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Bürgerkrieg in SyrienUSA stoppen Rebellen-Ausbildung

Viel Geld und Hoffnung hatte das Pentagon in das Training von syrischen Widerstandskämpfern investiert – vergebens. Nun folgt ein Strategiewechsel.

Sie müssen künftig ohne US-amerikanische Unterstützung trainieren: syrische Rebelleneinheiten. Foto: reuters

Washington dpa | Die USA beenden Training und Ausbildung gemäßigter syrischer Rebellen im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Das Pentagon erklärte am Freitag in Washington, die bisherigen Ansätze würden angesichts einiger Herausforderungen weiterentwickelt. Zuvor hatte die New York Times unter Verweis auf Regierungsangaben berichtet, das 500 Millionen US-Dollar schwere Programm habe keinerlei Auswirkung auf eine bessere Kampfkraft der Rebellen gehabt.

Die USA hatten sich von dem Rebellentraining im Anti-IS-Kampf viel versprochen. Tatsächlich war die Zahl derer, die das Programm erfolgreich durchliefen, jedoch sehr viel geringer als erwartet. Stattdessen wurde von Überläufern zum IS ebenso berichtet wie von Waffen, die von den USA für die Rebellen gedacht waren, aber beim IS landeten.

Das Pentagon erklärte nun, man werde im Kampf gegen den IS in Syrien auf Fortschritte etwa in der Unterstützung kurdischer Kämpfer in der an der Grenze zur Türkei gelegenen nordsyrischen Stadt Kobane setzen. Man werde deswegen „überprüfte Anführer“ und deren Einheiten mit Ausrüstung und Waffen ausstatten.

Ziel sei, dass diese Gruppen gemeinsam gegen IS-kontrolliertes Gebiet vorgingen. Diese Gruppen werden laut Pentagon auch US-Luftunterstützung erhalten.

Verteidigungsminister Ashton Carter sagte: “Ich bleibe davon überzeugt, dass eine endgültige Niederlage des IS in Syrien zum Teil vom Erfolg örtlicher, motivierter und fähiger Bodentruppen abhängt.“ Er glaube, dass der Strategiewechsel die Anti-IS-Kräfte stärke.

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9 Kommentare

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  • Die usa stoppen also das training zum effizienten toeten. Ist gut so.

  • Ich bezweifle, daß die Kurden so schnell vergessen haben, daß die USA Erdogan im Gegenzug für die Nutzung der Basis Incirlik einen Freibrief zur Bombardierung der Kurden im Irak gegeben haben.

    Zudem sind PKK und YPK bereits in die russischen Pläne eingebunden.

     

    Wäre ich Optimist, würde ich hoffen, daß am Ende ein von allen Großmächten akzeptiertes Kurdengebiet mit weitreichender Autonomie, vielleicht sogar ein eigener Staat herauskommt.

    • @jhwh:

      "Zudem sind PKK und YPK bereits in die russischen Pläne eingebunden."

       

      Das vermute ich auch. Allerdings habe ich keine Belege. Wenn Sie welche hätten?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Hmpf, ich hätte mir vor ein paar Tagen ein Lesezeichen setzen sollen. Zu Beginn der russischen Offensive ging es darum, daß die notwendigen Bodentruppen im Norden Syriens von den Kurden gestellt werden sollten, weil hier die Regierungstruppen kaum noch Stellungen haben.

        Sie haben wahrscheinlich auch bemerkt, daß PKK und YPK nicht von den Russen bombardiert werden, obwohl man sie als Gegner Assads bezeichnen könnte.

         

        Hier noch einige Links zur russisch-kurdischen Zusammenarbeit: http://www.heise.de/tp/artikel/46/46214/1.html http://de.sputniknews.com/militar/20151001/304652439/russland-kurden-irak-waffenlieferungen.html http://rudaw.net/english/world/290920151 http://www.washingtoninstitute.org/policy-analysis/view/syrias-kurds-are-contemplating-an-aleppo-alliance-with-assad-and-russia

        • @jhwh:

          "Sie haben wahrscheinlich auch bemerkt, daß PKK und YPK nicht von den Russen bombardiert werden, obwohl man sie als Gegner Assads bezeichnen könnte."

           

          Ja. Das habe ich auch bemerkt. Mir ist allerdings auch klar, dass Russland eine Zusammenarbeit mit den Lieblingsfeinden der Türkei nicht an die große Glocke hängen wird. Schließlich will man ja zusammen mit der Türkei einen Gasleitung bauen.

           

          Die Kurden haben sich bis jetzt auch nicht an den Klagen über die russischen Luftangriffe beteiligt. Zumindest ist mir dazu keine Meldung in die Hände gefallen. Und was die Gegnerschaft zu Assad betrifft, so ist sie wohl nicht so von Hass geprägt, wie bei anderen Gruppen. In Schilderungen aus der Anfangsphase des Bürgerkriegs wurde die Haltung der Kurden von allen Seiten eher mit "bewaffneter Neutralität" geschildert. Die Kurden haben versucht sich raus zuhalten und nur gekämpft, wenn ihnen jemand zu nahe treten wollte. Erst mit dem Auftreten des IS hat sich das geändert. Ich halte es also durchaus für möglich, dass sie gegen eine weitgehende Autonomie Frieden mit der Regierung schließen werden. Und für Assad ist das auch eine realistische Option. Auch wenn er dabei vielleicht letztlich abtreten muss, so rettet er doch wenigstens sein Leben und sichert sich ein ruhiges Exil in Russland.

  • Die Bilanz dieser Ausbildung ist erschütternd. Haben die USA nicht selbst von 6 ausgebildeten "Soldaten" gesprochen? Der Rest sei übergelaufen, samt der teuren und modernen Ausrüstung.

    • @Stefanie Naumann:

      So gesehen legen die USA das zerrupfte Feigenblatt FSA ab und liefern die Waffen jetzt direkt und offen an laut US Verlautbarungen, gemäßigte Vereinigungen wie Al Qaeda und Al Nusra. Wo da der große Taktikwechsel zu finden sein soll ist mir nicht ganz klar. Viel bemerkenswerter finde ich, dass alle Nato Bündnispartner die von ihnen betriebenen Luftabwehrsystem aus der Türkei abziehen ,obwohl diese Rückhalt gegen die Luftraumverletzung durch Russland erhofft.

  • Putin hat kürzlich in einem Interview sehr deutlich gemacht, worum es sich bei "gemäßigten syrischer Rebellen" handelt. Das sind nichts weiter als Söldner, die dem folgen, der die meiste Kohle auf den Tisch legt!

  • Hektisches Suchen nach Verbündeten. Was werden denn die Türken dazu sagen, wenn syrische Kurden mit Waffen beliefert werden? Und wie werden sich Anführer fühlen, denen man mit offenem Misstrauen begegnet?