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Christliche Fundamentalisten in Bremen„Lasst euch drücken!“

In Bremen will eine radikalchristliche Pfingstgemeinde ein Sozialzentrum errichten – und damit eine Lücke füllen, die der Staat hinterlassen hat.

Viel Pop, viel Bewegung: So wurde auch 2008 das evangelikale „Christival“ in Bremen eröffnet Foto: dpa

Bremen taz | Der Weg zu Gott führt über eine notdürftig ausgebesserte Straße im Oldenburger Stadtteil Nadorst. Inmitten von all diesen putzigen Häusern, die irgendwie an der Schnittstelle zwischen Bauernkate, prunkvollem Kaufmannshaus und verklinkerter Backsteinplatte stehen, erhebt sich der moderne Neubau der Freien Christengemeinde Oldenburg. Mit seiner quadratischen Architektur, dem Flachdach und den sauber verputzten Wänden erinnert der Bau eher an das Vereinsheim eines wohlhabenden Vorstadt-Hockeyklubs als an eine Kirche.

Später wird der Pfarrer einen Satz in seiner Predigt sagen, der diese Besonderheit, die nur eine von vielen in dieser Geschichte ist, gut zusammenfasst: „Wir sind die Freikirche, deswegen nehmen wir uns alle Freiheit abzuweichen.“

In den Genuss dieser Freiheit abzuweichen sollen nun auch die Bürger*innen in Bremen-Nord kommen. Denn genau dort, an der Schnittstelle der drei Stadtteile Blumenthal, Lüssum-Bockhorn und Rönnebeck will die Freie Christengemeinde Oldenburg mit ihrem karitativen Dienst „Sozialwerk Oldenburg“ ein Sozialzentrum aufbauen, das in dieser Form deutschlandweit einmalig sein dürfte. Das Projekt „Ermlandstraße 2020“ umfasst eine Kita, eine Wohngruppe, eine Begegnungsstätte, eine Kantine, einen Indoor-Spielplatz, eine Freizeitanlage und einen psycho-sozialen Beratungsdienst und reagiert damit scheinbar perfekt auf die soziodemografische Gemengelage in Bremen-Nord.

Denn Blumenthal ist in der Hansestadt an der Weser vorrangig als sozialer Brennpunkt bekannt. Der Stadtteil verzeichnet einen überproportionalen Zuwachs an Geflüchteten, der Sozialindex ist im Bremer Vergleich unterdurchschnittlich, jede*r fünfte Blumenthaler*in lebt in Überschuldung. Die soziale Infrastruktur hinkt dieser Entwicklung hinterher. Da kommt ein ambitioniertes Projekt wie das der Freichristen den Behörden mehr als gelegen, um mit wenig Eigenaufwand wohlfahrtsstaatliche Arbeit in Bremen-Nord zu fördern. Der Ortsbeirat Blumenthal stimmte bereits in der Beiratssitzung vom 1. April dem Projektvorschlag des „Sozialwerks Oldenburg“ einstimmig bei drei Enthaltungen zu.

Missionierung im eigenen Land

Die Freie Christengemeinde Oldenburg zählt zur Strömung der Pfingstkirchen, die Expert*innen der evangelikalen Bewegung zurechnen. Der Evangelikalismus ist eine religiöse Bewegung, die von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich funktioniert und sich in kritischer Abgrenzung zum landeskirchlich anerkannten Protestantismus entwickelte. Ihrem Selbstverständnis nach vertreten sie den „wahren Glauben“ – und sind dazu verpflichtet, ihn zu verbreiten. Das nennt sich dann „Evangelisation“, gemeint ist damit die Missionierung im eigenen Land.

Wer durch die schwere Glastür den Neubau der Freien Christengemeinde Oldenburg betritt, wird direkt an der Tür mit Flyer und Handschlag begrüßt. Im Inneren eröffnet sich der Blick auf ein Foyer, das an eine renovierte Stadtbibliothek erinnert. Im Bookshop lassen sich Kalender und die neusten Publikationen erstehen, ein Infopoint lädt zur Beratung und Orientierung ein, und in der hauseigenen Cafébar „Leib&Seele“ werden biologische Fairtrade-Limonaden verkauft.

