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Burka-Verbot vor dem EGMRIn Würde verschleiert

Ist es diskriminierend, die Burka zu verbieten – oder sie zu tragen? Vor dem EGMR kamen Anwälte der französischen Regierung und eine Muslimin zu Wort.

Eine Frau in Burka besucht die Ausstellung „Burquoi“ in Wiesbaden. Bild: dpa

STRASSBURG taz | „In Frankreich kann jeder anziehen, was er will – nur extreme Kleidung ist verboten“, betonte die französische Regierungsvertreterin vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Das Gericht verhandelte am Mittwoch über das in Frankreich geltende Burka-Verbot.

Seit 2011 ist es in Frankreich untersagt, in der Öffentlichkeit Kleidungsstücke zu tragen, die das Gesicht verhüllen. Gemeint sind damit zum Beispiel die in Afghanistan üblichen Burkas, bei denen auf Augenhöhe ein Stoffgitter sitzt, oder der aus Saudi-Arabien stammende Niqab, der für die Augen einen Schlitz freilässt. Ausnahmeregelungen gibt es für Motorradhelme und Karnevalsmasken. Dieses Gesetz war in der Pariser Nationalversammlung mit nur einer Gegenstimme beschlossen worden.

Betroffen sind allerdings nur rund 2.000 Frauen in Frankreich. Das normale islamische Kopftuch ist nicht verboten, weil es das Gesicht freilässt. Wer gegen das Gesetz verstößt, muss 150 Euro Bußgeld bezahlen oder einen Staatsbürgerkurs besuchen. Wer andere zwingt, sein Gesicht zu verhüllen, kann sogar ins Gefängnis kommen. Bisher sind 700-mal Bußgelder verhängt worden. Der Pariser Geschäftsmann Rachid Nekkaz hat sich bereit erklärt, alle zu bezahlen.

Gegen das Gesetz hat eine 23-jährige Juristin geklagt. Sie ist Muslimin und französische Staatsbürgerin mit pakistanischem Hintergrund. Sie betont, sie werde weder von ihrem Ehemann noch von ihrer Familie gezwungen, sich zu verhüllen. Sie mache es auch nicht systematisch, sondern nur, wenn ihr danach ist. Sie argumentiert also weniger mit religiösen Gründen, sondern vor allem mit ihrer persönlichen Selbstbestimmung. Die junge Frau nahm nicht an der Verhandlung teil, angeblich aus Angst vor Feindseligkeiten, die ihr in Frankreich drohen könnten. Sie ließ sich durch zwei englische Anwälte vertreten.

Religiöse Diskriminierung

„Mit Schleier kann man nun nicht mehr das Haus verlassen“, argumentiert Anwalt Ramby De Mello, „die betroffenen Frauen sind Gefangene im eigenen Haus.“ Da nur muslimische Frauen von dem Verbot betroffen sind, handle es sich um eine religiöse Diskriminierung. Beides verstoße gegen die Europäische Menschenrechtskonvention.

„Das Gesicht zu zeigen ist eine Grundbedingung des menschlichen Zusammenlebens“, erklärte dagegen die französische Vertreterin Edvige Belliard. Sie begründete die Regelung mit der Würde des Menschen, die verletzt sei, wenn jemand in der Öffentlichkeit hinter einem Schleier verschwinde. Auch die Gleichheit der Geschlechter sei verletzt, wenn Frauen sich so kleideten. Außerdem berief sie sich auf Gründe der öffentlichen Sicherheit, weil der Schleier Personenkontrollen erschwere.

Der Richter André Potocki fragte: „Kann eine freiwillige Handlung überhaupt die Würde des Menschen verletzen?“ Belliard antwortete, sie glaube nicht, dass Frauen sich freiwillig verschleiern. Sie konnte als Beleg allerdings nur einen konkreten Fall von Zwang anführen. Andere Richter zweifelten an der Verhältnismäßigkeit des französischen Verbots.

