piwik no script img

Champions-League-QualifikationDuell der grauen Mäuse

Italiens Vizekusen Lazio Rom will sich gegen das Original aus Leverkusen für die Champions League qualifizieren. Dann gäbe es auch neue Spieler.

In Rom nicht mehr unumstritten: Miroslav Klose Foto: dpa

Die Saison hat noch gar nicht richtig angefangen, da geht es schon um alles. Kommt Lazio Rom im Duell gegen Leverkusen am heutigen Dienstag und Mittwoch nächster Woche in die Champions League, will Präsident Claudio Lotito ein paar Millionen Euro für neue Spieler lockermachen.

Namen wie Mario Balotelli und der Brasilianer Pato kursieren. Gelingt das nicht, muss die Truppe ohne nennenswerte Verstärkung in die Spielzeit gehen und ist weiter zum Dasein als graue Maus des italienischen Fußballs verurteilt. Für Miroslav Klose entscheidet sich, ob seine vermutlich letzte Saison mit Auftritten in Europas Großarenen gespickt ist – oder doch nur das Alltagsbrot von Serie A und Europa League bereithält.

Gegenwärtig sieht es eher schlecht für die Römer aus. Stammkeeper Federico Marchetti und Mittelstürmer Filip Djordjevic sind verletzt, Neukapitän Lucas Biglia schlägt sich mit Gerüchten um einen Wechsel nach England herum, in der Vorbereitung hagelte es Niederlagen. „Wir waren im letzten Jahr eine gute Mannschaft. Jetzt müssen wir schnell wieder eine werden“, verbreitet selbst Miroslav Klose, sonst die Gemütsruhe selbst, Alarmstimmung.

Der 37-Jährige hat sich den Auftakt seiner Abschiedstour durch die europäischen Stadien sicher anders vorgestellt. Mit einer Lazio-Truppe, die eingespielt ist, vielleicht noch punktuell verstärkt, vor allem aber dynamisch. So wie beim rauschenden Saisonabschluss im San Paolo in Neapel. In einem farbenfrohen Spiel behielt Lazio mit 4:2 im direkten Duell um den dritten Tabellenplatz, zur Qualifikation für die Champions League berechtigenden Platz die Oberhand. Auch deshalb verlängerte Klose sein Engagement in Rom um ein weiteres Jahr. Kein Geldverdienen in der US-Liga, keine Ehrenrunde in der Bundesliga.

Zum Adler werden

Die Entscheidung kam etwas überraschend. Denn Klose bestritt eine durchwachsene Saison. Er plagte sich mit Formrückstand und verlor seinen Stammplatz im Sturmzentrum an Djordjevic. Der Weltmeister wurde Ergänzungsspieler. Klose beklagte leise die geringen Spielzeiten, tat aber auch nicht viel für mehr Vertrauen in ihn. Verpatzte Großchancen und Tore wechselten sich in unschöner Regelmäßigkeit ab.

Weltmeister Klose hofft auf eine schöne Abschiedstournee.

Als Klose am vorletzten Spieltag freistehend im römischen Derby den Ball nicht im Tor unterbrachte, bezeichnete Trainer Stefano Pioli die Szene als „entscheidend für die Dynamik des Spiels“. Stadtrivale AS Rom gewann und sicherte sich den zweiten Tabellenplatz. Wegen dieser Niederlage muss Lazio also noch vor Ligastart gegen Leverkusen in die Bütt.

Damit stehen sich zwei Vizekusen gegenüber: Mannschaften, denen in den vergangenen Jahren durchaus technisch anspruchsvoller Fußball gelang, die aber nie die ganz großen Stars auf dem Zenit ihrer Laufbahn an sich binden konnten und die vor allem in Finalsituationen regelmäßig versagen. Die Endspiele um Coppa Italia und Supercup gab Lazio ohne nennenswerte Gegenwehr an Juventus ab. Der Truppe fehle der „Killerinstinkt“, moniert regelmäßig die Gazzetta dello Sport.

Dabei verfügen „Le Aquile“, die Adler, über Qualitäten. Im Mittelfeld macht vor allem Neunationalspieler Marco Parolo das Spiel schnell. Auf den Außenpositionen sorgen Antonio Candreva und Felipe Anderson für Überraschungsmomente. Aber ein Knipser im Zentrum fehlt. Klose fehlt die Konstanz. Djordjevic ist zu oft verletzt.

Aber vor dem finanziellen Risiko, Lazio zu einer echten Spitzenmannschaft zu machen, schreckt Präsident Lotito zurück. Damit sein Verein überhaupt wahrgenommen wird, ließ sich der Reinigungsunternehmer vor einigen Jahren einfallen, einen echten Adler vor den Heimspielen im Olympiastadion aufsteigen zu lassen. Doch um die Adlerwerdung tatsächlich zu bewerkstelligen, muss die graue Maus dringend in die Champions League.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!