piwik no script img

Bundesligaspieler gegen RassismusHertha fordert Trump heraus

Berliner Fußballspieler schließen sich dem Kniefall-Protest von US-Sportlern an. Ihre Geste löst ein weltweites Echo aus.

Einsatz gegen Rassismus: Die Mannschaft von Hertha BSC am Samstag im Berliner Olympiastadion Foto: ap

Berlin dpa/taz | Eine bemerkenswerte Aktion der Fußballer von Hertha BSC hat ein weltweites Echo ausgelöst. Als erstes Bundesliga-Team schlossen sich die Berliner kollektiv dem Kniefall-Protest amerikanischer Athleten an und legten mit starken Worten gegen Rassismus nach. „Auf Knien gegen den Rassismus, auch Hertha fordert Trump heraus“, titelte die italienische Zeitung La Stampa. „Die „Take a knee“-Bewegung hat den Atlantik überquert“, schrieb die Washington Post.

Vor dem Anpfiff des Heimspiels gegen den FC Schalke 04 waren am Samstag nicht nur die Profis auf dem Platz niedergekniet, sondern auch die Ersatzspieler, das Trainer-Team um Coach Pal Dardai und auch Geschäftsführer Michael Preetz.

Die Idee dazu habe die komplette Mannschaft gehabt, berichtete Salomon Kalou anschließend. „Als Hertha kämpfen wir immer gegen Rassismus“, betonte der Ivorer. „Dass wir uns hinknien, ist für uns ein Weg, dieses Verhalten zu bekämpfen. Es sollte nicht im Sport existieren. Nicht in der NFL und nicht im Fußball, in keinem Sport – Punkt. Wir können dabei ein gutes Beispiel abgeben.“

Vor gut einem Jahr hatte sich der Football-Profi Colin Kaepernick erstmals während der amerikanischen Hymne hingekniet, um so gegen Polizeigewalt und die Unterdrückung von Minderheiten in den USA zu protestieren. Zahlreiche US-Sportler folgten diesem Vorbild – und wurden dafür zuletzt mehrfach wüst von US-Präsident Donald Trump beschimpft.

„Wir leben nicht mehr im 18. Jahrhundert, sondern im 21. Jahrhundert. Es gibt aber einige Leute, die ideologisch noch nicht so weit sind“, erklärte der verletzte Innenverteidiger Sebastian Langkamp bei Sky ohne Bezug auf konkrete Personen. „Wenn wir da etwas Nachhilfe geben können, ist das doch gut.“

„Großartige Geste“

Als „großartige und wichtige Geste“ bewertete die Deutsche Fußball Liga die Aktion über ihren Bundesliga-Twitteraccount. Die Geste der Hertha-Profis sei angesichts der Trump-Politik sinnvoll, erklärte der Medienwissenschaftler Jo Groebel der Heilbronner Stimme: „Hier darf niemand schweigen, hier müssen auch deutsche Sportler ihre Solidarität mit den massiv denunzierten Athleten aus den USA zeigen.“

„Wir leben in Zeiten, in denen es wichtig ist, dass Fußballvereine, die extrem im Fokus stehen, sich positionieren“, betonte Preetz nach Schlusspfiff die Vorbildrolle des Clubs. „Wir sind seit jeher gegen Diskriminierung jeder Art, gegen Rassismus. Wir sind Berlin, wir sind eine weltoffene Stadt und wir stehen für Vielfalt. Das wollte die Mannschaft, das wollten wir heute dokumentieren.“

Das Spiel selbst sorgten die Herthaner dann für weitaus weniger Furore. Die Berliner unterlagen Schalke mit 0:2.

Immerhin: Donald Trump schweigt bisher zu der Aktion – sogar auf Twitter.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Danke vom ganzen Herzen an die Hertha!

     

    Ihre Geste war im Namen des Deutschen Volkes, genau wie die Geste von Willy Brandt. Willy Brandt wäre sehr stolz auf Sie gewesen!

     

    Lasst Euch von unfairen Kritikern wie Bild nicht entmutigen!

     

    Der Kniefall Willy Brandt von Warschau hat die Welt aufgerüttelt. Die Geste ging vom Herzen, die war wohl nicht geplant. Deutschland gewann plötzlich wieder Vertrauen, das seit dem 2 Weltkrieg weg war. Genau wie Sie fand Willy Brandt nicht nur Zustimmung für seine Geste und die Politik der Versöhnung und des Friedens. Vor allem Nationalisten und Rassisten haben ihn kritisiert.

     

    Seine Geste war ein Symbolbild des Jahrhunderts und macht Deutschland einzigartig in der Welt, genau auch wie Ihre Geste!

    https://www.youtube.com/watch?v=wiWPX9k4QQY

  • . . . und Fußball spielen können sie auch nicht.

