Chiles Luxus-Gefängnis vor Schließung: Pinochets Chefspitzel erschießt sich

Für seine Taten während der Diktatur saß Odlanier Mena im Luxus-Knast Penal Cordillera. Der soll nun dicht gemacht werden. Der 87-jährige entging der Verlegung durch Suizid.

Wachmann vor dem Penal Cordillera-Gefängnis. Bild: ap

SANTIAGO DE CHILE dpa | Kurz nach der angekündigten Verlegung in eine andere Haftanstalt hat sich Chiles Ex-Geheimpolizeichef Odlanier Mena bei einem Wochenendfreigang das Leben genommen. Der pensionierte General erschoss sich am Samstag in seinem Haus Las Condes, einem Stadtteil von Santiago.

Der 87-jährige Mena war einer von zehn Häftlingen der Luxus-Haftanstalt Penal Cordillera für ehemalige Militärs aus der Zeit der Pinochet-Diktatur (1973-1990). Die Insassen sind wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen verurteilt.

Chiles Präsident Sebastián Piñera hatte am Donnerstag verkündet, dass die Haftanstalt geschlossen und die Insassen ins Gefängnis Punta Peuco rund 40 Kilometer nördlich von Santiago verlegt würden. Menas Anwalt brachte den Selbstmord in Verbindung mit der angekündigten Verlegung. Sein Mandant habe befürchtet, nicht die ausreichende medizinische Versorgung zu bekommen, sagte er dem Canal 24 Horas.

Mena wurde 1977 nach der Auflösung der berüchtigten DINA-Geheimpolizei erster Chef der Nachfolgeorganisation Central Nacional de Informaciones (CNI), die bis 1980 führte.

2009 wurde er wegen des Mordes an drei Sozialisten im Oktober 1973 zu sechs Jahren Haft verurteilt. Der gesundheitlich angeschlagene Ex-General hatte das Gefängnis als einziger der Insassen jeweils von Freitag 18.00 Uhr bis Sonntag 22.00 Uhr verlassen dürfen. Der pensionierte General Hernán Cortés Villa, einer der Gründer der sogenannten Pinochet-Stiftung zum Gedenken an den Diktator, sagte zum Motiv des Selbstmords: „Der einzig Verantwortliche ist der Präsident der Republik (Piñera).“ Er bezeichnete Mena als einen „zu Unrecht verurteilten Mann“.

Piñera bekräftigte am Samstag, dass trotz des tragischen Todes die Entscheidung zur Schließung des Gefängnisses und der Verlegung der Gefangenen beibehalten und zu einem geeigneten Zeitpunkt umgesetzt werde. Er hatte den Schritt am Donnerstag damit begründet, dass die Gleichheit vor dem Gesetz gewahrt werden müsse. Menschenrechtler hatten immer die Sonderbehandlung in der Haftanstalt beanstandet.

Im Penal Cordillera gibt es Bungalows, Tennisplätze und Swimmingpools. Das Luxus-Gefängnis war 2004 im Auftrag des damaligen Präsidenten Ricardo Lagos gebaut worden. Zu den Inhaftierten gehört auch Ex-DINA-Chef General Manuel Contreras. Ein weiterer Gefangener ist Oberst Marcelo Moren, der Folterer des in Gefangenschaft gestorbenen Generals Alberto Bachelet, Vater der ehemaligen Präsidentin Michelle Bachelet.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.