordnungen für Millionen Menschen in Wuhan und anderen Städten haben die Ausbreitung des Virus – nach offiziellen Zahlen – dort eingedämmt. Neue Fälle wurden nach Angaben der Regierung in den vergangenen Tagen fast ausschließlich aus dem Ausland eingeschleppt. So meldete das Gesundheitsministerium am Donnerstag, dass es in den 24 Stunden zuvor im ganzen Land 34 Neuinfektionen gegeben habe, alle festgestellt bei Reisenden aus dem Ausland, 21 davon allein in Peking. In China müssen alle Einreisenden mittlerweile 14 Tage in Quarantäne.
Portugal verhängt Ausnahmezustand
Im Kampf gegen die Coronavirus-Krise hat Portugal erstmals in Demokratie-Zeiten den Ausnahmezustand verhängt. Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa verabschiedete am späten Mittwochabend das kurz zuvor vom Parlament in Lissabon gebilligte entsprechende Dekret. Der zweiwöchige Ausnahmezustand – die zweithöchste Notstandsstufe des Landes – sollte demnach um Mitternacht Ortszeit (01.00 Uhr MEZ Donnerstag) in Kraft treten.
Rebelo de Sousa erklärte, in Portugal stünden die Gesellschaft, das Gesundheitssystem und die Wirtschaft vor einer „nie dagewesenen Herausforderung“. Es sei eine „Herkulesaufgabe“, ein „echter Krieg“. Wunder werde der Ausnahmezustand allerdings nicht vollbringen. Der Weg sei „lang, schwer und undankbar“.
Bei der Abstimmung über die umstrittene Maßnahme, die am Mittwochabend per Videokonferenz stattfand, hatten sich zuvor zwar viele Abgeordnete der Stimme enthalten. Es gab aber keine einzige Gegenstimme. Damit wurde der Antrag der Regierung mit deutlicher Mehrheit angenommen.
Die Regierung in Lissabon wird die Rechte der Bürger, der Medien, der Unternehmen und der Organisationen deutlich einschränken können. Der sozialistische Ministerpräsident António Costa versicherte, die Demokratie werde „nicht außer Kraft gesetzt“. Man werde nun aber die Krise viel leichter bekämpfen können. Konkrete Maßnahmen nannte die Regierung zunächst nicht.
Portugal hatte am vorigen Freitag, einen Tag vor dem Nachbarn Spanien, wegen des Virus den Alarmzustand ausgerufen. Das Land hatte bis Mittwoch 642 Infektionsfälle und zwei Tote.
Australien und Neuseeland schließen Grenzen
Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, schließen Australien und Neuseeland ihre Grenzen. Das kündigten am Donnerstag der australische Premierminister Scott Morrison und die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern an. Ausgenommen von dem Einreiseverbot seien in beiden Ländern lediglich die eigenen Bürger, Menschen mit dauerhaftem Wohnsitz in ihren Ländern sowie deren enge Familienmitglieder.
Morrison sagte in Canberra, das Verbot für Australien trete am Freitag um 21 Uhr (Ortszeit) in Kraft. Die „überwältigende Mehrheit der Fälle“ von Covid-19 seien aus dem Ausland einreisende Infizierte, erklärte er. Rund 80 Prozent der Fälle in Australien seien darauf zurückzuführen, dass sich jemand im Ausland mit dem Virus angesteckt habe oder dass sich jemand im Inland durch direkten Kontakt mit einem Kranken, der aus dem Ausland gekommen sei, infiziert habe.
Am Mittwoch hatte Morrison ein Reiseverbot für Australier ins Ausland angekündigt. Seit dem Wochenende müssen alle Einreisenden in eine zweiwöchige Quarantäne. Die Regierung verbot nun zudem alle nicht absolut notwendigen Ansammlungen von mehr als 100 Menschen in geschlossenen Räumen.
633 Infizierte in Australien
Ausgenommen sind etwa öffentliche Verkehrsmittel, medizinische Einrichtungen, Gerichte, Haftanstalten, Flughäfen, Supermärkte, Einkaufszentren, Parlamente, Fabriken und Baustellen. Auch die Schulen sollen geöffnet bleiben.
Im Freien waren bereits Veranstaltungen mit mehr als 500 Teilnehmern untersagt worden. Auch Besuche in Seniorenheimen werden nun eingeschränkt. In Australien gibt es bislang 633 Infizierte. Das neuartige Coronavirus kann die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen.
Ardern sagte, ausgenommen von dem Verbot, das am Donnerstag kurz vor Mitternacht (Ortszeit) in Kraft treten solle, seien in Neuseeland auch wichtige Fachkräfte des Gesundheitswesens. Sie sei zunehmend besorgt, dass Besucher in Neuseeland nicht ausreichend isoliert seien. Das sei „ein inakzeptables Risiko“, das beendet werden müsse. Neuseeland hat in den vergangenen zwei Tagen 18 neue Fälle von Covid-19 bestätigt, womit die Gesamtzahl auf 28 stieg. Das Land hatte am Wochenende verkündet, dass alle Einreisenden nach ihrer Ankunft für 14 Tage zu Hause bleiben müssen.
Bundesland Tirol wird komplett unter Quarantäne gestellt
Das gesamte österreichische Bundesland Tirol wird ab Mitternacht unter Quarantäne gestellt. „Wir erlassen Quarantäneverordnungen für alle 279 Tiroler Gemeinden. Das bedeutet: Die Gemeinde darf nur dann verlassen werden, wenn es um die Deckung der Grundversorgung geht, um die Daseinsvorsorge oder um zur Arbeit zu kommen – und dann nur zum nächstgelegenen Ort“, teilte Tirols Landeschef Günther Platter am Mittwochabend via Facebook mit. „Sofern es einen Arzt, eine Apotheke, einen Lebensmittelhandel und eine Bank im Ort gibt, darf die Gemeinde für diese Zwecke nicht verlassen werden.“
Lockdown in Italien gilt wohl über 3. April hinaus
Die Ausgangssperre in Italien muss nach Einschätzung von Regierungschef Giuseppe Conte über den 3. April hinaus verlängert werden. Es sei unvermeidbar, die verhängten Maßnahmen wie die Schließung von Schulen und Unternehmen zu verlängern, sagte Conte der Zeitung Il Corriere della Sera vom Donnerstag. In Italien gelten landesweite drastische Beschränkungen der Reise- und Versammlungsfreiheit, die bislang bis zum 3. April dauern sollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Netzgebühren für Unternehmen
Habeck will Stromkosten senken