Champions-League-Sieger steht schon fest: Der Clássico von Katar
Aus Sicht des Emirats stehen im Finale der Königsklasse mit Paris St. Germain und dem FC Bayern zwei katarische Traditionsteams. Kann man so sehen.
E s wäre eine besondere Pointe, wenn diesem Fußballteam aus Paris, das seit 2011 aus einem katarischen Staatsfond gespeist wird, am Sonntag die Champions-League-Trophäe überreicht werden würde. Ausgerechnet jetzt, da der Fußball sich aus einer Art Sabbatjahr schält, in dem etliche Fußballfunktionäre für sich reklamierten, der Ruhezustand des Hamsterrads habe sie zur Besinnung gebracht. Gerade nun, wo so viele von unerwarteten Erkenntnissen erleuchtet wurden: Der Fußball müsse wieder mehr zu sich, zu seinen Wurzeln kommen. Weniger sei manchmal mehr und Solidarität untereinander etwas ganz Wichtiges. Außerdem dürfe man auch nicht den Frauenfußball und den einfachen Fußballfan vergessen.
Zurück zur Realität: Mehr als 1,5 Milliarden Euro hat der Staat Katar in den vergangenen Jahren für diesen großen Traum, Paris St. Germain an die Spitze des europäischen Fußballs zu führen, investiert. Nach dem Fünfjahresplan hätte es eigentlich schon 2016 gelingen sollen. Als dies scheiterte, verstärkte Klubpräsident Nasser Al-Khelaifi einfach den Geldregen aus dem Qatar Sports Investments.
220 Millionen Euro prasselten so für die Verpflichtung von Neymar heraus, 145 Millionen Euro für Kylian Mbappé. Die Raketen der Europäischen Fußball-Union namens Financial Fairplay, die dem maßlosen Geldregen in Paris und andernorts Einhalt gebieten sollten, erwiesen sich nur als jämmerliche Heuler.
Den Fans des herkömmlichen Fußballs blieb nur die Häme, dass das Pariser Team trotz der unerschöpflichen Geldquellen aus Katar in den entscheidenden Momenten immer versagte. In der Coronabesinnungspause keimte die vage Hoffnung auf, der Fußball könne doch irgendwie auch anders werden. Umso größer ist nun der Schrecken. Zudem auch der österreichische Brausekonzern mit seiner Leipziger Betriebsmannschaft erstmals ins Halbfinale vorstieß.
Instrumentalisierter FC Bayern
Die Angst vor dem fremdgesteuerten Fußball beschert nun dem FC Bayern München vor dem Finale gar Fans, die dem Klub sonst eigentlich stets das Schlimmste wünschen. Seltsamerweise erinnert man sich der innigen Beziehungen der Münchner und Kataris immer nur im Januar, wenn der Rekordmeister sich dort auf die Rückrunde vorbereitet. Dabei ziert seit 2018 den Ärmel der Bayern-Profis der Schriftzug des Platin-Sponsors Qatar Airways. Weit über 10 Millionen Euro pro Saison soll dem Staatsunternehmen dieses schmale Werbeplätzchen wert sein.
Das reicht, damit man den deutschen Verein ebenso gut wie den Stammverein Paris St. Germain zur Aufpolierung des eigenen Image instrumentalisieren kann. Die katarische Fluglinie gratulierte am Donnerstag via Twitter beiden Teams zum Finaleinzug, „that we call #Qlassico“. Aus Sicht der Staatsbediensteten des Emirats treffen da also zwei katarische Traditionsteams aufeinander. Katar gewinnt in jedem Falle Europas größtes Endspiel. So schaut also der Fußball 2020 nach der Coronapause aus.
Traditionalisten mögen einwenden, der FC Bayern hätte im Unterschied zu Paris St. Germain die Chance, auch ohne dieses Unterstützung im Finale zu stehen. Freilich gibt es noch Unterschiede in der Zuwendung. Es ist in etwa so, wie wenn im DFB-Pokal-Finale Bayern I gegen Bayern II antreten würde. Noch weiß man also in Katar, wen man am Sonntag lieber siegen sehen würde.
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