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CDU scheitert mit Antrag zum VerbotGendern in Thüringen noch erlaubt

Die CDU ist damit gescheitert, das Binnen-Sternchen in offiziellen Schreiben im Land zu verbieten. Doch die Partei will ihre Initiative nicht aufgeben.

Verbotspartei CDU: Bei Hinweisen zum Gendern wie auf diesem Aufkleber hört es für die Konservativen auf Foto: dpa

Dresden taz | Thüringen ist die Aufregung über einen erneuten gemeinsamen Abstimmungserfolg von CDU und AfD im Landtag vorerst erspart geblieben. Am Freitag scheiterte die Union mit der Überweisung eines „Korrekte Sprache“-Gesetzentwurfs in die zuständigen Ausschüsse. Den Regierungsfraktionen von Linkspartei, SPD und Grünen fehlen im Erfurter Parlament zur Mehrheit eigentlich vier Stimmen. Aber die Opposition von CDU, AfD und Fraktionslosen konnten am Sitzungstag teils krankheitsbedingt ihre Abgeordneten bei der Entscheidung auch nicht in ausreichender Zahl zusammenbringen. Ein Stimmenverhältnis von 40:40 reichte nun nicht dafür aus, dass sich zwei Landtagsausschüsse mit dem Vorhaben befassen.

Dem CDU-Gesetzentwurf ging ein im Herbst 2022 mit der AfD durchgesetzter ähnlicher Antrag voraus, der nur empfehlenden Charakter hatte. Der nun vorgelegte Gesetzentwurf soll nicht mehr nur für Hochschulen und den Rundfunk gelten, sondern auch für Schulen und die öffentliche Verwaltung. Es weist damit Ähnlichkeiten zu Regelungen in den CDU-geführten Nachbarländern Sachsen und Sachsen-Anhalt auf. „Wer von der Allgemeinheit finanziert wird, soll sich an Sprachregeln halten“, sagte Fraktionsvorsitzender Mario Voigt in der Debatte.

Auch die Union plädiert für Nichtdiskriminierung und die Verwendung möglichst geschlechtsneutraler Bezeichnungen. Demnach sollten sich Texte aber an Vorgaben des Rates für deutsche Rechtschreibung orientieren und keine Interpunktionszeichen innerhalb von Worten verwendet werden.

In der leidenschaftlich geführten Debatte im Plenum behaupteten beide Lager, die jeweils andere Gruppe vor Sprachverboten schützen zu wollen. Man müsse ja nicht gleich verbieten, was man nicht nett finde, meinte die SPD-Innenpolitikerin Dorothea Marx. Die Linke sieht wichtigere Themen. Die Landesschülervertretung äußerte sich ablehnend gegenüber den CDU-Plänen. Im Umfrageportal „MDR fragt“ lehnten zuletzt 86 Prozent der Menschen in der Region „Gendersprache“ ab.

CDU-Fraktionssprecher Felix Voigt erläuterte nach der Sitzung, der Gesetzentwurf sei mit der ausgebliebenen Ausschussüberweisung noch nicht abgelehnt. In der nächsten Plenarsitzung werde er wieder auf der Tagesordnung stehen. Der AfD-Abgeordnete Stefan Möller brachte sogar die unübliche Variante ins Spiel, das Gesetz auch ohne Ausschussanhörung zu beschließen. Auf die und auf Expertenmeinungen legt wiederum CDU-Fraktionschef Mario Voigt Wert. Eine neuerliche CDU-AfD-Kooperation im Thüringer Landtagswahljahr ist also nur aufgeschoben.

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11 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • " Im Umfrageportal 'MDR fragt' lehnten zuletzt 86 Prozent der Menschen in der Region 'Gendersprache' ab."

    Der dieser Passage hinterlegte Link verweist auf eine Umfrage aus 2021.

    Wie wäre es denn damit?

    www.mdr.de/nachric...t-schulen-100.html

    Aktueller (09/2023) und umfangreicher.

  • "Man müsse ja nicht gleich verbieten, was man nicht nett finde, meinte die SPD-Innenpolitikerin Dorothea Marx. Die Linke sieht wichtigere Themen."



    Recht haben sie - beide.



    Aber es ist ein 'Aufregerthema' - bewegt die Menschen ungleich mehr als Themen die wirklich von Bedeutung sind. Und es ist ein billiges Thema um den 'wir-gegen-die-da-oben' Mythos der AfD aufrecht zu erhalten, denn die Realität ist halt:



    "Im Umfrageportal „MDR fragt“ lehnten zuletzt 86 Prozent der Menschen in der Region „Gendersprache“ ab."