Zur Linken eröffnet eine Tür den Zugang zur eigentlichen Kirche: ein Raum so groß wie eine Tennishalle. Es ist kurz vor Beginn des Gottesdienstes – über einen Beamer wird ein Countdown bis zum Beginn des Gottesdiensts an die Rückwand geworfen, aus den Boxen dröhnt poppige House-Musik und es wird erst beim genauen Hinhören deutlich, dass die Texte dezidiert christlich sind. In einem Bereich der Kirche sind die Stühle zu einem „Kinderwagenparkplatz“ aufgestellt, auf der gegenüberliegenden Seite gibt es einen abgegrenzten Glaspavillon, in dessen Innerem junge Eltern mit ihren Sprösslingen gleichzeitig spielen und am Gottesdienst teilnehmen können.

Aus den Boxen dröhnt poppige House-Musik

Wer wie der Autor dieses Textes christliche Erfahrungen im Kindesalter vorwiegend in zugigen, dunklen und unterkühlten Kirchen genießen durfte, kommt kaum umher, eine stille Bewunderung für dieses zeitgemäße Angebot an Religiosität zu empfinden. Immerhin 50 Menschen sind trotz der Osterferien zum bereits zweiten Sonntagsgottesdienst des Tages gekommen, von Wollmäusen in den hinteren Reihen der Kirchenbänke ist hier nichts zu spüren. Kein Wunder, schließlich zählen die Pfingstgemeinden zur am schnellsten wachsenden religiösen Gruppierung der Welt. Und auch in Deutschland scheinen sie zunehmend einen Nerv zu treffen.

Religionswissenschaftler*innen bedienen sich zur Erklärung dieses Umstandes der Markttheorie, die das Verhältnis von verschiedenen religiösen Gruppen mit dem Konkurrieren verschiedener Produkte nach kapitalistischer Wertschöpfungslogik beschreibt. Demzufolge seien die Evangelikalen durch ihre Fähigkeit, popkulturelle Phänomene und digitale Medien in ihre Wirkungsweisen zu integrieren, besonders attraktiv auf dem Basar der religiösen Heilsversprechungen.

Im Saal wird derweil das Licht gedimmt und die Christpopband fängt an zu spielen. Der Text ist auf Englisch und wird zusammen mit der deutschen Übersetzung an die Wand projiziert. Die Gläubigen stehen beim Singen auf, wiegen sich im Takt der Melodie, manch eine*r reckt die Hand gen Himmel.

Gottesdienst ohne Liturgie

Was folgt ist ein Gottesdienst ohne jegliche Liturgie, dafür aber mit viel Musik und Bewegung, einem Abendmahl und einer Predigt. Die hält ein junger, hübscher Mann, zum Einsatz kommt abermals eine Power-Point-Präsentation. Inhaltlich ist die recht harmlos, es wird aus dem Markusevangelium zitiert, und immer geht es um diesen Jesus, der hier so präsent ist, als ob er ein Gemeindemitglied wäre, der es heute ausnahmsweise mal nicht geschafft hat, persönlich zum Flyern und Händeschütteln nach Oldenburg-Nadorst zu kommen.

Wer sich nun fragt, was denn letztlich das Problem der ganzen Sache ist, dem sei die Stellungnahme zum Thema Homosexualität des Bundes Freichristlicher Pfingstgemeinden, dem die Freie Christengemeinde Oldenburg angehört, empfohlen. In dem zweiseitigen Dokument wird die wortwörtliche Auslegung der Bibel als Referenzpunkt der Pfingstler deutlich: So gäbe es keine wirklichen Homosexuellen, sondern nur „homosexuell fühlende“ Menschen, deren Neigung „veränderbar“ sei. Des Weiteren wird Homosexualität in der Bibel stets mit anderen Sünden in Verbindung gebracht und störe somit die Beziehung zwischen Mensch und Gott. Dass Mann und Frau geschaffen wurden um sich zu vermehren, ist sowieso klar.

Diesbezüglich ist auch der Youtube Kanal „Gute Nachricht TV“ interessant, der einen Jungprediger der Gemeinde, Simon Dreher, in seinem Wirken zeigt. Harmlos sind da noch Aussagen wie die, dass die Frau dem Mann zum Dienen unterstellt sei. Unter anderem wettert auch er gegen Homosexuelle und die Ehe für alle und gibt eine auf Kreuzzug gestylte Anleitung, wie man zum Gebetskämpfer werden kann. Auch das ist Teil der Freien Christengemeinde Oldenburg.

