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Buch über bayerische KorruptionSchlötterers Enthüllungen

Die Kultur der Macht um Franz Josef Strauß hat Wilhelm Schlötterer minutiös entlarvt. Warum haben seine Erkenntnisse keine Folgen?

Der Geist des Vaters aller Bayern ist noch immer quicklebendig. Foto: dpa

I.

In seinem Buch „Macht und Mißbrauch“ schilderte der Jurist und ehemalige Ministerialrat Wilhelm Schlötterer seine Erfahrungen als Beamter des bayerischen Finanzministeriums, der sich weigerte, Schützlinge des CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß von der Steuer zu befreien. Er wurde mit Disziplinarverfahren und Strafanträgen verfolgt, erlebte Nichtbeförderung, Umsetzung, Isolation sowie (seltene, wichtige) Solidarität. Hauptthema des Buches ist jedoch die seit Strauß in der bayerischen Regierung wuchernde Korruption.

Interessant: Keiner der genannten CSU-Politiker, Spitzenbeamten und Großunternehmer klagte gegen das Buch. Sie schwiegen, als existierte es nicht. Auch die Presse griff den Komplex nicht auf. Man diskutierte zwar über Zivilcourage: etwa unter dem Aspekt, ob einer sich zur Rettung der Zivilisation von minderjährigen Delinquenten zusammenschlagen lassen soll. Und man gruselte sich über den korrupten Berlusconi. Doch für Strauß sollte die Sprachregelung „umstritten“ reichen.

Dabei stand das Buch auf der Spiegel-Bestsellerliste mit 96.000 Käufern. Die Leute lasen und waren entsetzt, doch was kann ein entsetzter Leser zu Hause tun? Er rauft sich die Haare. Weiter geschah nichts.

II.

Strauß’ politischen Erben fehlte des Paten enorme kriminelle Energie, doch seine Praxis, Großunternehmern illegal Steuervorteile oder Schutz vor Strafverfolgung zu gewähren, setzten sie fort. Einzelne Steuer- und Kriminalbeamte sowie Staatsanwälte, die sich widersetzten, wurden behindert, von den Fällen abgezogen, beruflich diskriminiert, mit Disziplinar- und Strafverfahren eingeschüchtert, pathologisiert; ein leitender Oberstaatsanwalt kam ungeklärt zu Tode.

Nur eines war neu: Zeugen der vergangenen und aktuellen Korruption wandten sich jetzt an Wilhelm Schlötterer, der darüber sein zweites Buch schrieb: „Wahn und Willkür“ (2013).

Es hat alle Tugenden des ersten: den schlanken Stil, die Konzentration und Schlüssigkeit, den trockenen Witz. Es besticht durch klare Darstellung, juristische Kompetenz und moralisches Temperament. Inzwischen waren Untersuchungen in Gang gekommen, bei Einzelfällen wie dem des psychiatrisierten Gustl Mollath stieg auch die Presse ein. Die Justizministerin geriet ins Zwielicht. Die Öffentlichkeit erzwang Untersuchungsausschüsse und Wiederaufnahmeverfahren. Schlötterer erweist sich als exquisiter Berichterstatter, da er juristische Manöver durchschaut und als Kenner ministerialer Dienstwege die politische Einflussnahme herausarbeiten kann. Er deckt Verfahrensfehler auf und analysiert die Sprache der Vertuschung, die unnahbaren Amtsspracheformeln, Widersprüche, das Ignorieren, Bagatellisieren: mit feinem Besteck, das hat sogar literarischen Reiz. Er benennt die Rechtsverstöße des Justizapparats mit Paragrafen.

Die dieser Tage erschienene Taschenbuchausgabe (Heyne Verlag) von „Wahn und Willkür“ setzt die Chronik fort. Da sie vom Detail lebt, lässt sich ihr Inhalt nicht in Kürze wiedergeben. Die Schlussfolgerung aber lautet: Alle aufgeführten Steuer- und strafrechtlichen Ermittlungen gegen mutmaßlich kriminelle Magnaten wurden auf Anweisung hoher und höchster Regierungsmitglieder gestoppt.

