Bürgerkrieg in Syrien: Rebellen erobern weitere Stadt
Syriens HTS-Kämpfer vertreiben Assads Soldaten aus Hama und nähern sich Damaskus. Aus Angst vor Islamisten flohen derweil viele Kurd*innen aus Aleppo.
Sie hätten Hunderte Insassen aus dem Zentralgefängnis in Osthama befreit, sagte Rebellenkommandeur Hassan Abdul Ghani. Es handle sich dabei um vom Regime zu Unrecht inhaftierte Gefangene. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sagte, in dem Gefängnis hätten 3000 Häftlinge eingesessen, manche seit 2011.
Die Oppositionskämpfer hatten schon seit Dienstag versucht, Hama einzunehmen. In der Nacht unterstützten heftige russische Luftangriffe die syrische Armee, die sich aber letztendlich an den Rand der Stadt zurückziehen musste. Hama ist die viertgrößte Stadt Syriens und strategisch für die Rebellen. Die Kämpfer planen nun, weiter südlich nach Homs vorzurücken. Homs ist die drittgrößte Stadt in Syrien. Damit verliert Assad wichtige Gebiete, die vormals unter seiner Kontrolle waren.
Die Kämpfer aus verschiedenen bewaffneten Gruppen hatten am Mittwoch vergangener Woche mit ihrer gemeinsamen Offensive begonnen. Angeführt werden sie von der Hayat Tahrir al-Sham (HTS). HTS verfolgt einen politisch-sunnitischen Islam. Die Gruppe beherrscht seit 2017 das Gebiet Idlib im Nordwesten Syriens. Dorthin mussten viele oppositionelle Milizen und Zivilist*innen im Syrienkrieg flüchten. Idlib war die letzte Gegend, die Assad nicht einnehmen konnte, nachdem er mit Giftgas, Fassbomben und Folter, unterstützt von Russland und Iran, die Aufständischen in Ostaleppo und anderen Gebieten besiegt hatte.
Vergangene Woche konnten die bewaffneten Aufständischen nach nur drei Tagen Offensive Aleppo befreien. Viele Vertriebene kamen unter Freudentränen zurück in die Stadt, trafen nach Jahren der Flucht Familienmitglieder wieder.
Kurden auf der Flucht
Für manche Kurd*innen in Syrien bedeutet die Machtübernahme demgegenüber eine massive Bedrohung. Aus Angst vor Islamisten flohen inzwischen mindestens 20.000 Kurd*innen aus Aleppo und umliegenden Gebieten in die Gebiete der kurdischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (Rojava). Nördlich von Aleppo, in der Sheba-Region, greift die Syrische Nationalarmee (SNA), eine von der Türkei finanzierte Miliz, die kurdischen Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) an. Die SNA-Offensive gegen die Kurden läuft unabhängig von der HTS-Offensive gegen das Assad-Regime.
Ein SDF-Sprecher sagte, die protürkischen Kämpfer hätten Menschen auf der Flucht angegriffen und misshandelt. Über 120 Fahrzeuge mit Hunderten von Zivilist*innen, die versuchten, in kurdisch verwaltete Gebiete im Norden und Osten zu fliehen, seien entführt und an einen unbekannten Ort gebracht worden.
In der Sheba-Region verharrt die kurdische Bevölkerung in Geflüchtetenlagern, seit die Menschen 2018 durch Angriffe der Türkei aus ihrer Heimat Afrin an der Grenze zur Türkei vertrieben wurden. Die Türkei besetzt das Gebiet seitdem und bombardiert die kurdischen Kantone. 57 Menschen wurden dieses Jahr in Rojava nach Angaben des Rojava Information Center durch türkische Drohnenangriffe umgebracht. Aus Angst vor Massenmorden durch die SNA mussten die Menschen nun aus dem Geflüchtetenlager in Sheba fliehen, berichtet Kongra Star, der Dachverband kurdischer Frauenbewegungen in Syrien.
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