Getränkegutschein für neue Besucher*innen

Gegen Ende dieses Palmsonntagsgottesdienstes passiert dann doch noch was Interessantes. Kurz vor der Abmoderation fragt der Prediger, wer denn hier zum ersten Mal dabei sei. Neben dem Autor heben noch drei weitere Besucher*innen zögerlich die Hand, und sofort eilt ein Gemeindemitglied her und überreicht strahlend mit einem „Willkommen in der Gemeinde“ eine Geschenktüte. Darin gibt es eine „Kontaktkarte“ und eine Einführung in das Willkommensprogramm „Next Steps“, das sich gezielt an Neuankömmlinge richtet. Und sei dies an umarmender Missionierung noch nicht genug, gibt es noch einen Getränkegutschein für die Snack-Bar.

Eine wunderbare Gelegenheit, nach dem Gottesdienst bei einer Holunderlimonade Kontakte zu knüpfen. Diese lassen auch nicht lange auf sich warten, und so ist man bald im Gespräch mit dem Prediger und einem jungen Senegalesen, der seit vier Jahren Teil der Gemeinde ist und aus dessen Augen die Nächstenliebe einen förmlich anspringt. Es folgt ein wenig Smalltalk, in dem bekräftigt wird, wie schön es wäre, sich ab jetzt öfters hier zu sehen. Zum Ende wird der Autor noch bis zur Bushaltestelle gebracht.

Der Projektleiter will nicht wörtlich zitiert werden

Wie würde ein soziales Zentrum in Bremen-Nord aussehen, das nach den Lehren und dem Selbstverständnis dieser Gemeinde errichtet wird? Die Antwort auf diese Frage möchte Nimo Henze liefern. Er ist der Projektleiter der „Ermlandstraße 2020“ und beim Sozialwerk Oldenburg angestellt. Auf die Anfrage zu einem Interview willigt er ohne Zögern ein, später distanziert er sich von all seinen Aussagen und will nicht wörtlich zitiert werden.

Das Treffen findet direkt vor Ort statt, in der Ermlandstraße in Bremen-Blumenthal. Dieser Teil der Stadt, den man nach einer dreiviertelstündigen S-Bahn Fahrt vorbei an Villen, Plattenbauten und verlassenen Geschäften erreicht, ist ein gefühltes Niemandsland. Das Areal ist eingerahmt von einem Busdepot, der Stadtautobahn und dem Gelände des ehemaligen Tennisklubs, das jetzt als Übergangswohnheim für Geflüchtete genutzt wird. Henze, ein Mann Mitte dreißig, mit braunen Haaren und Dreitagebart, steht auf der Wiese neben dem Busdepot und deutet mit seinen Fingern an, wo nach Willen des Sozialwerks der Neubau errichtet werden soll.

Denn genau hier, auf dieser Wiese, soll in einem ersten Schritt eine Kita mit Platz für acht Gruppen sowie ein Begegnungszentrum entstehen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße liegt der ehemalige Tennisklub, auf dessen Gelände sich noch die alte, etwas schimmlige Tennishalle sowie die neu dazu gewürfelten Räumlichkeiten des Übergangswohnheims für Geflüchtete befinden. Das Heim wird momentan noch vom Arbeiter-Samariter-Bund betrieben, allerdings soll im Zuge des Projektes „Ermlandstraße 2020“ nun eine Bedarfsprüfung durch die Stadt durchgeführt werden.

Das große Ganze

Sollte diese entscheiden, dass das Übergangswohnheim nicht weiter benötigt wird, würde das Sozialwerk Oldenburg gern die Räumlichkeiten sowie die Tennishalle in das Gesamtkonzept inte­grieren. Aus dem Heim würde eine betreute Wohneinrichtung für sozial und emotional benachteiligte Menschen entstehen, die Tennishalle soll zu einem Indoor-Spielplatz umfunktioniert werden.

