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CDU in Baden-Württemberg mit KochtipsBiber? Zum Fressen gern!

Weil er Biber als Plage empfindet, greift ein CDUler zum Kochtopf. Die disparate Notwehrmaßnahme findet nicht nur Zustimmung.

Am Bodensee wird eindringlich vor dem gefürchteten Nager gewarnt Foto: dpa

STUTTGART taz | Politische Ernährungsempfehlungen traut man ja allgemein eher den Grünen zu. Doch der Stuttgarter Landtagsabgeordnete Klaus Burger hat mit der von ihm herausgegebenen „Biber-Bratfibel“ genau das Gegenteil eines Veggi-Day vor. Burger würde gern mehr Fleisch auf die Speisekarte setzen: Biberbraten mit Trüffel und Speck etwa, früher sei das eine Delikatesse gewesen.

Der CDU-Mann brachte deshalb seine Biberbratfibel im Stuttgarter Landtag in Umlauf. Nur ein Rezept fehlt, auch wenn es so nahe gelegen hätte: Der Biber-Burger.

Der Biber ist eins der wenigen Leidenschaftsthemen des Hinterbänklers Burger aus Hohentengen in Oberschwaben. Vor über 150 Jahren war der letzte Nager in Deutschland geschossen worden war. Doch heute gibt es allein in Baden-Württemberg wieder etwa 700 Exemplare.

Nun mag es der Nager mit seiner Familie gerne nass, nagt die Vegetation an Flussufern ab und staut Bäche und Flüsse. Das sorgt im eng besiedelten Baden-Württemberg für Konfliktstoff mit Landwirten. Schon zu grün-roten Zeiten nervte der Abgeordnete Burger deshalb von der Oppositionsbank aus den damaligen grünen Landwirtschaftsminister Alexander Bonde mit Anfragen zum Biber. Landwirte klagten geradezu über Enteignungen durch die Nagerfamilien, erklärte Burger. Und auch beim Jahrhunderthochwasser 2016 sah er den Biber als Übeltäter. Das stimmte zwar nicht, aber auch die Grünen wollten wegen der wachsenden Population ein Bibermanagement einführen.

Ein konservatives Tier

Jetzt, wo das Landwirtschaftsministerium wieder in CDU-Hand ist, will man lieber gleich zur Waffe greifen. Minister Peter Hauk mag eher an die Flinte gedacht haben. Klaus Burger griff diese Woche entschlossen zum Fleischermesser und posierte für die Bild-Zeitung vor einem ausgestopften Tier. Seitdem kennt man Burger und seine Biber-Brat-Fibel bundesweit.

Über Geschmack lässt sich streiten. Doch bei Burgers Biber-Offensive sind sich die meisten einig. Die Vorsitzende des BUND findet Burgers Kochbuch „geschmacklos“, und auch in der eigenen Fraktion kichern sie über das Foto.

Burger selbst rudert inzwischen zurück. Er fühlt sich vom Fotografen „gelinkt“. Und der Biber sei ihm als Tier eigentlich sympathisch: Der lebe monogam, in einem Dreigenerationenhaus und habe handwerkliches Geschick. Was Burger damit wohl sagen will: Biber würden CDU wählen. Nach dem Rezeptbuch des CDU-Mannes werden sie sich das wohl nochmal überlegen, die Biber.

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22 Kommentare

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  • Seinen neuen Namen hat der CDU-Gourmet dadurch weg: Biber-Burger.

    E una Coca Cola.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Pink:

      Von wegen "una Coca Cola"!

      Dortselbst trinkt man gewöhnlich:

      https://de.wikipedia.org/wiki/Brauerei_Clemens_H%C3%A4rle

       

      Dass des klar isch, PINK!

      • @571 (Profil gelöscht):

        Mach Bosse !

        Reschbeggd !

        Neu für mich: Härle !

        Jetzt muss ich meinen Getränkehändler abfragen.

        Empfehle auch: Secco rot, Biowinzer Hans Bosch !

  • Ich habe Herrn Burger um ein paar Exemplare gebeten, um einige Tierfreunde in meinem Bekanntenkreis zu veräppeln. Hier seine Antwort:

     

    "Das war ein Fasnets-Satire und kein ernst gemeintes Kochbuch. Die Presseberichterstattung der Bild ist aberwitzig und nicht meine Arbeitsweise."

  • Ich hab meine Pinguin-Heizung längst schon auf Biber umgestellt.

  • Biberbraten mit Trüffel und Speck klingt gut. Muß ich probieren!

     

    Biber gibt's ja im Umland genug.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Spitzbube:

      Und Trüffel?

