■ Cash & Crash: Schnell Geld verdienen mit Fusionen
Berlin (taz) – Schnell viel Geld machen, ohne sich dafür anstrengen zu müssen – das geht an der Börse, hoffen viele Anleger. Zum Beispiel mit Mannesmann-Aktien. Die lagen Anfang November bei 290 Mark und sind seitdem um rund 40 Prozent gestiegen. Wer hundert Aktien besitzt, ist in zwei Wochen um 12.000 Mark reicher geworden.
Der Grund für den Kursanstieg ist die erwartete Übernahme der Mannesmann AG durch den britisch-amerikanischen Mobilfunkanbieter Vodafone. Kommt diese tatsächlich zustande, können die Aktionäre von Mannesmann mit einem Tauschangebot von Vodafone rechnen: Aktien gegen Aktien, aber mit einer Prämie – schließlich muss der Konzern die Halter von mindestens fünfzig Prozent der Aktien plus eine Aktie davon überzeugen, den Deal mitzumachen.
Fondsmanager haben bereits durchsickern lassen, dass sie 480 Mark pro Aktie einen „fairen Preis“ fänden. Anleger werden nun so kalkulieren: Lag der Aktienkurs gestern schon bei einem Rekordhoch von 410 Mark, dann würden bei einer Übernahme immer noch 70 Mark pro Aktie Gewinn herausspringen. Sobald Vodafone ein verbindliches Angebot gemacht hat, dürfte sich der Kurs diesem Angebot annähern.
Einen Haken aber hat die Rechnung: Vodafone wird den „fairen Preis“ nicht in Bargeld bezahlen, sondern in eigenen Aktien. „Damit wird ein Kursrisiko gegen ein anderes getauscht“, sagt Jürgen Kurz, Pressesprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Weil niemand voraussagen kann, wie sich die Kurse der Vodafone-Aktien entwickeln, machen die Anleger nicht unbedingt ein Schnäppchen.
Schnelles Geld lässt sich mit Aktien prinzipiell nur dann machen, wenn sie rechtzeitig gekauft werden und nicht erst kurz vor dem Höhepunkt der Kurskurve. Und der kann bei Mannesmann, wenn die Übernahme plötzlich zu scheitern droht, ganz schnell überschritten sein. Dabei müssen auch noch die Bankgebühren abgezogen werden: bei Direktbanken 0,3 Prozent, bei Filialbanken wie der Berliner Sparkasse zum Beispiel ein Prozent. Es wird auch ein Mindestbetrag an Gebühren pro Transaktion fällig – zwischen 30 und 50 Mark. Und ab 1.000 Mark Gewinn verlangt der Staat auch noch Spekulationssteuer, die mit der Einkommenssteuer steigt.
Katharina Koufen
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