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ChatGPT und FachkräftemangelKI hat Bock auf Arbeit

Eine neue Studie des Bundestages befasst sich mit Vorteilen des Sprachgenerators. Mit ihnen will man auf den Fachkräftemangel reagieren.

ChatGPT als möglicher Lernpartner SchülerInnen? Foto: Timothy D. Easley/ap

Eine technische Revolution zum Mitmachen: Der auf künstlicher Intelligenz basierende Sprachgenerator ChatGPT wirkt derzeit grundstürzend in vielen Bereichen – auch in der Wissenschaft. Der Forschungsausschuss des Bundestags hat daher bei seinem Büro für Technikfolgenabschätzung (TAB) eine Studie in Auftrag gegeben, die am Mittwoch zusammen mit einem Panel von Ex­per­t:in­nen diskutiert wurde. Das Fazit: Für gesetzliche Regulierungen ist es derzeit noch zu früh. Neben möglichen Risiken müssten auch die Vorteile für Bildung und Wirtschaft in den Blick genommen werden.

Wegen der aktuellen Dynamik könne die Studie „nur eine Momentaufnahme“ sein, sagte ihr Autor, Steffen Albrecht. Bei der Darstellung von Chancen und Risiken des KI-Einsatzes werden etwa Vorteile darin gesehen, dass die KI Lehrkräfte bei Routineaufgaben entlasten und für die Schülerschaft als eine Art individualisierter Lernpartner dienen könne. Risiken sieht das TAB unter anderem darin, dass sich durch KI-Anwendungen die Bildungsungleichheit weiter verstärkt. Im Bereich der öffentlichen Kommunikation sei eine Gefahr, dass durch KI mehr Desinformation auf Social Media gestreut werde, mit der Folge von Vertrauensverlust in der Bevölkerung.

In der Forschung kann es nützlich sein, dass ChatGPT in der Lage ist, auch Programmcodes zu entwerfen. „Forschende nutzen oft speziell designte, wissenschaftliche Software ebenso wie kleinere Hilfsprogramme“, erläutert Albrecht die Option als Laborhelfer. „ChatGPT beherrscht verschiedene Programmiersprachen und liefert Code, der zwar nicht immer direkt nutzbar ist, nach einer Überarbeitung aber schon recht überzeugend läuft“, erläutert der Wissenschaftler.

Auch andere Nutzungfelder zeichnen sich ab, wie etwa die Rechtsberatung. Für Ju­ris­t:in­nen ist die Prüfung von umfangreichen Vertragstexten eine Routineaufgabe. „Das kann künftig möglicherweise ein KI-System genauso gut übernehmen“, schätzt Albecht. Dazu laufe bereits am Oberlandesgericht Stuttgart ein Pilotprojekt. Positive Effekte könnten sich auch für die Inklusion behinderter Menschen ergeben. „Noch immer sind erst wenige Texte in leichte Sprache übersetzt, hier könnten künftig ChatGPT oder verwandte Systeme einen wichtigen Beitrag leisten“, meint der TAB-Autor.

In der Ausschuss-Anhörung kam wiederholt das „enorme wirtschaftliche Potenzial“ der Technologie zur Sprache. So betonte Tina Klüwer vom KI Bundesverband, dass damit besser auf den Fachkräftemangel reagiert werden könne. Es brauche einen „chancenorientierten Blick“ auf KI in Europa, weshalb auch vor zu viel Regulierung gewarnt werden müsse: „Technologie ist erst mal neu­tral“.

Auf gesellschaftliche Folgeschäden machte Dirk Engling vom Chaos Computer Club aufmerksam. Durch ChatGPT könnten politische Kampagnen aus dem In- und Ausland die Bürger gezielt und persönlich ansprechen: „So können Realitätsblasen aufgebaut und Falschmeldungen verbreitet werden.“ Nachholbedarf sah Engling daher im Bereich digitaler Bildung der Gesellschaft.

