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Corona-Entwicklung in DeutschlandAlle dreieinhalb Minuten ein Toter

Laut Robert-Koch-Institut sind am Donnerstag in Deutschland 426 Menschen an Covid-19 gestorben. So viel wie noch nie seit Beginn der Pandemie.

Die Patientenzahl in den Intensivabteilungen der Kliniken steigt Foto: dpa

Berlin dpa/taz | Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus ist um weitere 426 auf insgesamt 15.586 gestiegen. Das meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) am Freitagmorgen. Das ist der höchste Tageswert seit Beginn der Pandemie. Im Schnitt starb damit am Donnerstag alle dreieinhalb Minuten ein Mensch im Zusammenhang mit Covid-19.

Am Mittwoch war mit 410 Fällen zuletzt ein Spitzenwert in diesem Bereich erreicht worden. Bleiben die Zahlen auf diesem Niveau, werden in den kommenden fünf Wochen bis Jahresende fast noch einmal so viele Menschen sterben wie seit Beginn der Pandemie im Frühjahr.

Auch die Zahl die Neuinfektionen bleibt auf einem hohen Niveau. Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI 22.806 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden. Die Gesamtzahl der bislang nachgewiesenen Corona-Infektionen in Deutschland hat damit mittlerweile die Marke von einer Million überschritten, wie das RKI am Freitagmorgen bekanntgab.

Tatsächlich dürften sich aber noch viel mehr Menschen angesteckt haben. Denn viele Infektionen dürften unentdeckt geblieben sein, auch weil viele Menschen keine oder kaum Symptome entwickeln. Am Freitag vor einer Woche war mit 23.648 ans RKI übermittelten Fällen zuletzt ein Höchststand bei den täglichen Neuinfektionen erreicht worden.

Die sogenannte 7-Tage-Inzidenz – also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche – schwankt seit mehr als zwei Wochen um 140.

Mit 602,9 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche hat der Thüringer Landkreis Hildburghausen bundesweit den höchsten Inzidenzwert. Um die Infektionswelle zu brechen, gelten seit Wochenmitte für die rund 63.000 Einwohner im Kreisgebiet drastische Beschränkungen: Sie dürfen bis zum 13. Dezember ihre Wohnungen nicht mehr ohne triftigen Grund verlassen, Schulen und Kindergärten wurden geschlossen.

Am Mittwochabend waren dort hunderte Menschen durch die Stadt gezogen, um gegen den Lockdown zu demonstrieren. Der Landrat des Landkreises, Thomas Müller, der den Umzug als unverantwortlich kritisiert hatte, steht seit Donnerstag unter Polizeischutz. Er sei zuvor in den sozialen Medien beleidigt und bedroht worden und habe Anzeige erstattet, sagte ein Sprecher der Polizei in Erfurt am Donnerstagabend.

Die Zahl der bundesweit intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Patienten stieg nach RKI-Angaben vom 15. Oktober bis 15. November von 655 auf 3.395 Erkrankte stark an. Seitdem habe sich der Anstieg etwas verlangsamt, laut RKI waren es am Donnerstag 3.826 Patienten (Stand: 26.11., 12.15 Uhr). 60 Prozent davon wurden beatmet. 5.575 (20 Prozent) der Intensivbetten seien aktuell frei. Die Zahl der freien Intensivbetten sinkt seit Mitte Oktober.

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12 Kommentare

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  • Die Krankenstationen gehören mehr in den Fokus als die spinnerten Demonstranten. Zumindest sollte man neben die Demoberichterstattung gleich eine über die Klinik- und Pflegesituation daneben schalten.

  • "Im Schnitt starb damit am Donnerstag alle dreieinhalb Minuten ein Mensch im Zusammenhang mit Covid-19." Im Zusammenhang? Und mit? Oder besser an? Der Satz ist im Gegensatz zur Überschrift nicht eindeutig.