    Und da liegt der Hund begraben, denn egal wie das Thema ausgeht - für den Wahlkampf in Thüringen ist dieses Thema für SPD, Linke und Grüne jetzt schon verloren. Kommt der Antrag durch, werden CDU und AfD damit Wahlwerbung machen, dass man mit ihnen das Land wieder 'zurück auf den richtigen Weg' bringen kann - und kommt der Antrag nicht durch, fährt zumindest die AfD ihre typische 'wir-gegen-die-da-oben' Kampagne - mit 86% Zustimmung kann sie da wenig falsch machen, aber es gibt ihr die Möglichkeit ihrer radikalen Fratze mit diesem normalen Thema eine bürgerliche Maske 🎭 aufzusetzen.

    • @Farang:

      Na ja, der Hund liegt in diesem Fall bei der CDU begraben -- die offenbar immer noch meint, die AfD vor ihren Karren spannen zu können, um ihre eigene neo-konservative Agenda durchdrücken zu können.

      • @Libuzzi:

        An diesem Fallbeispiel kann man sehr gut zeigen, dass es den Rechten nicht um Inhalte geht, sondern um Demagogie.

        Und dass solche Parteien wie die AfD daher auch nicht kleingehalten werden können, wenn man sie "inhaltlich stellt" oder "sich mit ihren Inhalten auseinandersetzt" - dass, auf den Punkt gebracht, die althergebrachten "Internetausdruckerpolitiker" solchen Parteien einfach *gar nichts* entgegenzusetzen haben!

        In der Ukraine gelang es hingegen, die neofaschistischen Parteien bis zur Irrelevanz[*] zu marginalisieren einfach durch einen anderen - einen moderneren und transparenteren - Politik*stil*. Und das vor dem Hintergrund eines Krieges, der eigentlich eine Steilvorlage für Swoboda und Prawy Sektor ist!

        [*] Außer auf Kommunalebene in ihren traditionellen Hochburgen. Aber es macht einen Riesenunterschied, ob das Instrumentarium, auf das faschistische Antidemokraten zurückgreifen können, lokale Verordnungen oder nationale Gesetze sind.

  • Die wahren Probleme unserer Zeit ... Wie stellt sich die CDU das eigentlich vor? "Komm Frieda, wir wählen die CDU, weil: Die ist gegen das Binnen-ih?" Oder, als Antwort auf die Frage, wer die Probleme im Land besser lösen kann? Herr Voigt wird nicht müde zu behaupten, dass die CDU sich um die Sorgen und Nöte der Menschen kümmert. Gendern mag zwar ein Aufregerthema sein, ich würde aber mal vorsichtig vermuten, dass es selbst in Thüringen noch dringende Probleme gibt, die zu lösen wären. Oder zum Beispiel die Frage, wie die CDU eigentlich reagieren will mit ihren beiden Abgrenzungsbeschlüssen und den aktuellen Mehrheitsverhältnissen in Thüringen.

  • Viel Lärm um Rechtschreibung sorgt für mehr Rechts(ch)reibung.



    Ein übliches Procedere im konservativen Lager, Energieverbrauch bis zur Überhitzung.

  • @LOWANDORDER

    Nett :)

    Ich muss allerdings zugeben, dass ich bereits Malerinnung als Maler*innung gelesen habe.

    Sprache ist magisch!

    • @tomás zerolo:

      Danke. Genau das war gewollt!



      Ich sage nur - Kar&Pantoffelhandlung! Woll

  • Jeda soll so schreibn dürfn, wia es für richtich halten tut!

    • @Reisburger mit Pommes:

      Bei den Gender-Verboten geht es um öffentliche Einrichtungen (Behörden, Schulen etc.).



      Niemand will Ihnen das privat verwehren.

  • Liggers. “Verbotspartei CDU: Bei Hinweisen zum Gendern wie auf diesem Aufkleber hört es für die Konservativen auf Foto“

    Stimmt Schonn. Zumal der Fotoausschnitt im Tal der Ahnungslosen!



    Nur die Hälfte - Der Werbeschalte der Malerinnung zeigt! Newahr



    Normal - Geht so! =>



    “AUSSENFARBE

    *innen “



    🙀🥳😜🤬 •