Doch wie hält es das Sozialwerk nun mit der Missionierung? Am selben Tag lädt der Verein „Internationaler Bund der Konfessionslosen und Atheisten e. V.“ zu einer Gegenveranstaltung in Bremen-Nord ein. Kopf der Organisation ist Herbert Thomsen, ein Mann mittleren Alters und Klassenkämpfer der alten Schule. Mit vor der Brust verschränkten Armen erklärt er an diesem Abend einem Grüppchen Parteimitglieder der „Linken“ die Causa „Ermlandstraße 2020“. Vor einem selbstgemalten Tortendiagramm referiert er über die evangelikale Bewegung weltweit, und insbesondere über die Pfingstler.

Schnell wird klar, dass es auch hier um das große Ganze geht: die weltweite Turbomissionierung der Pfingstbewegung, ihre Verknüpfungen zum rechten Rand der Gesellschaft, Evangelikale, die in der ersten Reihe des „Marsches fürs Leben“ laufen und ihr bereits in Bremen existierendes Netz von Schulen, Altenheimen, Kindergärten und sonstigen Pflegeeinrichtungen.

Etablierte evangelikale Kitas

Laut Thomsen ist die Bremer Politik bereits stellenweise unterlaufen von evangelikalen, fundamentalistischen Christen, und auch die Zustimmung des Ortsbeirats Blumenthal zum Projekt „Ermlandstraße 2020“ sei ein bewusster Pakt mit den Religiösen. Vieles, was der Mann sagt, ist richtig, manches klingt wiederum nach evangelikaler Weltverschwörung.

Doch die Kritiker*innen sind sich nicht sicher, mit wem sie es beim Sozialwerk Oldenburg zu tun haben. Keine*r der Anwesenden kennt die Gemeinde in Oldenburg, auch mit dem Projektleiter Nimo Henze hat noch niemand gesprochen.

Allerdings gibt es in Bremen bereits eine Reihe etablierter evangelikaler Kitas, in denen tatsächlich Missionierung, Bibelunterricht und eine religiöse Ausrichtung der Erziehungsarbeit fester Bestandteil sind. Vom Sozialwerk Oldenburg und ihrem Projekt in der Ermlandstraße sei darum wohl nichts Gegenteiliges zu erwarten. Des Weiteren sei die Freie Christengemeinde Mitglied in den offen homophoben und anti-emanzipatorischen Dachorganisationen des Bundes Freichristlicher Pfingstgemeinden und der Evangelischen Allianz.

Offener Brief an die zuständigen Senatorinnen

Am Tag darauf schicken 31 Kritiker*innen aus Gewerkschaften, dem Erziehungssektor, der „Linken“, der Wissenschaft und aus queeren Selbstvertretungsorganisationen einen offenen Brief an die zuständigen Bremer Senatorinnen.

Maja Tegeler ist eine der Initiatorinnen des offenen Briefs, sie sitzt im Vorstand des Bremer CSD-Vereins. Ihr ist es wichtig zu betonen, dass man nicht grundsätzlich ein Problem damit habe, dass eine konfessionell gebundene Kita eröffnet werden soll. Der Knackpunkt sei für sie vielmehr, dass es sich bei der Pfingstbewegung um eine religiös-fundamentalistische Gruppierung handele, die man mit ihren ewig gestrigen Positionen nicht auf Kinder loslassen dürfe.

Die Frage, ob nun die Freie Christengemeinde Oldenburg und ihr Sozialwerk fundamentalistische Christ*innen sind, die Wohltätigkeit eben auch als Missionierung begreifen, ist allerdings nur eine Dimension dieses vielschichtigen Problems. Im Großen und Ganzen geht es nämlich um die Frage, wer in Deutschland zuständig für Wohlfahrt und Care-Arbeit ist, und was dies in Zeiten von neoliberalem Sozialstaatsabbau und Privatisierung bedeutet.

Der Staat ringt mit sich selbst

Anruf bei Peter Nowack. Er ist Sozialdemokrat und Ortsamtsleiter in Blumenthal und somit auch Vorsitzender des Beirats, der das Konzept „Ermlandstraße 2020“ einstimmig angenommen hat. Die Frage der Missionierung durch die Pfingstgemeinde habe man öffentlich diskutiert, erklärt Nowack am Telefon. Letztlich sei man aber zum Ergebnis gekommen, dass das Sozialwerk der Freien Christengemeinde Oldenburg Teil einer gemäßigten Freikirche sei. Die Meinung des Internationalen Bundes des Konfessionslosen und Atheisten teile er deswegen nicht.