Ausnahmen für die Polizei

Die Anwälte der Klägerin deuteten Kompromissbereitschaft an. Sie sei bereit, der Polizei ihr Gesicht zu zeigen, wenn dies erforderlich sei, etwa auf der Suche nach einem Räuber. Auch könne sie einen transparenten Schleier tragen. Das Urteil wird in einigen Monaten verkündet.

Der Prozess hat europäische Bedeutung, da es seit 2011 auch in Belgien ein vergleichbares Gesetz gibt. Im September stimmten zudem im Schweizer Kanton Tessin 65 Prozent für ein Verhüllungsverbot. In Italien und den Niederlanden wurde darüber diskutiert. In Deutschland ist nur die Vermummung bei Demonstrationen verboten.

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33 Kommentare

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  • Statler , Moderator

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  • G
    Gast

    Geht´s bei der ganzen Diskussion vielleicht nicht vielmehr darum, wie viel Toleranz man anderen Kulturen entgegenbringt?

    Und da, so denke ich, stösst man in vielen muslimisch geprägten Ländern auf nicht viel Toleranz. Die Deutsche Botschaft hat interessante Seiten mit Verhaltensempfehlungen für z.B. Saudi Arabien... Auszug: auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel ist das Nichttragen der Abaya geduldet. Danach muss Frau sich aber bitte eine besorgen. Usw. usw.

     

    Vielleicht sollte man darüber einfach mal diskutieren. Wann ist die Grenze erreicht, wann kippt mein Respekt vor der Kultur in der ich mich befinde?

    Wann die Toleranz der Kultur in der ich bin?

     

    Sicher würde beides kippen, wenn "westliche" Frauen in Saudi Arabien mit kurzer Hose und T-Shirt rum laufen. Aber ist das nicht irgendwie das Selbe?

    Für "westliche" Frauen ist das normal. Aber es wird dort nicht toleriert. Verschleiern ist für eine Muslima normal. Egal ob wir das tolerieren oder nicht.

    Irgendwie ist das ne ziemliche Zwickmühle...

     

    Anpassung sollte sein, Assimilation nicht. Aber wie kann man das bewerkstelligen?

    Ohne dass sich alle auf die Füsse getreten fühlen.

     

    Mir kommt da der Gedanke, ob es denn nun um die Rechte der Frauen auf Selbstbestimmung geht oder vielleicht prinzipiell um geforderte Toleranz und Anpassung. Was vielleicht wirklich mal thematisiert werden muss. Aber hochrichterlich? Ich weiß nicht...

  • B
    Büchner

    Mein Eindruck ist, dass sich hier einige Foristen vor den Karren der extremen Auswüchse einer rückwärtsgewandten und patriarchalischen Religion spannen lassen um jeden Anschein zu vermeiden man sei islamophob. Wie läßt sich das mit dem linken, feministischen Weltbild der traditionellen taz-LeserInnen vereinbaren? Trägt denn das Tragen einer Burka etwas zu einer offenen, freien, diversifizierten Gesellschaft bei oder symbolisiert es nicht vielmehr das genaue Gegenteil einer solchen? Für mich handelt es sich um eine äußerlich sichtbare Abschottung gegenüber unseren Werten.

    @Ali

    Aus einem Vermummungsverbot eine staatliche Kleiderordnung zu machen ist doch wohl etwas zu weit gegriffen, oder? Und ich zumindest kann ohne Probleme eine Vielzahl von Nonnen auch ohne Brillen anhand ihres Gesichts unterscheiden.

    @Demokrat

    "Das ist leider typisch Deutsch" - Ist es nicht. Im Artikel geht es um Frankreich und solche oder ähnliche Debatten gibt es auch in Österreich, Belgien, der Schweiz, Spanien etc. Auch "westliche" Denkweisen müssen per se nicht schlecht sein.

