Corona-Ausbruch nach Restaurant-Feier: Ein harter Schlag
In einem Restaurant in Ostfriesland haben sich mehrere Gäste mit dem Coronavirus infiziert. ExpertInnen raten, lieber draußen als drinnen zu sitzen.
Zu den Betroffenen zählt auch die Personalchefin der Meyer-Werft. Da die leitende Angestellte in den Tagen nach der Party geschäftliche Meetings besucht hatte, sind aktuell 18 Beschäftigte, darunter Mitglieder des Betriebsrats, in Quarantäne. Zwar hat die Werft im März schon über 70 MitarbeiterInnen in Quarantäne schicken müssen, dennoch ist es eine peinliche Panne für den Betrieb, der wegen der Krise im Kreuzfahrtgewerbe eh schon schlechte Zeiten erlebt. Schließlich, so heißt es auf der Homepage, sei „unser Ziel: vorausschauend handeln, Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und für die Sicherheit unserer Mitarbeiter sorgen“.
Für die Gastronomie ist der Vorfall in Ostfriesland ein harter Schlag. Detlef Schröder, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Niedersachsen, sagte, sein Verband sei „bestürzt“ und verlangte, dass der Landkreis Leer den Fall „lückenlos aufklärt“.
Diese Arbeit läuft noch, aber das, was Landrat Matthias Groote bereits in Interviews mitteilte, deutet darauf hin, dass die Abstandsregeln nicht eingehalten wurden: Demnach habe der Betreiber keine Maske getragen, die Gäste hätten zu eng gesessen, auch „Körperkontakt“ soll es gegeben haben.
Der Dehoga Niedersachsen versprach, er werde „noch einmal verstärkt sensibilisieren, dass Gastwirte und ihre Gäste nur gemeinsam die strengen Vorgaben der gesetzlichen Hygieneregeln umsetzen können“ – dieser gute Vorsatz hielt nicht, wie ein Vorfall in Delmenhorst vom Sonnabend zeigt.
Dort fand die Polizei in einem Restaurant eine Fete mit „mindestens 40 Personen“, Mindestabstände wurden nicht eingehalten. Auch die Dokumentation der Personalien konnte der Restaurant-Betreiber nicht vorzeigen, ihm droht jetzt ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz, das Bußgeld kann bis zu 25.000 Euro betragen. Angesichts des Corona-Ausbruchs in Leer „sollte der Vorfall nachdenklich stimmen“, schreibt die Polizeipressestelle.
Trotz der Vorfälle ist am Montag in Niedersachsen die dritte Stufe der Lockerungen eingetreten. Für die politisch Verantwortlichen geht es um das Versagen Einzelner: „Ich denke, dass die Regeln nach den vorliegenden Informationen ausreichend sind“, sagte Landrat Groote dem NDR. Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) sah am Sonnabend keinen Grund, vom Lockerungskurs abzurücken: „Nach ersten Erkenntnissen ist das Infektionsgeschehen nicht auf einen normalen Restaurantbesuch zurückzuführen.“
Im Umkehrschluss sollte also gelten: Werden die Regeln eingehalten, dürfte es nicht zu Infektionen kommen. Aber abgesehen davon, dass jedes Bundesland die Regeln etwas anders schreibt, sehen ExpertInnen Restaurantbesuche generell kritisch.
Seit sich Chormitglieder – erst in den USA, dann in Deutschland – trotz Abstand angesteckt hatten, gehen Fachleute davon aus, dass die Infektion vor allem durch die Luft verbreitet wird. Andreas Podbielski, Virologe an der Uni Rostock, riet im Interview mit der dpa, im Lokal „möglichst draußen zu sitzen“.
Ähnlich äußerte sich der Chef-Virologe der Berliner Charité, Christian Drosten, in der Sendung „Corona-Podcast“, wo er vor einem falschen Gefühl der Sicherheit warnte: „Ich glaube, dass man nicht so viel bewirken kann durch das viele Händewaschen und Desinfizieren.“ Statt sich drinnen zu drängen, sollten Gäste lieber in Biergärten oder auf Terrassen der Lokale sitzen, riet er. Um das Risiko im Innenraum zu vermindern, helfe am besten: „Fenster aufreißen.“
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