„Der Staat kriegt es derzeit einfach nicht geregelt, selber für ein ausreichendes Angebot zu sorgen“, sagt Nowack. In Blumenthal würden gerade fünf Kitas errichtet, alle von privaten Trägern. „Wir haben die Vorgaben des Senats zu erfüllen, um dem gesetzlichen Anspruch auf einen Kita-Platz ab dem ersten Lebensjahr gerecht zu werden. Natürlich sind wir glücklich über jeden, der das Prob­lem mit uns gemeinsam angehen möchte, egal ob der Träger staatlich oder kirchlich ist.“ In seiner Stimme schwingt eine Spur Verzweiflung mit.

Die Debatte um das Projekt „Ermlandstraße 2020“ ist letztlich ein Lackmustest für die Frage, wie eine flächendeckende Sozialarbeit für Kinder, Erwachsene, Geflüchtete, Schuldner*innen und sonstige Hilfsbedürftige heutzutage funktionieren soll. Gerade das chronisch klamme, aber eben auch sehr evangelikale Bremen ringt dabei spürbar mit sich selbst und seinem Selbstverständnis.

Das Sozialwerk Oldenburg hat einen sehr realen Missstand klug erkannt und bietet scheinbar Abhilfe. Ob die Einrichtung frei von religiöser Indoktrinierung funktioniert, wird sich im Jahr 2020 zeigen.

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25 Kommentare

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  • Tolle Sache vom Sozialwerk Oldenburg.



    Wird dringend gebraucht!

  • @Rudolf Fissner - Noch ein Beispiel was Kitas im Artikel mit dem Thema Homosexualität zu tun haben: www.queer.de/detai...p?article_id=30628

    • @Frederik Andersen:

      Ich wußte gar nicht, daß der Katholische Kindergarten Hohenlohe in Wirklichkeit den evangelikalen Christen gehört. Ich dachte fälschlicherweise, daß den die kath. Kirche betreibt. Danke für Ihre umfassende Aufklärung.

  • @ Rudolf Fissner - www.tagesspiegel.d...eher/19572356.html

    Vielleicht sind ja die christlichen Fundamentalisten wider Erwarten toleranter aber der obige taz Artikel lässt ja eher nicht darauf schließen: "Des Weiteren sei die Freie Christengemeinde Mitglied in den offen homophoben und anti-emanzipatorischen Dachorganisationen des Bundes Freichristlicher Pfingstgemeinden und der Evangelischen Allianz."

  • Immer wieder interessant. Beim Thema Rassismus und Antisemitismus ist das Forum immer voll mit berechtigter Kritik. Beim Thema Homophobie wird Verständnis für christliche Fundamentalisten gezeigt oder es wird gleichgültig überlesen!



    Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist vollständig abzulehnen.

    • @Frederik Andersen:

      Mal ne blöde Frage: Was haben die Kitas im Artikel mit dem Thema Homosexualität zu tun?

      • @Rudolf Fissner:

        @Frederik Andersen. Vielen Dank für Ihre Hinweise oben. Aber das ist ja absolut nichts neues. Meine Frage bezog sich aber konkret auf die geplanten Kitas.

        Und vielleicht liegen speziell Ihnen ja Informationen vor zum Sozialwerk Oldenburg um die es hier geht. Ist ja nicht gerade eine Neuerfindung.

        • @Rudolf Fissner:

          @Frederik Andersen: Ihr Tagesspiegel Link mit dem Zeaser „Ein Homosexueller wird in Berlin-Reinickendorf Erzieher in einer Kita mit muslimischen Eltern. Das löst wütende Proteste aus.„

          Haben Sie ein Problem damit das das Sozialwerk Kitas in einem Stadtteil mit hohem Migrantenanteil einrichten will?

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Kommentar entfernt. Bitte beteiligen Sie sich sachlich-konstruktiv an der Diskussion, danke. Die Moderation

  • Oh je, beim Thema Homosexualität immer noch von vorgestern! Das geht gar nicht mehr und ist nicht mit den Menschenrechten vereinbar!



    Womöglich auch noch für die Homo-Heilung. Gefährlich solche Gruppen!