  • R
    Rob

    Wie ist es eigentlich mit den Frauen die eine Burka tragen, wenn sie an Flughäfen oder bei sonstigen Passkontrollen überprüft werden müßen? nehmen die dann, ganz unkompliziert, das Ding einfach ab oder gibt es da immer große Diskussionen?

  • D
    D.J.

    @Demokrat,

     

    Aha, es hat Sie also nachdenklich gemacht, wenn in schier unfassbarer Arroganz den ungläubigen Frauen vorgeworfen wird, sie "verkaufen" sich, weil die ihr Gesicht zeigen? Das ist bedauerlich und lässt sich nur durch westlichen Masochismus erklären. Und ja, ich kenne viele islamische Länder. Glauben Sie, da gibt es keinen Missbrauch von Kindern? Glauben Sie, da gibt keine verzweifelten Alten? Für mich spricht aus den von Ihnen zitierten Worten nur Selbstgerechtigkeit.

     

    @Rölke-Sommer,

     

    befremdlicher Beitrag. Tuareg verhüllen ihr Gesicht nur in der Wüste aus nachvollziehbaren Grünen. Denke nicht, dass sie in einer europäischen Großstadt auf die Idee kommen würden.

  • Ali,

    ich respektiere das andersein. ich lebt auch lange in der anderen Kultur. Im Gegensatz zu den Hohepriestern der (Un)-Freiheit habe ich auch mit den Andersdenkenden gesprochen.

    Interessant fand ich die Aussage einer Frau: "Ihr im Westen verkauft Euch, Ihr stellt euer Äusseres zur Schau. Da mich mein Mann vor der Heirat nie unverschleiert gesehen, aber viel mit mir geredet hat, bin ich mir sicher, dass er mich geheiratet hat und nicht meine Hülle. Und wieso unterstellt Ihr unseren Männern, dass wir ständig geprügelt werden? Das ist doch einfach ein rassistisches Vorurteil. Ihr unterstellt 1 Milliarde Menschen eine Unterentwicklung. Wenn ich lese, wie bei Euch Alte und Kinder behandelt werden, ist das auch nicht fortschrittlich"

    Das machte mich schon nachdenklich.

  • E
    Else

    Frei nach Spivak: Die Subalterne kann nicht sprechen weil sie sich kein gehör verschaffen kann. Andere meinen in ihrem Namen sprechen zu müssen, so dass die Worte der Subalternen nicht mehr vernommen werden. Also lasst die Frauen doch sleber zu Wort kommen statt zu vorab für unmündig zu erklären.

  • Wenn der Staat eine Kleiderordnung verhängt, wird sich jeder von uns daran halten müssen. Auch z.B. Nonnen, die aufgrund ihrer Berufskleidung höchstens durch Brillen unterscheidbar wären.

     

    Dann kommen als nächstes Punkfrisuren an die Reihe.

     

    Irgendwann wird man auch einsehen müssen, dass verschiedenartige Kleidung viel zu kostenaufwändig ist. Und um der Neutralität Willen wäre eine gleichaussehende Uniform für alle das beste.

     

    Aber man kann auch Ausnahmeregelungen (z.B. für Nonnen) schaffen. Das wäre ganz nützlich, um Minderheiten weiter und besser einzugrenzen.

  • hi hi. die gleichheit der geschlechter ist auch verletzt, wenn tuareg-männer ihr gesicht verhüllen und tuareg-frauen dies gerade nicht tun.

    so viel zu frau Belliards erklärung

    „Das Gesicht zu zeigen ist eine Grundbedingung des menschlichen Zusammenlebens“

  • G
    gerstenmeyer

    wie funktioniert das wenn eine solche dame auf die bank,post,landratsamt oder sonstiges amt geht im dem der pass verlangt wird?welches foto ist auf dem Ausweis?bitte um aufklärung

  • Wir reden von Werten der Freiheit. Wir unterstellen den unfreien bzw. gelenkten Willen der Frauen (wenn ich einige Kommentare so lese).