    Um den Eindruck, wie es in einigen Teilen der Bevölkerung den Medien vorgeworfen wird nur falsche Dinge zu schreiben, entgegenzuwirken, sollte also eine eindeutige Ausdrucksweise benutzt werden. 429 an oder mit Covid-19? Traurig allemal.

    • @Pia Mansfeld:

      Überflüssiger Streit um des Kaisers Bart.

    • @Pia Mansfeld:

      Warum ist es so wichtig, ob jemand mit oder an Corona stirbt?



      Egal ob mit oder an Corona zu sterben bedeutet auf jeden Fall allein zu sterben!



      Ich weiß, dass so viele sich so gar nicht mit dem Thema des eigenen oder des Sterbens Angehöriger auseinandersetzen will. Aber wer das denn mal tut, kann doch nur zu dem Ergebnis kommen, dass allein sterben zu müssen für alle Beteiligten so ziemlich das Grausamste ist, was man sich vorstellen kann.



      Und bitte ab wann stirbt jemand nur mit Corona und nicht an Corona? Wieviel ohne Corona voraussichtlich verbleibende Lebenszeit gestehen Sie denn jemandem zu, um zu behaupten er/sie sei "nur" mit Corona gestorben?

      • @Life is Life:

        Ihre letzte Frage könenn Sie sich doch selbst beantworten. Wenn Sie den Unterscheid zwischen mit und an nicht kennen, so ist das Ihr Problem. Mit/an macht in der Statistik zur Sterblichkeitsrate durch (ich hoffe das verwirrt Sie jetzt nicht zu sehr - und gleichzusetzen mit an) schon einen gewaltigen Unterschied!

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Pia Mansfeld:

      Wenn man zum Beispiel den Rückgang der Lebenserwartung um ca. 0,4 Jahre (82,5 Jahre Durchschnitt) in der Coronazeit in Schweden betrachtet, komme ich bei 10 Millionen Schweden auf einen Verlust von 48.000 Menschenlebenszeiten.

      Die Zahl der Toten ist nicht alleiniges Maß

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Hinzu kommt, dass von den "Genesenen" mehr als die Hälfte so schwere Schäden erlitten hat, dass sie längere Zeit nicht arbeitsfähig sind; ungefähr die Hälfte von denen sind bis auf weiteres pflegebedürftig.

        Das sind allein in Deutschland bereits eine gute halbe Million Menschen, die auf unabsehbare Zeit eine massiv reduzierte Lebensqualität haben. In der Statistik werden die allesamt unter "leichte Verläufe" geführt.

        Platt gesagt: jeder Tag mit dem Virus lässt dich um ein Jahr altern. Wenn du Glück hast. Wenn du Pech hast, sind es eher so 5 Jahre. Und zumindest die Nervenschäden dürften permanent sein.

        • @Ajuga:

          Interessante Informationen. Wo kann ich darüber mehr erfahren?

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Insgesamt dürften die Covid-Toten dreimal so viele sein wie Verkehrstote pro Jahr.



    Trotzdem gibt es genügend Todesmutige, die sich ohne Maske versammeln. Russisch Roulette ist so ähnlich!

    Ich würde erstmal 100 von denen einsammeln und jedem eine Strafe von 500 Euro verpassen - in Anwesenheit der Presse.



    Das wirkt! Pfefferspray und Wasserwerfer eher nicht.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Ist wohl eher Faktor 5. Bis ende des Jahres wahrscheinlich Faktor 8-10

      • 1G
        17900 (Profil gelöscht)
        @h. l.:

        Völlig richtig - wenn man die Dunkelziffer berücksichtigt. Gestern sprach man von 4-5 fache Zahlen!

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Es sind jetzt schon fünfmal so viele wie Verkehrstote in einem Jahr.

      Und bei Maskenverweigerern halte ich eine kleine, aber sofort kassierte Geldstrafe für viel wirkungsvoller. Macht 30 Euro bitte, danke. Das bringt mehr als irgendwelche Fantasiestrafen, die dann ja doch vor Gericht landen.