Bürgerrechtler in Simbabwe: Mit Google Maps gegen Wahlbetrug

Die Bürgerrechtsbewegung Sokwanele aus Simbabwe nutzt Google Maps, um den demokratischen Verlauf der Wahl im eigenen Land zu überwachen.

Übersicht über Mord und Betrug: die Karte von Sokwanele. Bild: screenshot sokwanele.com

Bereits der Name ist eine eindeutige Aussage: Auf Deutsch übersetzt bedeutet die Bezeichnung der simbabwischen Bürgerrechtsbewegung Sokwanele so viel wie "genug ist genug". Seit Jahren schon engagiert sich die im Untergrund entstandene Graswurzelorganisation gegen das Regime von Präsident Robert Mugabe, beobachtet Wahlen und prangert Menschenrechtsverletzungen an. Interessant dabei: Die Organisation bedient sich dazu des Internets, das auch im südafrikanischen Raum ständig neue Nutzer findet.

Sokwanele begann mit einem einfachen E-Mail-Newsletter und hat sein Internet-Angebot zu einer Website und einem gut gepflegten Weblog mit dem Namen "Dies ist Simbabwe" ausgebaut. Kernstück des Webauftritts: In der Rubrik "Zimbabwe Election Watch" werden alle verfügbaren Informationen zu Unregelmäßigkeiten bei der Wahl in Simbabwe in einer Karte zusammengetragen. Darauf verzeichnet sind Mord, Entführung oder ungesetzliche Festnahmen, ebenso wie Einschüchterungen von Wahlbeobachtern, den Kauf von Stimmen oder die Bedrohung von Wählern.

Sokwanele hat Mitstreiter in vielen Teilen des Landes, die Informationen an die Website durchgeben. Dargestellt werden die Verstöße in einer beeindruckenden Übersicht, die als "Mashup" mit dem Kartendienst Google Maps angelegt wurde - Realdaten werden mit geographischen Informationen verknüpft.

Im Umguza-Destrikt berichtet da beispielsweise ein Beobachter, die Wahlen seien zum Erliegen gekommen. "Meine zwei kleinen Schwestern sind in der Grundschule. Vor dem Gebäude wurden sie von einer Gang von Männern konfrontiert, die mit Äxten und Schlagstöcken bewaffnet waren." Aber nicht nur textliche Beschreibungen verwendet Sokwanele. Wo vorhanden, werden auch Videos ins Netz gestellt.

Googles Kartendienste werden nicht zum ersten Mal zur Visualisierung brisanter Ereignisse auf dem schwarzen Kontinent verwendet. Seit 2007 sorgt das "Crisis in Darfur"-Projekt des U.S. Holocaust Museum dafür, dass das riesige Bürgerkriegselend in dem afrikanischen Land mit Satellitenbildern und aktuellem Zahlenmaterial innerhalb des 3D-Atlas Google Earth nachvollziehbar wird. Große Teile dieser Informationen waren seit langem bekannt und im Web einzeln abrufbar - doch sie entfalten erst durch die Darstellung auf der interaktiven Karte ihre volle Wirkung bzw. erreichen ein breiteres Publikum: Hochauflösende Bilder der Flüchtlingscamps und zerstörten Dörfer verdeutlichen dem Benutzer die Dimensionen von Vertreibung und Leid. Fließen tagesaktuelle Informationen mit in das Modell, kann es aber auch dabei helfen, Hilfsorganisationen zu koordinieren. Genau genug ist Google Earth dafür.

Der Internet-Konzern fördert solche Projekte - schließlich profitiert er von den vielen Daten, kann sie potenziell mit bezahlten Werbeeinblendungen versehen. Ein "Outreach"-Programm soll Organisationen und Behörden deshalb dabei helfen, Google Maps und Google Earth besser zu nutzen und mit möglichst vielen eigenen Informationen zu füttern. Das beginnt beim World Wildlife Fund, der seinen Spendern ermöglicht, über den Kartendienst einen virtuellen Baum im Regenwald von Borneo zu pflanzen und endet noch lange nicht beim 80.000-Einwohner-Städtchen Nanaimo in der kanadischen Provinz British Columbia, das nahezu jede verfügbare Planungsinformation in ein Google Earth-Modell einspeist und so seine Bewohner stets auf dem Laufenden über Entwicklungen in der Region hält. Die Kartendarstellung ermöglicht es dem Nutzer stets, ein visuelle Verbindung zur Thematik aufzubauen und dem eigenen Bild so eine neue Dimension hinzuzufügen.

Sokwaneles Mashup der Wahlen in Simbabwe funktioniert auf diese Art hervorragend: Die leicht verständliche Karte zeigt Nutzern auf der ganzen Welt einfach bedienbar, wo es aktuell Probleme gibt. Das trifft den Leser dank der eindeutigen Beschreibungen tiefer, als es jeder "Tagesschau"-Bericht könnte.

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