    Deshalb sollen diese (unterstellt unterentwickelten) Frauen) ihren freien Willen der ja angeblich nur gelenkt ist, nehmen.

    Das ist leider typisch Deutsch und Ausdruck einer überheblichen und arroganten westlichen Sichtweise.

    Denkt mal bitte nach.

    Einen Unterschied sehe ich natürlich bei öffentlichen Ämtern wie Schulen / Behörden. Hier muss die Neutralität gewahrt werden.

    Mich persönlich stört es jedenfalls nicht, wenn sich jemand im privaten Leben verschleiert. Ich akzeptiere das Anderseins der Anderen. Warum ist das so schwer?

    • NA
      not amused
      @Demokrat:

      Weil man sich dann nicht mehr klugscheißend über andere erheben kann, sondern sich vielleicht mal mit denen, den anderen, ihrer Perspektive auseinandersetzen müsste. Huch, wo kämen wir denn da hin. Wir nähern uns an, tauschen uns aus und verändern uns dadurch - geht ja mal gar nicht. Dass aber auch die "Gegenseite" ihre Hardlinerhaltung aufgeben könnte, ist eine zu vernachlässigende Kleinigkeit ...

    • @Demokrat:

      Alice Schwarzer weiß ja besser über den Islam und die Muslimas Bescheid als diese selbst.

       

      Wie man neulich im TV sehen konnte, weiß sie auch besser über Prostitution und die Prostituierten Bescheid als diese selbst.

       

      Wir sind umgeben von autodidaktischen Expert/inn/en in Deutschland.

  • M
    meinung

    zuviel Freiheit verträgt der Mensch anscheinend nicht und macht ihn nervös. Der Versuch kulturelle Traditionen unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit durchzudrücken zeigt nur, das eigentliche Problem ist nicht die Verschleierung sondern die Religionsfreiheit selbst.

  • Ich begreife darin die menschliche Ambivalenz zwischen Sicherheit(sgefühl) und (freiwilliger Unterordnung unter) Kontrolle. Ich würde also nicht bestreiten, dass sich viele Frauen freiwillig vollverschleiern, weil sie sich dadurch tatsächlich sicherer fühlen. Aber dieses Gefühl ist lediglich kulturell anerzogen. Ihr "freier Wille" kulturell bestimmt/"unfrei".

     

    Wir könnten in einer Kultur leben, in der Ohrmuscheln als sexuelles Merkmal begriffen würden. Also hätten wir Schlüpfer erfunden, die wir über unsere Ohren ziehen würden, auch wenn wir dadurch schlechter hören würden.

     

    Wir könnten in einer Kultur leben, in der die primären Geschlechtsmerkmale als Teil der Persönlichkeit angesehen würden. Also würden wir sie zur Schau tragen und jene als unterdrückt und rückständig begreifen, die sie in Schlüpfer und Hosen einsperren würden.

     

    Die Vollverschleierung nach kulturellen Maßstäben zu verbieten, halte ich also für problematisch. Denn wir sind ebenso in unseren kulturellen Vorstellungen gefangen wie andere in ihren. Vielmehr sollte man rational - wissenschaftlich - die Vor- und Nachteile aufklären und miteinander abwägen. Welche psychologischen Auswirkungen hat eine Vermummung für die Person und jene, die ihr begegnen? Benachteiligt oder fördert es das Miteinander?

    • @Regenwetter:

      Leider!!! habe ich bisher selten in der taz einen solch abgeklärten Kommentar wie den Ihren gelesen. Vielen Dank!

      (Und rational-wissenschaftlich haben unter mitteleuropäischen Wetter- wie auch Arbeitsmarktbedingungen weder Niqab noch Burka etwas zu suchen.)

      Es erhebt sich nur die Frage, wie man dies den Familien, die Niqab oder Burka als auch im 21. Jh. normal empfinden, verdeutlicht.