      Die gibt 's im Speckgürtel;-)

      • @571 (Profil gelöscht):

        Ohne Trüffelschwein findet die doch keine Sau.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)
    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @61321 (Profil gelöscht):

      So, jetzed woisch es!

      (@KONOLD KLAUS)

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @61321 (Profil gelöscht):

        Die armen Landwirte.

         

        Im Nachbarkreis Heidenheim, also bei uns, wurden schon vor Jahren ehemals landwirtschaftlich genutzte Uferbereiche großflächig umgewidmet und dem Gewässerraum zugeschlagen. Auf längere Flußstrecken ist die Brenz außerdem erfolgreich renaturiert worden, sehr zur Freude von Tier und auch Mensch (exzellente Naherholung).

        Dazu habe ich leider kein Youtubefilmchen, lade aber Interessierte zu einer Radtour ins schöne Brenztal ein.

        • @571 (Profil gelöscht):

          Geht's auch mit E-Bike ?

        • 6G
          61321 (Profil gelöscht)
          @571 (Profil gelöscht):

          Spannend! Wenn ich mal in die Nähe komme, kontaktiere ich Sie (anyhow)

          • 5G
            571 (Profil gelöscht)
            @61321 (Profil gelöscht):

            Machat mir.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Mal im Ernst:

    Eine Biberplage kann es eigentlich nicht geben, es sei denn, die Uferstreifen sind des Menschen Lebensraum, was aber auszuschließen ist.

  • Wenn "Bibermanagement" gleichbedeutend mit Abschuss ist, warum sollte man die Biber dann nicht auch essen? Reh und Wildschwein werden auch verspeist.

     

    Geschmacklos ist vermutlich nur das Buch. Der Biber richtig gewürzt und geschmort ist dagegen sicher lecker.

    Auch Fuchs und Dachs lassen sich absolut schmackhaft mit Kräutern zubereiten.

     

    Dennoch werde ich kein Freund der CDU Herr Burger.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Rollender Stein:

      "Der Biber richtig gewürzt und geschmort ist dagegen sicher lecker."

       

      Andernorts werden auch Hunde als Leckerbissen angesehen und dereinst kamen Katzen in manchen Gegenden als "Dachhasen" auf den Speiseplan...

      • @571 (Profil gelöscht):

        Ich würde zwar keinen Biber essen. In Natura, nachts paarmal gesehen erregen sie nicht meinen Appetit. Da es sich aber im Gegensatz zu Hunden und Katzen um reine Pflanzenfresser handelt, wird das Fleisch gut sein. Aber das ist kein Grund, sie zu erlegen.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @571 (Profil gelöscht):

        &@ROLLENDER STEIN

         

        (Nicht weiterverbreiten bitte:

        "Die Parfümerie schätzt Bibergeil wegen seiner aphrodisischen Note."

        Quelle: Wikipedia, "Bibergeil")

        • @571 (Profil gelöscht):

          Mit Verlaub - sonst wimmelt das hier von Karl May-Exegten - Trappern & Freizeitindianern profs&amat.!

          Lassen wir mal die Kirchenwelt an den Start - Klar. Nicht ohne VORBIDDEN!!! VERBOTEN - FEGEFEUER ~> HELL! http://www.kirchenweb.at/kochrezepte/insekten/verbotene_rezepte/biber.htm

          Na bitte - variatio delectat - Lecker!

          Nur lesen! Gell!

          • 5G
            571 (Profil gelöscht)
            @Lowandorder:

            Die "Kirchenwelt" bewies immer Erfindungsreichtum, wenn es um das Verschleiern irdischer Genüsse ging.

            Der Biber als Fisch oder die Maultasche als Nudel, wobei ersterer nach wenigen Jahren der Wiederansiedlung an unseren Gewässern schon wieder viele Christenpolitiker auf den Speise-Plan ruft. Peter Hauk kämpft da schon mächtigst an vorderster Front für seine Klientel im Ländle.

            • @571 (Profil gelöscht):

              Much all weesen.

               

              Der Pfaff leibt&liebt nicht nur Biber

              Maultasch & Fisch allein -

              Liebt er doch aach wenns aach nit alles derf grad allweil sein.

              's Bier Kaas den Wein & dess gern beim Mägdelein!

               

              Sinnig - verewigt im dt. Liedgut!

              Wie's so kann - gehn - & fein -

              "Es wollt ein Bauer früh aufstehn!"

              Mag gutes Beispiel sein! https://m.youtube.com/watch?v=1WLMdAYrfqA https://de.m.wikipedia.org/wiki/Zupfgeigenhansel