Bündnis von Verdi und Fridays for Future: Arbeitskampf für Klimaschutz
Gelungene Kombination: Die kommende Tarifrunde für den ÖPNV verbindet die Gewerkschaft mit der Klimakrise.
W as für ein geschickter Schachzug: Bei der kommenden Tarifrunde von Verdi für die Beschäftigten im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verbindet die Gewerkschaft erstmals deren Lage mit einem höchst aktuellen allgemeinpolitischen Thema: der Klimakrise. Der Gedanke der GewerkschafterInnen ist richtig. Wer eine ökologische Verkehrswende und deshalb viel mehr Busse und Bahnen als heute haben will, muss auch dafür sorgen, dass es genug Menschen gibt, die die Fahrzeuge fahren. Dazu müssen Löhne und Arbeitsbedingungen erheblich besser werden, als sie es heute sind.
Verdi will aus diesem urgewerkschaftlichen Thema ein gesellschaftliches machen – und liegt damit genau richtig. Denn wer etwas gegen die Klimakrise unternehmen will, muss den Autoverkehr eindämmen und den öffentlichen Verkehr attraktiver machen – für NutzerInnen und Beschäftigte.
Die Strategie der GewerkschafterInnen ist vielversprechend. Sie suchen den Schulterschluss mit AkteurInnen wie den SchülerInnen von Fridays for Future, die das Anliegen-Dreieck Klimaschutz – Verkehrswende – gute Arbeitsbedingungen zu ihrem eigenen machen. Der Zeitpunkt ist günstig, nicht nur, weil die Klimakrise zurzeit viel Aufmerksamkeit genießt. Zum ersten Mal ist die Gewerkschaft bundesweit im ÖPNV streikfähig, weil sie es geschafft hat, alle Manteltarifverträge gleichzeitig zu kündigen. Das gibt Verdi neue Macht und ein Mobilisierungspotenzial, das die Gewerkschaft für die AktivistInnen aus der Klimabewegung interessant macht.
Das neue Bündnis fordert zu Recht, dass die Politik schnell mehr Geld für den öffentlichen Nahverkehr zur Verfügung stellt. Denn die vielen Milliarden, die mit dem Klimapaket und diversen Förderprogrammen auf den Weg gebracht wurden, verstellen den Blick auf die finanziellen Löcher, die jetzt gestopft werden müssen und nicht erst in einigen Jahren. Schön wäre es, wenn sich andere Gewerkschaften ein Beispiel an diesem neuen Bündnis nähmen und sich etwa die IG Metall für ein Autobahn-Tempolimit ausspräche.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“