  • RB
    Rüdiger Bäcker

    Frankreich, Belgien und Kantone der Schweiz wehren sich in Wahrheit nicht gegen die Burka oder den Niqab, sondern gegen den Islam. Sie haben erkannt, dass Burka und Niqab nicht aus Tradition, sondern als Provokation getragen werden. Durch ihre Reaktionen bieten sie den treibenden reaktionären Kräften beider Seiten Reibungsflächen, wie jetzt beim EUGHMR. Laßt die jungen Frauen doch tragen, was sie wollen. Heute ist es die Burka, und morgen ein Kleid von Dior. Was die alten Säcke in und außerhalb der Moschee nicht kapieren wollen: Der Islam ist schon lange weiblich, und junge Musliminnen lassen sich nicht mehr vorbeten, wie sie leben sollen.

  • J
    Jay

    "Belliard antwortete, sie glaube nicht, dass Frauen sich freiwillig verschleiern."

     

    Wenn einige Frauen sagen, dass sie es freiwillig machen, wer glaubt Belliard denn dann zu sein, dass sie es meint besser zu wissen?

    In unserer Kultur ziehen Frauen Miniröcke an, haben tiefe Ausschnitte, Schminken sich. Damit machen sie sich zu Sexobjekten. Da könnte man auch behaupten, die machen das gar nicht freiwillig, sie werden von den Männern dazu gezwungen.

    Feminismus bedeutet scheinbar nur, dass Frauen nicht mehr von Männern unterdrückt werden, sondern von anderen Frauen.

  • K
    kackklo

    Jede Religion ist diskriminierend also gehören sie alle verboten, weil jeder aber glauben darf was er will können wir sie nicht verbieten. Wer bestimmte Kleidung verbietet lässt das Problem nur von der Strasse verschwinden aber die Unterdrückung läuft weiter und genau darum ist jeder der ein verbot der Burma fordert einer der die Unterdrückung von Frauen nur nicht Öffentlichkeit sehen mochte anstatt der Unterdrückung der Frau entschieden entgegenzuwirken sofern die Burka unfreiwillig ist. Wenn die vermummung die Menschenwürde verletzt darf ein Polizist sich nicht mehr vermummten Frau Belliard.

  • D
    D.J.

    Selbstverständlich geht es hier um eine Verachtung der Mehrheitsgesellschaft. Dazu gehört auch das sich Abgrenzen von denen, die als Musliminnen ein normales Kopftuch für angemessen halten. Übrigens sind es sehr oft europäische Konvertitinnen, die Niqab/Burka tragen bzw. Konvertiten, die es fordern (Rassismusvorwurf wäre also albern). In Salafistenforen wird auch deutlich gesagt, dass Gesichtsverhüllung noch dann Pflicht sei, wenn die Gesellschaft zur fitna (Versuchung) führe. Für einen Liberalen gibt es kaum ein schwierigeres Thema. Gilt das Recht zur Selbstversklavung? Wie sieht es aus mit der Frage der Kindererziehung? Welches "Vorbild" bieten die Frauen für Heranwachsende? Ich habe keine endgültige Antwort. Was mir selbst zuwider ist, kann kein Maßstab für Einzelne sein. Ich weiß nur eines: Unsere Gesellschaften haben die verdammte Pflicht, die Mindestmaßstäbe der Aufklärung zu vermitteln. Andernfalls sehe ich schwarz - wortwörtlich - für deren Zukunft. Die Aufklärung ist eine zarte Pflanze - ja, nach 300 Jahren noch. Lasst uns mit Worten dafür kämpfen.

  • Sorry !!! Ich packe diese ganze Burkha Debatte nicht !

    Finde es ok wenn historisch- kulturell- familien geprägte Frauen es als notwendig oder `schön´(?) empfinden, mit Burka öffentlich bekleidet zu sein.

