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Burschenschaftler bei AfD-JugendFundgrube für neues Personal

In der neuen AfD-Jugend tummeln sich allerhand Mitglieder rechter Burschenschaften. Dem Dachverband ist sein Einfluss auf die AfD durchaus bewusst.

Gründungsversammlung der neuen AfD-Jungendorganisation: Viele Mitglieder mit Verbindung zur Burschenschaft in den Reihen Foto: Andreas Arnold/dpa

A m Wochenende hat sich die neue Jugendorganisation der AfD gegründet. Der Vorsitzende der „Generation Deutschland“, Jean-Pascal Hohm, steht auf einer Mitgliedsliste der Burschenschaft Salamandria Dresden.

Er ist nicht der Einzige in der neuen Parteijugend, der burschenschaftliche Verbindungen hat.

Zum Führungsgremium der AfD-Jugend gehört auch der aktuelle Schriftleiter der Zeitschrift die Burschenschaftlichen Blätter, Kevin Dorow. Der schleswig-holsteinische AfD-Nachwuchspolitiker kommt aus der rechtsextremen Hamburger Burschenschaft Germania. Die Burschenschaften erweisen sich für die AfD also weiterhin als Fundgrube für neues Personal.

Dorow gibt in der aktuellen Ausgabe der Burschenschaftlichen Blätter selbst an, außerdem der Alten Königsberger Burschenschaft Alemannia in Kiel sowie der Gymnasialen Burschenschaft Germania zu Kiel angehört zu haben. In einem Text beklagt er einen „schmalen Korridor“ durch die „orchestrierte Erinnerungskultur“ und fordert, die „Grundlagen“ des „staatlichen Systems […] in Frage zu stellen“. In der Zeitschrift, die so etwas wie das Organ des Dachverbandes der Deutschen Burschenschaft ist, ist das schon eine sehr deutliche Positionierung.

AfD-Jugend-Vorsitzender zitiert Hitler-Jugend

Dorow wird öfter so deutlich. Auf dem Gründungstreffen der AfD-Jugend in Gießen am Wochenende rief Dorow auf, sich nicht von der Partei zu distanzieren und auch nicht „von denjenigen, die außerhalb der etablierten Parteistrukturen für dieselben Ziele kämpfen wie wir“. Diese gewünschte Annäherung an rechtsextreme Personen und Projekte organisierte er vor Kurzem selbst. In Neumünster verantwortete Dorow, der auch Beisitzer im Landesverband ist, im Juli 2024 den „Tag des Vorfeldes“, unter anderen mit dem rechtsextremen Verein Ein Prozent und der selbst ernannten alternativen Gewerkschaft Zentrum.

Mit der vermeintlichen Alternative für Deutschland (AfD) haben auch die extrem-rechten Studentenverbindungen wieder an politischer Relevanz gewonnen.

Mit Bezug auf Björn Höcke, den thüringischen AfD-Landtagsfraktionsvorsitzenden, betonte er bei der Gründung, dass „Jugend“ durch „Jugend geführt werden“ müsste. Die Hitler-Jugend übernahm das Motto „Jugend führt Jugend“ von den bündischen Jugendgruppen. Dorow, mit akkuratem Scheitel, wird ebenso deutlich auf Instagram: Hier erzählt er, direkt in die Kamera schauend, dass es die Zugehörigkeit zu einer Ethnie sei, die allein die Herkunft und Kultur bestimme. Sie würde die „Volksseele“ ausmachen, die es zu schützen gelte.

Kevin Dorow ist nicht der einzige Burschenschaftler in der AfD. Ihren Einfluss auf die Partei stellt auch die Deutsche Burschenschaft selbst durchaus selbstbewusst heraus. Nach der Bundestagswahl 2025 stellte die Redaktion der Burschenschaftlichen Blätter die neuen AfD-Bundestagsabgeordneten vor. Mit Bildern und Angaben zu deren jeweiligen studentischen Verbindungen.

Aus dem Norden: Alexis Giersch aus Schleswig-Holstein, Enrico Komning aus Mecklenburg-Vorpommern und Alexander Wolf aus Hamburg. „Mit Stolz und Freude gratulieren wir allen Verbandsbrüdern“, schreibt die Redaktion: „Euer Einzug in das Parlament ist mehr als ein persönlicher Erfolg – er ist Ausdruck eines politischen Erfolges.“ Giersch kommt – wie Dorow – von der Burschenschaft Germania, die der Verfassungsschutz beobachtet.

Mit der vermeintlichen Alternative für Deutschland (AfD) haben auch die extrem rechten Studentenverbindungen wieder an politischer Relevanz gewonnen. Die alten Männlichkeitsrituale von Rangordnungen über Trinkanweisungen bis Mensur erscheinen als neue Lebenswerte. Vor den Wahlerfolgen der AfD hatten diese Werte lange an Wert in der Gesellschaft verloren. Ihr politische Profil wird nun gesucht. Die Hamburger AfD-Bürgerschaftsfraktion hat in den Burschenschaftlichen Blättern zwei Anzeigen geschaltet. Die Fraktion sucht einen „Referenten für Social Media“ sowie einen „Stellv. Pressesprecher“. Der jeweilige Hinweis „gleich welchen Geschlechts“ wirkt im Herren-Milieu allerdings etwas unplatziert.

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Andreas Speit
Autor
Rechtsextremismusexperte, Jahrgang 1966. In der taz-Nord schreibt er seit 2005 die Kolumne „Der Rechte Rand“. Regelmäßig hält er Vorträge bei NGOs und staatlichen Trägern. Für die Veröffentlichungen wurde er 2007 Lokaljournalist des Jahres und erhielt den Preis des Medium Magazin, 2008 Mitpreisträger des "Grimme Online Award 2008" für das Zeit-Online-Portal "Störungsmelder" und 2012 Journalisten-Sonderpreis "TON ANGEBEN. Rechtsextremismus im Spiegel der Medien" des Deutschen Journalistenverbandes und des Ministeriums für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt. Letzte Bücher: herausgegeben: Das Netzwerk der Identitären - Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten (2018), Die Entkultivierung des Bürgertum (2019), mit Andrea Röpke: Völkische Landnahme -Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos (2019) mit Jena-Philipp Baeck herausgegeben: Rechte EgoShooter - Von der virtuellen Hetzte zum Livestream-Attentat (2020), Verqueres Denken - Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus (2021).
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