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Zum Thema Feindbilder möchte ich hier nichts beitragen. Wat dem enen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall. Oder so ähnlich.

    Beschränken wir uns zunächst einmal auf das Faktische: staatliche Sozialarbeit (früher - ja - gab es auch mal Gemeinwesenarbeit) reicht hinten und vorne nicht aus und wird zudem lausig bezahlt. Das Subsidiaritätsprinzip ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts, sondern hat eine lange Tradition.

    Gäbe es in meiner Nähe entsprechende Angebote, würde ich mir das Ganze mal anschauen. Mit Ohrenstöpseln gegen die akkustische Dröhnung - und vielleicht ... aber lassen wir das.

  • Statt sich über die evangelische Freikirche aufzuregen, empfehle ich, sich auf fundamentalistische Muslime zu konzentrieren. Die sind wirklich schlimm.

    • @Wellmann Juergen:

      Tut sich nichts. Gehen Sie mal in die USA.

    • @Wellmann Juergen:

      genau, fanatische Christen sind ja so harmlos... Breivik, Christchurch,...

      und da jede Religion den Allmachtsanspruch hat sind sie alle schlecht.

      • @danny schneider:

        Ich glaube da haben Sie etwas nicht verstanden. Soweit ich die monotheistischen Religionen verstehe ist bei denen allein deren Gott allmächtig. Nicht die Religion selbst.

        Die sehen Typos mit Allmachtsfantasien, Superheroalleskönner eher als zweifelhaft an.

  • „Ob die Einrichtung frei von religiöser Indoktrinierung funktioniert, wird sich im Jahr 2020 zeigen„

    Hallo taz Bremen, Moin Cornelius Runtsch

    Oldenburg ist ja man gleich ne halbe Stunde Autofahrt um die Ecke. Das „Sozialwerk Oldenburg„ ist dort ja bereits tätig.

    Wie wäre es also mit ein wenig investigativen Journalismus (raus ausm Haus, wahlweise auch einfach nur Old School Telefon ).

    Ob „die“ indoktrinieren, sollte jemanden, der sich finden läßt, dort bekannt sein.



    Oder hat man einfach nichs gefunden?

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    "Ist das Vorleben seines Glaubens und die Begründung des Handlens eben in diesem Glauben bereits Indoktrinierung? Oder fängt es erst dann an, wenn man Kinder mit den Inhalten der Bibel bekannt macht?"

    Wie lebt man denn Glauben vor? Öffentliches Beten etc.? Das wäre Indoktrination. Muss man sein Handeln gegenüber Schutzbefohlenen aus dem Glauben heraus begründen ? Da wäre eine logische Erklärung sicher angesagt.



    Beispiel: Wenn Sie die Züchtigung von Schutzbefohlenen allein aus Ihrem Glauben heraus ablehnen, dann sind Sie aber arm dran. Religion ersetzt keine Ethik.



    Deshalb sollten Sie Kindern auch nicht mit der Bibel kommen - da gibt es bessere, kingerechtere Bücher, die die moralische Entwicklung der Kinder stützen können. Vor allem; reißen Sie das Alte Testament aus Ihrer Bibel heraus, das ist nicht Jugendfrei.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Eine lange Reaktion geschrieben, und wieder gelöscht, doch eins möchte ich aufgreifen: Wenn Sie unter "Züchtigung" Gewalt verstehen, ist es egal ob das in Richtung von Schutzbefohlenen oder ein zufällig anwesende Person ist. Gewalt ist kein Zeichen der Liebe. Liebe ist bedingungslos; nachsichtig; verständnisvoll; eine Entscheidung, kein Gefühl (wobei Liebe durchaus mit Gefühle zusammen geht); nicht nachtragend.

      Sie haben Recht, Religion ersetzt keine Ethik, aber sie esetzt auch keine Beziehung zu Gott. Ich denke, dass ist ein wesentlicher Unterschied zwischen jemand der religiös ist (im Sinne von Gesetzlichkeit) udn jemand der aus einer Beziehung zu Gott hinaus sein Leben gestaltet.

      Kinder mit Inhalten der Bibel bekannt machen bedeutet für mich zunächst die Kernaussage des Neuen Testaments zu vermitteln: Vergebung durch und Freiheit in Christus, basierend auf der bedingungslose Liebe die Gott uns in Christus entgegen gebracht hat. Das Alte Testament, da haben Sie recht, ist nicht Jugendfrei, Zu ein passenden Zeitpunkt jedoch, gehört es zur Bildung eines Gesamtbildes dazu. Immer mt dem Wissen, das in Christus das Gesetz erfüllt ist, ich also nicht nach den Regeln des AT leben soll (Gerechtigkeit durch Werke) sondern nach dem NT, Vergebung aus Gnade.

      • @Olav van Gerven:

        Das soll man Kindern so beibringen? Auch denen, deren Eltern in dem Stadtteil gar nicht an Gott glauben? Wie weit kann der Respekt der Nächstenliebe gehen? Dass man sie praktiziert und zugleich darauf verzichtet, damit Werbung für den eigenen Glauben (nicht: Gott, denn hier wird's ja dann doch ein wenig vage) zu machen?

        • @Karl Kraus:

          Auch Kinder deren eltern nicht an Gott glauben haben m.E. ein Recht darauf zu erfahren, warum ich so handel wie ich handel. Das dies dann als "Werbung" verstanden wird mag sein, aber soll ich die Kinder anlügen wenn sie mich fragen, warum ich etwas tue oder lasse? Soll ich sagen "ich respektiere euch, weil es im Gesetz steht!", während mein Respekt den Kindern gegenüber nicht auf Gesetze beruht, sondern die direkte Folge ist von dem, was ich in meinem Leben erfahren habe?



          Wenn gefragt, habe ich es immer ganz einfach gehalten. Meine Gründe liegen in dem, was ich erfahren habe. Das ich Liebe als Bedingungslos betrachte kommt, weil ich persönlich bedingungslose Liebe erfahre(n habe). Liebe und Respekt zu einem Zeitpunkt, wo ich davon überzeugt war, diese absolut nicht zu verdienen. Und verdient hatte ich das wahrlich nicht, aber trotzdem bekommen.



          Es ist eine Botschaft, die Kinder (aber auch Jugendlichen udn Erwachsenen!) Mut machen kann. Mut die Fragen zu stellen die ich damals gestellt habe. Nicht unbedingt heute oder morgen, aber irgendwann, wenn die Verdauungsprodukte so richtig dampfen und stinken. Wenn es augenscheinlich keinen Ausweg mehr gibt, als letzter Versuch. Ich hatte damals die Wahl: Einen Freiflug von der Schellingwouderbrug (bei Amsterdam) oder es gibt Gott und er hilft mir auf die Füsse. Die Hoffnung darf ich keinem Menschen vorenthalten. Und dann ist es an dem Menschen selbst zu entscheiden, wie immer sie möchten.



          Ich denke, das wird einer der Sachen sein, die in dem geplanten Sozialzentrum gelebt wird. Sicher nicht ohne Fehler, dafür ist udn bleibt es Menschenwerk, aber lieber Hoffnung und Perspektive vermitteln als gar nichts.

          • @Olav van Gerven:

            Sie beschreiben hier eine der schönsten Seiten des Glaubens. Ich selbst habe auch nur gute Erfahrungen damit gemacht und möchte sie nicht missen. Dennoch ist es ein Unterschied, ob ich missioniert werde mit einem "einzig wahren" Glauben oder ob ich trotz der Nächstenliebe die Voraussetzung ablehnen darf, es gebe diesen Gott, dessen "Forderungen" ja allein aus der Annahme erwachsen, es gebe ihn tatsächlich. Ich käme mit dem Modell Jesus als geschichtlicher Person (na klar: auch als Mythos, jedenfalls als Vorbild) super klar. Eine rückwärtsgewandte und gar nicht mehr so liebevolle Leugnung von Homosexualität unter Ablehnung jeglicher wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie das christlich-konservative Frauenbild müssen allerdings konsequent bekämpft und abgelehnt werden. Hier sind mir alle radikalen Strömungen höchst verdächtig.

            • @Karl Kraus:

              Ich, für mich persönlich, meine tatsächlich, dass "mein" Glauben as einzig Wahre ist, aber das bedeutet nicht automatisch (für mich!), dass andere Menschen das genau so sehen und erfahren müssen. Interessant finde ich da die Tatsache, dass Jesus selbst sagt, dass man "an der Liebe erkennen wird, dass ihr meine Jünger seid."

              In mein Bekanntnen und Freundeskreis gibt es viele Homosexuellen, manche lehnen Gott kategorisch ab, anderen versuchen ihr Leben so wie ich mit Ihm zu gestalten. Wer bin ich, dass ich diese Menschen ablehnen darf, auch wenn ich möglicherweise nicht immer einverstanden bin mit dem was sie tun oder lassen - so wie sie sicher nicht immer meine Worte oder Handlungen bejahen werden. Was wissenschaftliche Erkenntnisse angeht bin ich grundsätzlich skeptisch, nicht von meinem Glauben aus, sondern weil ich im Laufe der Geschichte sehen kann, dass "wissenschaftliche Tatsachen" doch nicht ganz so unumstößlich gewesen sind, wie sie zu dem Zeitpunkt wo sie als solches behauptet wurden, erschienen. Es ist für mich aber auch völlig irrelevant ob Homosexualität genetisch bedingt, anerzogen oder krankhaft sei. So oder so, es betrifft Menschen und ich bin aus meinem Glauben heraus gehalten, diese mit der Liebe zu begegnen, mit welche "mein" Gott sie begegnet. Alles andere ist dann Gottes Problem.



              Ich kann aber nur für mich (und in dieser Sache auch für meine Frau) sprechen, nicht für "die Christen" oder sonst wer.

  • „Im Großen und Ganzen geht es nämlich um die Frage, wer in Deutschland zuständig für Wohlfahrt und Care-Arbeit ist“

    Wenn der Staat/die Kommunen nicht selber in die Pötte kommen, dann sind es diejenigen, die sich engagieren.

  • "Ob die Einrichtung frei von religiöser Indoktrinierung funktioniert..."

    Interessante Frage, denn wann ist etwas Indoktrinierung? Ist das Vorleben seines Glaubens und die Begründung des Handlens eben in diesem Glauben bereits Indoktrinierung? Oder fängt es erst dann an, wenn man Kinder mit den Inhalten der Bibel bekannt macht?

    Was viele Menschen nicht verstehen (wollen, können, dürfen) ist, dass eine Person der Christus nachzufolgen versucht, automatisch aus eben diesem Glauben handeln wird (jedenfalls überwiegend). In eine "gesunde" Gemeinde gibt es dann auch keine "bessere" oder "schlechtere" Personen, jeder ist und bleibt Mensch, mit seiner Stärken aber auch mit seine Schwächen. Das wird sich genau so in der Arbeit im Projekt "Ermlandstraße" zeigen wie in alle andere Arbeiten der Oldenburger Gemeinde (und auch die Gemeinden hier in Bremen).

    Und, wenn man Angst vor Indoktrinierung hat, warum stellt man nicht die gleiche Frage an denen, die bei jeder Gelegenheit verkünden, der Glauben an (einem) Gott sein unsinnig?

    Ich mache mir ehrlich gesagt wenig Sorgen um eine mögliche Indoktrination, Fahnenapell (wie jüngst von einer Partei in Bremen vorgeschlagen wurde) oder Blauhemden wird es dort nicht geben, vielleicht aber etwas, was eine Welt ohne Gott nicht bieten kann. Und dafür habe ich keine Angst, in Gegenteil, eine Welt ohne Gott fürchte ich viel mehr.

    Und um einige Kommentare vorweg zu nehmen: Nein, ich gehöre weder die Oldenburger Gemeinde an, noch kenne ich sie persönlich. Und ja, ich kenne aus eigener Erfahrung einige (auch sehr extreme!) Pfingstgemeinden in Europa, bin aber mit keiner verbunden.



    Und nein, ich glaube nicht an Gott, ich weiß das es Ihm gibt, aber das ist mein persönliche Lebensgeschichte, wer sie hören will, soll mich fragen.

  • Alle kirchlichen Träger missionieren in ihren Einrichtungen. Religiöse Eiferer, die von Gefolterten erzählen, auf Kinder loszulassen, ohne dass ihre „Geschichten“ wenigstens die FSK durchlaufen müssen, ist ein Unding. Zum Glück sind die meisten Kinder resilient genug, den Spuk wieder abzulegen, wenn ihr familiäres Umfeld nicht ins gleiche Horn stößt.