    Aber? Irgendwie emfinde ich- als säkulär aufgeklärter und wissender westlicher Mann deutschen Ursprungs- den weiblichen BURKHA als ein historisches islamisch-religiöses Bekenntnis. Als ein "NEIN" zur Kultur westlicher säkulärer Aufklärungsdialektik und Bildungs und Wissenskultur.

    Ich meine es ist Aufgabe der männlich-patriarchalischen islamischen Familienkultur, ihren Töchtern und Ehefrauen Rechte im Sinne westlicher Bildung und Ausbildung einzuräumen... auf das islamische Mädels und Frauen es evtl lernen, den BURKA selbstentschieden, als ästhetisches Element der postmoderne zur Schau zu stellen!

    Bisher führt die religiös- islamische Familienkultur Strenge nur zu irgend sozialer Sekundarisiereung...

    • M
      münchhausen
      @vergessene Liebe:

      - Irgendwie emfinde ich den weiblichen HABIT als ein historisches katholisch-religiöses Bekenntnis. Als ein "NEIN" zur Kultur westlicher säkulärer Aufklärungsdialektik und Bildungs- und Wissenskultur.

       

      - Irgendwie empfinde ich die CONSDAPLE-Bomberjacke als ein anachronistisch national-heidnisches Bekenntnis. Als ein "NEIN" zur Kultur westlicher säkulärer Aufklärungsdialektik und Bildungs- und Wissenskultur.

       

      - Irgendwie empfinde ich die Micaela Schaefers STRINGBIKINIS als ein allzugegenwärtiges sexististisches Bekenntnis. Als ein "NEIN" zum guten Geschmack und der Bildungs- und Wissenskultur.

       

      Ist aber egal was ich empfinde. Wenn ich mich richtig erinnere ist es eine der Errungenschaft der westlich sekulären Aufklärung, das was man PLURALISMUS und FREIHEITSRECHTE nennt.

       

      Apropos: Was ist überhaupt "Aufklärungsdialektik"? Falls sie die "Dialektik der Aufklärung" meinen, dann sollten sie nochmal ihre Argumente überdenken. Die Dialektik ist nämlich ne ziemlich harte Abrechnung mit den westlichen Aushängeschilder von 'Vernunft', 'Fortschritt' und 'Kultur', auf die Sie sich so gerne berufen.

  • F
    FranzK

    Sollten die Vollverschleierer der Hardcore Islamisten vor dem EGH recht bekommen, würde über 200 jährige Zeit der Aufklärung, mit einem Pinselstrich wieder auf Mittelalter Niveau gebracht werden.Ein absolutes Unding. Die Damen und Herren die für die totale Verhüllung der Frau sind, dürfen sich gerne in Saudi Arabien oder ähnlichen islamischen Ländern niederlassen, in Europa darf dafür kein Platz sein. Hinzu kommt noch das das Thema ein glatter Elfmeter für Rechtspopulisten ist und auch das muss verhindert werden. Hoffentlich ist dies dem Gericht bewusst.

  • A
    Abendland

    Darf meine Frau dann auch in Saudi Arabien im Bikin herum laufen? Oder wertet die TAZ das als Verletzung religiöser Gefühle, welche natürlich nur dann nicht verletzt werden dürfen wenn es um Moslems geht?

  • F
    Frauenfreund

    Toll. Wie ist es dann mit Frauen, die sich freiwillig von ihrem Mann schlagen lassen? Gar nicht mal aus religiösen oder kulturellen Gründen, sondern aus Selbstbestimmung?!?!

     

    Klingt dämlich, ist es auch, und trotzdem finden viele Muslimas es prinzipiell nicht falsch, wenn ein Mann seine Frau schlägt. Und nun?

  • L
    Lex

    "Sie begründete die Regelung mit der Würde des Menschen, die verletzt sei, wenn jemand in der Öffentlichkeit hinter einem Schleier verschwinde."