Folgen: Die ausgefallenen Steuereinnahmen wurden durch Kredite ersetzt. Durch diese Fehlbeträge sowie Verluste aus staatlicher Misswirtschaft haben sich Staatsschulden im hohen zweistelligen Milliardenbereich angehäuft, für die täglich eine Million Euro Zinsen anfallen. „Man praktiziert genau das, was man den Griechen vorwirft!“ (S. 219). Trotzdem blieben Finanzbehörden unterbesetzt, wurden Beamte, die Rechtsverstöße ahnden wollten, behindert oder mit Sank­tio­nen belegt. Der Macht- und Amtsmissbrauch ist in der bayerischen Regierung systemisch geworden.

III.

Wilhelm Schlötterer bringt Vorschläge, wie dem Missstand beizukommen sei: Unabhängigkeit der Justiz, damit gesetzwidrig handelnde Politiker mit Strafverfolgung rechnen müssen; Kontrolle der Staatsanwaltschaft etwa durch den Verfassungsgerichtshof; Verlängerung der Verjährungsfristen für Amtsmissbrauch et cetera. These und Vorschläge hatten schon in der Hardcover-Ausgabe gestanden. Auch damals geschah: nichts.

Die Politiker schwiegen, die Justiz mauerte, die Presse griff einzelne prickelnde Fälle auf und berichtete über Beschwerden der Strauß-Kinder, die keine unversteuerten Millionen geerbt haben wollen. Im Ergebnis wurde Schlötterers Buch als Privatmeinung wahrgenommen, also keiner Debatte wert. Diese Deutung isoliert neben dem Autor auch die Leser: Hunderttausend Haareraufer sind keine politische Kraft, wenn sie ohne Resonanz bleiben.

IV.

Das Grundgesetz schreibt eine ordnungsgemäße Durchführung der Bundesgesetze vor, doch die bayerische Regierung setzt sich darüber hinweg: unter steter Anrufung des CSU-Idols Franz Josef Strauß.

Was ist das nun für ein Idol? Schlötterers exakt dokumentierte Untersuchung schildert einen korrupten Potentaten, der gegen gewaltige Bestechungssummen Milliardäre und Mil­lionäre vor Steuer und Strafverfolgung schützte, ungezählte Millionen Mark Schmier- und Schwarzgelder, Parteispenden und illegale Provisionen beiseiteschaffte und auf Schweizer Konten verteilte, der sich von Geschäftsfreunden Prostituierte und Kellnerinnen zuführen ließ (er selbst zahlte nicht gern), der Urlaube, Privatflüge und Juwelen für seine Frau als Geschenke von Unternehmern forderte. Er belog Volk, Landtag und Bundestag. Er konnte brüllen und pöbeln, er soff derart, dass er einmal vollgepisst zu einer Fernsehaufzeichnung erschien und einen Begleiter, der ihm beim Umziehen half, in den Hintern trat.

Machtmissbrauch geht immer mit psychischer Regression einher: Strauß hatte wie viele Potentaten Züge einer Ka­ba­rett­figur, die aus traurigen Gründen von allen gefürchtet wird. Und dieser enthemmte, zur Selbstkritik unfähige Mann, der bei Anwendung der Gesetze höchste Gefängnisstrafen bekommen hätte, wäre beinah Bundeskanzler geworden. Erzwingt dieser alarmierende Betriebsunfall der Demokratie nicht eine öffentliche Aufarbeitung?

V.

Stattdessen bekennen sich die CSU-Fürsten Stoiber, Seehofer und Söder weiterhin offensiv zum „Helden“ und „Vorbild“ Strauß. Es ist unwahrscheinlich, dass sie sich damit als Fans der Regierungskriminalität outen wollen (obwohl sie es tun). Halten sie Strauß’ Taten für korrekt? Damit befänden sie sich im Widerspruch zu Straf- und Grundgesetz. Meinen sie, dass Missetaten verschwinden, wenn man sie ignoriert – ein magisches Denken im Sinne der oben genannten Regression? Oder demonstrieren sie wider besseres Wissen eine Art Kumpanei mit dem „Volk“ im Vertrauen darauf, dass es Schlötterers Bücher schon nicht lesen wird?