    • @Werner S:

      Falls Sie sich mit dem Fußball gut auskennen. Mit Voraussetzungen, die die Mannschaft hat, spielt Hertha deutlich besser, als man - objektiv gesehen - erwartet hätte.

       

      "Fairplay" ist für diese Mannschaft nicht nur ein Wort, das sich nur auf irgend welchen Papieren mit Regeln wieder findet. Das sieht man auf dem Platz immer wieder.

  • Eine Nachricht an alle Menschen Charly Chaplin:

    https://www.youtube.com/watch?v=93J6w7CFRiY

     

    Das Mädchen welches für 6 Min. die Welt zum Schweigen brachte - Severn Suzuki:

    https://www.youtube.com/watch?v=Sj00vO48MTk

     

    Letzte Rede von John F.Kennedy:

    https://www.youtube.com/watch?v=0gME775K1WU

  • Worte können Millionen von Menschen retten, Worte können auch Millionen von Menschen vernichten.

     

    Die Rede des großen Diktators, Adolf Hitler, 1940. Allerdings „gespielt“ von Charlie Chaplin.

     

    "Es tut mir leid, aber ich möchte nun mal kein Herrscher der Welt sein, denn das liegt mir nicht.

    Ich möchte weder herrschen noch irgendwen erobern, sondern jedem Menschen helfen wo immer ich kann; den Juden, den Heiden, den Farbigen, den Weißen...“

    https://www.youtube.com/watch?v=YeaCD9-qum0

     

    Hätte Hitler damals das gesagt, was Charlie Chaplin sagte, als er ihn spielte...

     

    Wir alle und insbesondere Fußballspieler müssen jegliche Ungerechtigkeit in Deutschland und auch Weltweit mit Worten und Gesten bekämpfen!

  • Herta, Nationalmannschaft, DFB und alle Fußballteams in Deutschland müssen sich stärker und öfter in die gesellschaftlichen (auch politischen) Themen, die Berlin, Deutschland, die EU und die ganze Welt betreffen, einmischen. Fußball verbindet. In Deutschland ist das die Sportart Nr. 1 - egal ob aktiv (als Spieler) oder passiv (als Fan).

     

    Das ist der größte gemeinsamer Nenner in unserem Land!!! Wir müssen mehr aus Fußball machen!

     

    Es gibt einen Rechtsruck in Deutschland und EU. Kann Fußball diesen Gegner schlagen?

     

    Die Sozialen Themen werden nicht hinreichend gut umgesetzt. Sonst hätten wir keine Obdachlosen Menschen in Deutschland. Können Fußballstars die eigene Meinung dazu öfter und öffentlich sagen?

     

    Flüchtlinge werden oft als Futter für rassistische Wähler-Heie verwendet. Können wir diese Gegner weggrätschen, wie einst "Putzer des Kaisers", der Katsche?

     

    Es kommen in der letzten Zeit zu viele Bananenflanken von rechts, - und zwar: in nahe zu allen Bundesländern. Können wir der AfD die Rote Karte zeigen und die für immer zu disqualifizieren?

  • Pele:

     

    „Wir haben schon viel über Rassismus im Fußball gesprochen. Ich würde sagen, dass nicht der Fußball ein Problem damit hat, sondern die GESELLSCHAFT an sich. Die Fußballregeln haben erzieherische Qualitäten, und sie sind fair und für alle gleich. Ich habe mich bereit erklärt, den Kampf gegen Rassismus zu unterstützen und bin froh, so handeln zu können, wie schon immer: als eine Art Missionar.“

    http://de.fifa.com/sustainability/news/y=2005/m=3/news=pele-kampf-gegen-den-rassismus-96860.html

     

    Die FIFA

     

    engagiert sich aktiv im Kampf gegen jede Form von Diskriminierung im Fußball und IN DER GESELLSCHAFT ALS GANZES. Dies ist in Artikel 3 der FIFA-Statuten eindeutig und klar festgelegt. „Jegliche Diskriminierung eines Landes, einer Einzelperson oder von Personengruppen aufgrund von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Sprache, Religion, Politik oder aus einem anderen Grund ist unter Androhung der Suspension und des Ausschlusses verboten.“

    http://de.fifa.com/sustainability/anti-discrimination.html

     

    Herr Trump

     

    könnte dem US Fußballteam schaden und einige Wähler gegen sich selbst negativ einstimmen. Leiden darunter würden allerdings mehr die Fans und die Spieler. Zudem spielt das US Team relativ erfolgreich unter Jürgen Klinsmann.

  • "Als „großartige und wichtige Geste“ bewertete die Deutsche Fußball Liga die Aktion über ihren Bundesliga-Twitteraccount."

     

    Ich kann mich noch vage an die vom DFB entfernte/verdeckte Antirassismusbanner erinnern. Aber na ja - hier geht's gegen das ultimative Böse...