     

    Die Würde des Menschen ist wesentlich mehr verletzt wenn mensch gezwungen wird unter Androhung von Strafe seine Kleidung einer (weißen) Norm anzupassen.

     

    Liebe Frau Edvige Belliard,

    sie haben so eben die Würde von allen Betroffenen verletzt. Nicht nur durch die lächerliche Forderung den Kleidungsstil Ihren Vorlieben anzupassen sondern auch damit dass sie jede Betroffene in die "Opfer-Rolle" zwängen.

     

    Sowas lässt die Hoffnung nur noch mehr sterben, dass der Mensch doch irgendwann die Aktzeptanz und Toleranz gegenüber der Freiheiten anderer lernt.

    Wie bitte werde ich eingeschränkt wenn jemensch einen Schleier trägt?! Ehrlich jetzt?! Ihr Ernst frau Belliard?

  • WI
    Wind im Haar

    Religiöse Diskriminierung? Weit gefehlt! In Europa kann Gott sei Dank jeder und jede glauben, was sie glaubt. Oder auch gar nichts glaubt.

    Die Burka mit einem Glauben gleichzutun, ist eine andere Sache, denn verbunden damit ist wegen der Verschleierung einer Frau (und immer nur einer Frau) eine Unterdrückung. Ich frage mich wirklich, wo doch so lange Muslime schon in Europa leben, was diese Frauen dazu bewegt, sich so zu verstecken, und ich kann dieses verhüllen des eigenen Aussehens und damit der Persönlcihkeit eines Mneschen nicht akzeptieren. Wenn ich eine Frau in einer Burka sehe, frage ich mich, wie ich als Europäerin, überhaupt Kontakt aufnehmen kann - ja, ich traue mich einmal, sie nach der Uhrzeit zu fragen. Ich bin ganz klar für ein Verbot derartiger Vermummungen, denn sie sind in Europa weder notwendig noch kommunikativ.

  • L
    Leserin

    Warum laufen die männlichen Richter nicht mal ein Jahr mit Burka umher und dann reden wir noch mal ob das Verbot gerechtferigt ist. Ist schon merkwürdig wie sich die Männer immer für Sache einsetzen die sie nicht betreffen. Oder sie dürfen im Sommer nicht ins Wasser die Frauen aber schon.

    • @Leserin:

      In Zeiten von Totalüberwachung und automatischen Gesichtserkennungssystemen könnte es irgendwann sogar für Männer attraktiv werden, sich eine Burka über zu werfen.

  • G
    gast

    (freiwillige) Unfreiheit zu verbieten ist fortschrittlich und somit zu unterstützen!

  • G
    gast

    Wozu immer wieder die Diskusion um die Verschleierung, echt ermüdend. Was die Frauen in ihrem Land machen ist deren Problem, wenn sie sich nicht wehren wollen. Verschleierung verbieten und fertig, hohe Geldstrafen oder Ausreisen. Ende. Jeder muss erkennbar sein was auf dem Ausweis ist, was durch Verschleierung nicht möglich ist. Und es ist auch wichtig die Vollverschleierung zu verbieten, weil sich hinter der Verschleierung verbergen kann wer will, gar bewaffnet sein. Und dann ?

    • A
      Arne
      @gast:

      Jetzt fangen die Anti-Waffen-Lobbyisten und Anti-Amerikaner auch schon bei dem Thema an, ihre kruden Auffassungen abzugeben.

       

      Haben Sie schon mal was von Faustfeuerwaffen gehört? Die kann man mühelos, ohne verschleiert zu sein, unter der Kleidung tragen.

      Und jetzt?

      Kleidung jeglicher Art verbieten, weil da eine Waffe drunter sein könnte?

  • R
    reblek

    "Bisher sind 700-mal Bußgelder verhängt worden." - Nein, es wurde 700-mal ein Bußgeld verhängt.