Claudius Prößer über die Baufortschritte bei S21 und Dresdner Bahn: Des einen Freud, des andern Leid
Selbst die Deutsche Bahn (DB) wird mal mit dem Bauen fertig: Noch im ersten Quartal, also vor Ende März, soll der Zugverkehr auf dem ersten Bauabschnitt der neuen „S21“ möglich sein. Etwas verwirrend ist, dass die S-Bahn, die bald auf dem Stummel zwischen Hauptbahnhof und Gesundbrunnen fahren soll, „S15“ heißt. Die 21 gibt es wohl erst, wenn in den 30er Jahren alle drei Bauabschnitte bis zum Südkreuz fertiggestellt sind.
Eigentlich sollte es mit der S15 schon im Dezember losgehen, dem standen aber Personalengpässe bei der technischen Abnahme der neuen Infrastruktur im Wege. Und so richtig fertig ist das Ganze auch im März noch nicht: Wegen Mängeln im Unterbau des Hauptbahnhofs wird der eigentliche S-Bahnhof nicht vor 2027 zur Verfügung stehen. So lange müssen die Fahrgäste mit einem Interimsbahnhof im Tunnel unter der Invalidenstraße vorlieb nehmen.
Noch ein Dreivierteljahr länger – bis zum Fahrplanwechsel im Dezember – dauert es zur Inbetriebnahme der sogenannten Dresdener Bahn: der Strecke, die Berlin vom Hauptbahnhof über das Südkreuz und Lichtenrade verlässt. Dann wird nicht nur die sächsische Hauptstadt in 80 Minuten erreichbar sein (statt in derzeit rund zwei Stunden), auch der Flughafen BER rückt zeitlich näher: Der Airport-Express FEX, die geräumige Regionalbahn, mit der man jetzt in einer halben Stunde vom Hauptbahnhof zum Flieger rollt, braucht dann nur noch 20 Minuten und soll viermal pro Stunde fahren.
Aktuell erreicht der FEX den Flughafen über Ostkreuz, Schöneweide (ohne Halt) und einen Schlenker über den sogenannten Außenring. Allerdings hält er auch am Bahnhof Gesundbrunnen, was ihn für NutzerInnen in den nördlichen Ortsteilen besonders attraktiv macht. Einige FEX-Fans hatten den Verdacht, dass die Bahn diese Verbindung ersatzlos kappen will, und es gibt sogar eine Onlinepetition, um das noch zu verhindern.
Sie sei als Anwohnerin persönlich betroffen und kenne andere, denen es genauso gehe, sagt Initiatorin Christiane Ochs der taz. „In Zeiten des Klimawandels ist es doch völlig falsch, Strecken zu streichen“, findet sie, und Gesundbrunnen sei schließlich einer der am stärksten frequentierten Bahnhöfe der Stadt. Besonders ärgert sie, dass die Bahn ihre KundInnen über dieses Thema nicht proaktiv informiere.
Frage an die DB: Wäre es nicht möglich, den FEX nach dem Streckenwechsel am Gesundbrunnen starten und enden zu lassen? Antwort der DB: „Im Frühjahr 2025 geht die neue Linie S15 in Betrieb. Damit gibt es eine direkte Verbindung im 10-Minuten-Takt zwischen Gesundbrunnen und Hbf mit Anbindung zum FEX.“
Des einen Freud, der anderen Leid: Umsteigefreie und komfortable Fahrten von Gesundbrunnen zum BER sollen also ab nächstem Jahr Geschichte sein. Was aber der neuen S-Bahn eine gute Auslastung verspricht. Es sei denn, die Petition macht noch gehörig Druck – bis jetzt haben sie freilich erst zwei Dutzend Personen unterzeichnet.
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