Corona-Impfempfehlung der Stiko: Mäuse für Herbst gewappnet
Die miserable Datenlage für die Impfstoffe ist ärgerlich. Fehlende Zahlen waren zu Beginn der Pandemie ein valides Argument, jetzt sind sie es nicht mehr.
I n den USA ist die Coronapandemie jetzt offiziell vorbei. Und das, weil „niemand mehr eine Maske trägt“, wie es US-Präsident Biden begründete. Er erklärte damit das Pandemieende, obschon weiterhin „ein Problem mit Corona“ bestehe. Von einem Präsidenten könnte man fundiertere Aussagen erwarten. Es klingt angesichts der täglich rund 400 Coronatoten in den USA auch seltsam verharmlosend.
Prompt werden bei so schön einfachen Aussagen Stimmen laut, die fordern, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Pandemie auch in Deutschland für beendet erklärt. Der argumentierte immer wieder, dass ein Ende der Coronamaßnahmen langfristig nur durch die passenden Impfstoffe kommen kann. Doch jetzt, wo die auf die Omikron-Varianten angepasste Impfstoffe verfügbar sind, signalisiert die Ständige Impfkommission weiterhin Zurückhaltung.
Als ersten Booster – also dritte Impfung – wird der Impfstoff vorrangig empfohlen – aber für immungesunde Menschen unter 60, die dreimal geimpft sind, gebe es „keinen Bedarf“ für eine vierte Impfung. Vor schweren Verläufen mit einer Covidinfektion sei man trotzdem geschützt. Viele Menschen, die Interesse am bestmöglichen Schutz gegen eine Infektion und vor allem gegen Long Covid haben, hätten sich wohl eine klarere Botschaft gewünscht.
War doch die Ansage zuvor so oft, dass eine Impfung gegen die kursierende Varianten gut durch den Herbst bringe. Wirklich ärgerlich macht aber vor allem die miserable Datenlage, auf deren Grundlage die Impfstoffe zugelassen wurden. Monatelang „fieberte“ vor allem das Bundesgesundheitsministerium auf den Impfstoff für die BA.4/5-Variante hin. Jetzt kommt heraus, dass er überwiegend an Mäusen anstatt in einer Studie mit Menschen getestet wurde. Auch wenn Expert*innen deshalb nicht davon abraten, ist das wieder ein gefundenes Fressen für die Menschen, die ohnehin gegen die Impfung wettern wollen.
Empfohlener externer Inhalt
Die ersten Omikron-Fälle gab es in Deutschland im November letzten Jahres. Fehlende Daten waren zu Beginn der Pandemie ein valides Argument, jetzt sind sie es nicht mehr. Dass Unternehmen, die durch die Pandemie Milliarden verdienen, nicht eine bessere Studienlage vorlegen können, schwächt leider abermals das Vertrauen in die Pharmaindustrie.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite