Chinesisch-kanadischer Popstar in Haft: Ein Fall von #Metoo
Der Chinesisch-Kanadische Popstar Kris Wu sitzt nach Vergewaltigungsvorwürfen in Haft. Der 30-Jährige streitet bislang jegliche Verantwortung ab.
Ein einfacher Post brachte Chinas bislang hochrangigsten #Metoo-Fall ins Rollen: Anfang Juli beschuldigte die 19-jährige Influencerin Du Meizhu den kanadisch-chinesischen Popstar Kris Wu, teils minderjährige Mädchen gegen Jobaussichten zu Sex gedrängt zu haben.
Trotz immer mehr jungen Frauen, die Anschuldigungen erhoben, stritt der 30-jährige Wu bisher jegliche Verantwortung ab: „Seid euch sicher: Wenn es so ein Verhalten tatsächlich gegeben hätte, dann würde ich aus eigenen Stücken ins Gefängnis gehen.“ Am Samstagabend schließlich erledigte das die lokale Polizeibehörde in Peking für ihn: Sie nahm den Sänger in Untersuchungshaft – wegen Verdachts auf Vergewaltigung.
Bei Kris Wu handelt es sich um den vielleicht beliebtesten Superstar seiner Generation: Geboren im südchinesischen Guangzhou, emigrierte die alleinerziehende Mutter mit ihrem damals zehnjährigen Sohn nach Vancouver. Die kanadische Stadt gilt als beliebtes Auswanderungsziel für gutbetuchte chinesische Familien, die ihren Kindern eine exzellente Ausbildung ermöglichen und sie vom Konkurrenzdruck des Heimatlandes fernhalten möchten.
Kris Wu verfolgte zunächst seinen Traum einer Basketballkarriere, doch bald funkte die Musikindustrie dazwischen. Im Jahr 2008 nahm er an einem Casting des südkoreanischen Labels SM Entertainment teil, welches ihn nach mehrjähriger Ausbildung in die überaus erfolgreiche Boyband Exo steckte. Doch erst als Solokünstler erreichte Wu den wirklichen Durchbruch – über mehrere Filmangebote entwickelte er sich zum ernstzunehmenden Rapper mit eigenem Stil.
In Geiselhaft
Seit Jahren kursieren explizite Gerüchte um das Playboyimage des Sängers. Bislang reagierten die Behörden bei vergleichbaren Anschuldigungen gegen Prominente stets hochnervös: Junge Frauen, die sich öffentlich zur Wehr setzten, wurden nicht selten vom Zensurapparat mundtot gemacht. Die Parteikader fürchten vor allem, dass eine #Metoo-Bewegung potenziellen Graswurzelaktivismus auslösen könnte. Das nun harte Vorgehen könnte laut Kritikern auch damit zu tun haben, dass Wu seit seiner Jugend die kanadische Staatsbürgerschaft besitzt.
Die Parteizeitung Renmin Ribao kommentierte, dass eine ausländische Staatsbürgerschaft nicht vor dem chinesischen Gesetz schütze. Die Untersuchungshaft belastet das ohnehin angespannte Verhältnis der zwei Staaten: Seit über zwei Jahren sitzen die Kanadier Michael Spavor und Michael Kovrig in chinesischen Gefängnissen. Ihre Haft wird als „politische Geiseldiplomatie“ wahrgenommen, da sie kurz nach der Verhaftung der Huawei-Finanzchefin in Vancouver erfolgte.
Auf den sozialen Kanälen wurde die Nachricht von der Verhaftung weit über elf Millionen Mal mit einem „Like“ versehen. Fast alle wünschen Wu eine möglichst lange Haftstrafe: „Guter Fang!“, gratuliert ein Nutzer. „Hau ab aus China“, meint ein anderer. Und: „Wie ironisch, dass der beliebteste Sänger der chinesischen Unterhaltungsindustrie ein Vergewaltiger ist!“
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