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Bundesliga-SpitzenspielSchiedlich friedlich

Nach dem Unentschieden zwischen Dortmund und München trauern beide Trainer zwar verlorenen Punkten nach, aber wichtiger ist ihnen etwas anderes.

Duell im Mittelfeld: Münchens Sacha Boey (l.) setzt sich gegen Borussia Dortmunds Donyell Malen durch Foto: Reuters

Es fiel den Beteiligten nicht ganz leicht, die eigenen Gefühle zu sortieren, weil mehr drin war in diesem Fußballspiel, sowohl für die Angestellten von Borussia Dortmund wie auch für die Gäste vom FC Bayern. Der Münchner Sportvorstand Max Eberl verwendete in seiner Tagesbilanz nach dem 1:1 zwischen den beiden Großklubs den unentschlossenen Begriff „Teilerfolg“.

Ähnlich stand es um das Befinden der Dortmunder, deren Geschäftsführer Lars Ricken von einer „gemischten Gefühlslage“ sprach. Etwas klarer war immerhin Vincent Kompany: „Es gibt einfach geile Spiele in der Bundesliga, und heute haben wir das gesehen“, sagte der Münchner Trainer mit Blick auf das große Ganze.

Daran konnten sich alle erfreuen. Das Publikum hatte ein hervorragendes Bundesligaspiel erlebt. Es hat sich etwas verändert in der Tektonik der Bundesliga, und das tat diesem Duell gut: Nicht der Meister spielte gegen den ärgsten Konkurrenten, sondern der Tabellenführer war zu Gast bei einem ambitionierten Aspiranten auf eine weitere Teilnahme an der Champions League.

Der fanatische Perfektionismus, der sich in den Jahren mit den Trainern Thomas Tuchel und Pep Guardiola etabliert hat, ist überwunden, nachdem beide Klubs Krisen, harte Rückschläge und Umbrüche erlebt haben. Das ist eine Befreiung.

Leidenschaftliche Defensive

In früheren Konstellationen hätten die Dortmunder gehadert, weil klar war, dass im direkten Duell gegen die Bayern im heimischen Stadion eigentlich ein Sieg nötig ist, um die Chance auf den Meistertitel zu wahren. Solche Ansprüche hat dieser BVB mit dem jüngsten Trainer der Liga und nach einem Sommer des abermaligen Kaderumbaus gerade nicht mehr, sodass Ricken trotz der Punktverluste ein freundliches Resümee ziehen konnte: „Der Plan von Nuri Sahin ist komplett aufgegangen. Am Ende ist es völlig in Ordnung.“ Und Kompany ist ohnehin ein Trainer, der zwar von einem starken Ehrgeiz getrieben ist, der aber lieber auf das Positive schaut, statt sich nach jedem Fehler inneren Qualen auszusetzen.

Erkennbar war das nach dem Spiel im TV-Interview bei Sky, als er eine ungewöhnliche Forderung stellte: Er werde sich das durch einen Fehler von Konrad Laimer begünstigte Dortmunder Tor durch Jamie Gittens (27.) nur ansehen, wenn auch der Treffer der Münchner gezeigt werde.

Es handelte sich um den vierten Kopfballtreffer von Jamal Musiala in dieser Saison, der damit der gefährlichste Kopfballspieler nicht nur der Bundesliga, sondern der fünf europäischen Topligen ist. Zudem hat Musiala gegen Bosnien auch gerade erst per Kopf fürs Nationalteam getroffen – eine erstaunliche Serie.

Auf dieses Tor zum Ausgleich in Dortmund war Musiala allerdings besonders stolz, „denn das war die richtige Technik“, sagte er nach der Partie, in der die Dortmunder während der ersten Hälfte besser waren und die Münchner nach der Pause. Das prägendste Element dieser Schlacht im Westfalenstadion war allerdings die Hingabe, mit der die Dortmunder verteidigten.

Alle Feldspieler gingen jeden nötigen Schritt, sein Team habe „extrem leidenschaftlich“ gespielt, sagte Pascal Groß. Felix Nmecha wird mehr und mehr zur prägenden Figur der Mannschaft und Nico Schlotterbeck, der den BVB erstmals als Kapitän in ein Spiel führte, gibt den Stil vor: Der Nationalspieler verteidigt nicht nur mit Lust und Freude, sondern auch mit viel Mut, körperlicher Wucht und einer starken Technik. Damit zog er an diesem Abend alle mit.

Eine der Hauptschwächen der Mannschaft war in der Vergangenheit, dass immer wieder Spieler nachlässig wurden, wenn es um die Defensive ging. Und es ist auch noch zu früh, um von einer stabilen Entwicklung zu sprechen. Aber es zeigen sich Fortschritte. Den Torschützen Gittens müsse man etwa „herausheben, weil er in der Defensive geholfen hat“, sagte Ricken. Ähnliches galt für Maximilian Beier auf dem anderen Flügel, für Marcel Sabitzer oder Serhou Guirassy, die alle gut mitgearbeitet hatten.

„Jetzt entscheiden wir am nächsten Samstag in Gladbach, was der Punkt wert ist“, sagte Ricken, weil die Dortmunder in dieser Bundesligasaison auswärts immer noch auf ihren ersten Sieg warten. Die Bayern schauen vorm Pokalspiel gegen Leverkusen nun auf den Oberschenkel von Harry Kane, der sich nach einer halben Stunde auswechseln lassen musste. Wahrscheinlich sei die Verletzung „nicht so schlimm“, sagte Kompany, aber viel Zeit zur Erholung bleibt den Münchnern nicht.

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