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CDU in BrandenburgKonservative Revolte

Saskia Ludwig gilt als krawallige Querulantin der Brandenburger CDU. Nun fordert sie Landeschef Ingo Senftleben heraus.

Will die CDU nach rechts öffnen: Saskia Ludwig Foto: CDU Brandenburg

Man kann sich seine Gegner nicht aussuchen. Aber auf Saskia Ludwig dürfte Brandenburgs CDU-Landeschef Ingo Senftleben gefasst gewesen sein. Die Landtagsabgeordnete aus Potsdam gilt als Anführerin einer innerparteilichen Revolte gegen den eigenen Spitzenkandidaten. Für mögliche Regierungspartner – in Brandenburg ist eine Koalition mit SPD und Grünen möglich – bedeutet dies eine massive Unwägbarkeit in den anstehenden Gesprächen.

Sechs der 15 CDU-Abgeordneten stehen ihrem Partei- und Fraktionschef skeptisch gegenüber, das hat eine Abstimmung im Fraktionsvorstand ergeben. Ludwig und der Abgeordnete Frank Bommert fordern gar Senftlebens Rücktritt. Dies übrigens, obwohl die mit einem prallen Selbstbewusstsein ausgestattete Ludwig gerade ihr Direktmandat an die SPD verloren hat und nun über die Landesliste in den Landtag einziehen muss.

Saskia Ludwig, 1968 in Potsdam geboren, ist seit Langem damit befasst, die Grenze der CDU nach rechts zu schleifen. Dass sie versuchen würde, eine Zusammenarbeit mit den Grünen mindestens zu erschweren, ist folgerichtig, blickt man auf ihre politische Karriere zurück. Zuletzt machte sie im Bundestagswahljahr 2017 auf sich aufmerksam, als sie der rechten Jungen Freiheit ein Doppelinterview mit AfD-Chef Alexander Gauland gab. Den Einzug in den Bundestag schaffte Ludwig damals übrigens nicht.

2012 musste sie den Landespartei- und Fraktionsvorsitz räumen, nachdem sie – ebenfalls in der Jungen Freiheit – von „gelenkter Berichterstattung“ unter dem früheren CDU-Landes­chef Jörg Schönbohm schwadroniert hatte. Ebenfalls 2012 hatte sie zur Eröffnung einer Berliner Zweigstelle der rechten Denkfabrik „Institut für Staatspolitik“ ein schriftliches Grußwort gesandt. Mit ihrer Attacke gegen Ingo Senftleben bleibt sich Ludwig also treu – die CDU ist ihr schon lange zu mittig.

In all den Jahren hat Saskia Ludwig dafür gesorgt, dass sie im Gespräch bleibt

Die Mutter von zwei Grundschulkindern hat noch zu DDR-Zeiten eine Ausbildung zur Verkäuferin gemacht. Anschließend studierte sie von 1987 bis 1995 in Leipzig, München und Berlin Volks- und Betriebswirtschaft und promovierte 2008 an der Universität Potsdam zu einem landespolitischen Thema.

Zur CDU kam die Tochter eines Tiefbauunternehmers in den neunziger Jahren. In der Partei ging es für die wirtschaftskompetente junge Frau aus dem Osten steil bergauf: Kreisvorstand, Fraktionsvorstand im Kreistag Potsdam-Mittelmark. 2004 und 2009 das Direktmandat für den Potsdamer Landtag, von 2009 bis 2012 Fraktionsvorsitzende in der notorisch streitsüchtigen Brandenburger CDU. 2017 schließlich der missglückte Versuch, in die Bundespolitik zu wechseln.

In all den Jahren hat Saskia Ludwig dafür gesorgt, dass sie im Gespräch bleibt. Als im Frühsommer dieses Jahres unter ihrer Mithilfe Ingo Senftlebens Landeswahlliste handstreichartig geschrottet worden war, beschrieb eine andere CDU-Kandidatin den Vorgang als „Brandenburger Schlachteplatte“. Gerade tut Saskia Ludwig einiges dafür, dass dieses Schauspiel erneut zur Aufführung kommt.

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8 Kommentare

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  • Da haben wir also die nächste Kandidatin, die entweder



    (a) versucht, die CDU zur Zusammenarbeit mit der AfD zu bringen



    oder - sollte das nicht so schnell gehen, wie sie es sich wünscht -



    (b) in absehbarer Zeit selbst die Seiten wechselt.



    Der CDU (jedenfalls in den ostdeutschen Landesverbänden) ist im Umgang mit den Rechtsextremisten schlichtweg nicht zu trauen. Das gilt auf allen Ebenen, angefangen mit der kommunalen - Beispiele gibt es zuhauf - und zunehmend nun auch auf Landesniveau.

    • 0G
      05158 (Profil gelöscht)
      @Soungoula:

      Die Frage ist doch nur noch, wann, wo, wer zuerst?



      Es werden Wetten angenommen. Wer zuerst? Westdeutsche Bundesländer-ostdeutsche Bundesländer(lange Schreibweise)Ich will mich nicht in die Wettbüros einmischen aber Fraktionsbildung Frankenstein(Kreis Kaiserslautern)Name der Fraktion: Fortschritt Frankenstein



      sieht nach leichtem Vorsprung aus...

      • @05158 (Profil gelöscht):

        Der Fall in Frankenstein ist zwar spektakulär, aber von der Konstellation her auch ziemlich kurios (was ihn aber nicht besser macht).



        Mehr sorgen bereitet mir da trotzdem die ganz "gewöhnliche" Zusammenarbeit von AfD und CDU z.B. in Sachsen.

        • 0G
          05158 (Profil gelöscht)
          @Soungoula:

          Stimmt! Schaut man sich die Entwicklung über Biedenkopf, wie hieß sein Nachfolger.. bis Michael Kretschmer an und die ganz gewöhnliche Verdrängung(im Bewusstsein )der Rechtsradikalen, Nazis(bewusst gewählt)an. So aute ich mich als geb. Thüringer. Diese Konstellation mit Herrn Rammelow und Herrn Höcke hat was. Hoffen wir mal das die Steine in seinem (Höcke)"Vorgarten" wachsen!

  • 1987 VWL studiert? In der DDR? Muss ja ganz schön linientreu gewesen sein...

    • @LesMankov:

      Ich bin auch über das "Tochter eines Tiefbauunternehmers" gestolpert.

    • @LesMankov:

      SED - CDU - AfD: Kein ungewöhnlicher Karrierepfad in den ehemaligen Preussischen Provinzen. Inhalte sind egal, solange die Haltung stimmt.

    • @LesMankov:

      aber wohl nicht so linientreu wie die Kanzlerin