Corona-Infektionszahlen: Sommer jetzt noch besser
Die Coronazahlen sinken schneller, als selbst Optimisten gehofft haben. Neben vielen Impfungen und Schnelltests spielt dabei das Wetter eine Rolle.

E s scheint derzeit alles irgendwie zu schön, um wahr zu sein. Nicht nur dass nach langer Kälte endlich der Sommer in voller Stärke angekommen ist – die Entwicklung der Coronazahlen macht es auch möglich, ihn so richtig genießen zu können: War es Mitte Mai noch Grund zur Freude, dass die 7-Tage-Inzidenz unter den Notbremsen-Grenzwert von 100 gefallen ist, liegt sie nur fünf Wochen später plötzlich nur noch bei 10. Biergarten, Freiluftkino, Freibad, Grillabend: Vieles, woran lange nicht zu denken war, ist plötzlich wieder ohne großes Risiko möglich.
Grund dafür sind nicht nur die vielen Schnelltests, die die Corona-Ausbreitung verlangsamt haben. Und auch nicht allein die Impfkampagne, die aller Kritik zum Trotz mit hohem Tempo voranschreitet: Über 800.000 Impfungen fanden letzte Woche im Schnitt pro Tag statt, mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist in Deutschland inzwischen mindestens einmal geimpft, knapp 30 Prozent haben kompletten Impfschutz. Auch der Sommer selbst hat offenbar starken Einfluss darauf, dass wir ihn jetzt so genießen können.
Denn die Saisonalität, also der Einfluss der Jahreszeiten, wirkt sich weitaus stärker auf die Infektiösität des Coronavirus aus, als bisher gedacht: Einer neuen Studie Londoner Wissenschaftler zufolge sinkt sie in Mitteleuropa im Sommer um mehr als 40 Prozent; bisher war dieser Wert nur auf etwa 20 Prozent geschätzt worden.
So gut diese Nachricht für die nächsten Monate ist, bedeutet die stärkere Saisonalität zugleich, dass die Zahlen im Herbst auch wieder stärker steigen können – vor allem, weil die infektiösere Deltavariante bis dahin auch in Deutschland dominieren dürfte. Verhindern lässt sich das nur, wenn bis dahin der andere wichtige Einflussfaktor – die Impfungen – noch weiter vorangeschritten sind. Denn vollständig Geimpfte sind auch vor Delta ziemlich sicher, und eine hohe Impfquote schützt auch jene, die nicht geimpft werden können.
Entscheidend wird also sein, dass die erfreulich niedrigen Infektionszahlen nicht dazu führen, dass zu viele Menschen aufs (Zweit-)Impfen verzichten. Doch wenn die Impfnachfrage weiterhin so hoch bleibt, wie sie bisher war, kann auf den Supersommer auch ein entspannter Herbst folgen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Der Jahrestag der Ukraine-Invasion
Warum Russland verlieren wird
Nach der Bundestagswahl
Jetzt kommt es auf den Kanzler an
Sieger des rassistischen Wahlkampfes
Rechte Parolen wirken – für die AfD
Alles zur Bundestagswahl
Oma gegen rechts hat Opa gegen links noch nicht gratuliert
Wahlsieg der Union
Kann Merz auch Antifa?
Wahlniederlage von Olaf Scholz
Kein sozialdemokratisches Wunder