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6 Kommentare

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  • Leider beantwortet der Text in keiner Weise, wie genau mit ChatGPT (oder KI allgemein) auf den Fachkräftemangel reagiert werden soll. Das Wort kommt einmal im Text vor und es wird einfach der Satz des Teasers wiederholt.

    Sorry, aber ein bisschen mehr Inhalt wäre da sehr nett.

    • @Jan Berger:

      also ich habe es so herausgelesen, die KI übernimmt standardisierte Kontrollarbeiten, wie das überprüfen von Anträgen, Vertragstexten etc.



      Daraus ergibt sich dann, dass das vorhandene Personal dann entlastet ist und die spezielleren Aufgaben übernehmen kann...

  • Es kommt sowieso. Kontrollmöglichkeiten dürfte es allenfalls geben, wenn die Kontrollinstanz ebenfalls KI benutzt. Fälschungen dürften so aber überwiegend gut erkennbar sein. Das ist nichts anderes als ein automatischer Faktencheck, etwas wie unsere heutigen Antivirenprogramme. Das kann azch jeder selber machen. Deutlich ernsthaftere Probleme dürfte es dahingehend geben, dass Meinungsvielfalt, Phantasie und sonstige Abweichungen vom akzeptierten Denken marginalisiert werden könnten. Da hilft selber Denken. Grundsätzlich gilt, dass was zu gut gefällt, ziemlich sicher fragwürdig ist. Ansonsten müssen wir uns halt mitentwickeln. Die Anwendungsmöglichkeiten dürften unsere aktuelle Phantasie ohnehin komplett sprengen. Ganz viele Bereiche werden komplett automatisiert werden. Ausgerechnet in der Schule allerdings ist KI höchstens Hilfstechnologie. Da braucht es Austausch, Denken, Reden, Zuhören. Auch in Altenheimen oder zur Unterstützung von Behinderten mag KI helfen, ist aber nicht wesentlich. Verwaltung, Planung, Architektur, industrielle Fertigung, Logistik, Arbeitsplätze im Supermarkt, an der Tankstelle und selbst viele medizinische Tätigkeiten dürften hingegen immer ersetzbarer werden. Gut so! Wir müssen nur die Erträge der so gewonnenen Produktivität richtig verteilen. Das ist die eigentliche Herausforderung.

    • @Benedikt Bräutigam:

      die einzige Regulierung die es braucht, ist dass KI generierter Inhalt als KI generiert markiert sein muß und zwar von der KI selbst, ganz automatisch und nicht verhinderbar, wie ein Wasserzeichen.



      Wer fälschen will, hält sich eh nicht an Regeln, über diese Anwendungen braucht man in diesem Zusammenhang keine Regeln erlassen, außer strafrechtliche Konsequenzen, aber wenigstens bei den legalen Inhalten wäre so schnell erkenntlich woher es stammt.



      Das ermöglicht (nachgelagert) rechtliche Überprüfung möglicher Urheberrechtsansprüche etc.



      Die Technik generell unter Verdacht zu stellen, ist übers Ziel hinausgeschossen

    • @Benedikt Bräutigam:

      die einzige Regulierung die es braucht, ist dass KI generierter Inhalt als KI generiert markiert sein muß und zwar von der KI selbst, ganz automatisch und nicht verhinderbar, wie ein Wasserzeichen.



      Wer fälschen will, hält sich eh nicht an Regeln, über diese Anwendungen braucht man in diesem Zusammenhang keine Regeln erlassen, außer strafrechtliche Konsequenzen, aber wenigstens bei den legalen Inhalten wäre so schnell erkenntlich woher es stammt.



      Das ermöglicht (nachgelagert) rechtliche Überprüfung möglicher Urheberrechtsansprüche etc.



      Die Technik generell unter Verdacht zu stellen, ist übers Ziel hinausgeschossen

  • guter Ansatz. Man sollte nur darauf achten, dass die benutzte KI nicht wieder von einem kommerziellen Anbieter stammt, gerade im öffentlichen Dienst.