VI.

An dieser Stelle ein paar Worte zum Volk. Es heißt, das Volk liebte Franz Josef Strauß.

Populismus, wie FJS ihn praktizierte, setzt auf eine Kultur der Macht, die dem „Volk“ attraktiver erscheinen soll als eine Politik der Vernunft. Die Kultur der Vernunft kostet Anstrengung, Prüfung, Zweifel, Konflikt. Die Kultur der Macht verspricht Selbstidealisierung, Selbstherrlichkeit, direkten Zugriff, Enthemmung. Mancherorts spekuliert sie noch auf eine angeblich traditionelle Sympathie zur Gaunerei: „A Hund is er scho“ – Niedertracht als bayerische Folklore.

Aber stimmt das so? Eine Machtkultur dient den Regierenden, nicht dem Volk. Das Volk hat keinen Zugriff, es soll sich am aggressiven Stil berauschen, damit es nicht merkt, wie es ausgeplündert wird. Zudem muss man es mit Autoritätsgebärden wie Pomp und Drohung bändigen. Dass aber auch das nicht reicht, wusste schon F. J. Strauß, der Virtuose falscher Versprechungen. Er dröhnte etwa beim politischen Aschermittwoch 1976, er werde sich zugunsten der Landwirte für einen gerechten Fleischpreis einsetzen, und flog am nächsten Tag nach Budapest, um 2.000 Tonnen Schweinefleisch zum halben Preis für den Import nach Bayern zu besorgen. Als der Pilot ihn auf den Widerspruch hinwies, lachte er: „So muss man’s halt machen.“

F. J. Strauß belog das Volk vorsätzlich. Offenbar bezweifelte er, dass es ihn auch in Kenntnis der Tatsachen wählen würde.

VII.

Demokratie ist eine Kultur der Vernunft, ein Ideal, für das wir psychisch eigentlich nicht gerüstet sind. Der Hang zu Macht, Missbrauch und Unterwerfung wird niemals verschwinden, deshalb bleibt Widerspruch gegen Mächtige gefährlich und angstbesetzt. Einzelne Mutige werden von der Masse der Anpassungswilligen ausgestoßen. Machtkontrolle bedarf, da sie institutionsintern kaum funktioniert, der öffentlichen Kritik: damit Beamte sich wieder auf die Autorität der Gesetze zu berufen wagen, statt der Willkür Vorgesetzter zu folgen; und damit auch Bürger, die nicht Schlötterer lesen, die Chance auf einen demokratiefähigen Kenntnisstand bekommen.

Frage an die Presse: Weshalb bleibt die Debatte um Schlötte­rers Enthüllungen aus? Ehrfurcht vor einem seit 27 Jahren toten korrupten Politiker? Wirklich? Falls es andere Motive gibt: Welche könnten das sein? Vielleicht ist das der eigentliche Krimi.

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29 Kommentare

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  • Der autoritäre Charakter akzeptiert immer die gegenwärtige Herrschaftsform.

    Ist es die Demokratie, wird er diese unter der Bedingung gutheißen, dass er, wenn er sich hier einbringen muss, dies nur zum rein persönlichen Vorteil tut. Ist es an dem, wird die Autorität angenommen. Da die Demokratie unter ethischen Bedingungen anderer Natur ist, wird sie im autoritären Verhältnis zur Staffage. Die Autorität, wie im Fall F.J. Strauß, wird in ihrem

    "Schaffen" und Machtbegehren uneingeschränkt angenommen, da dies das autoritäre Verhältnis unterstreicht und gleichzeitig Handlungsanweisung an Untergebene in niederer Ebene abgibt.

    Strauß war bloß Vertreter der Autorität, weshalb auch nach seinem Tod das Prinzip nicht infrage gestellt wird.

    Der autoritäre Komplex, der sich so "wunderbar" fügt, ist das Zeichen, dass die Demokratie in ständiger Gefahr ist, abgelegt zu werden, solange die wenn auch nur flache Hierarchie in so nicht hinterfragender Weise und mehrheitlich fortbesteht; Diese Omertà macht mir große Sorgen.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Nur so nebenbei aus Wikipedia:

    "Nachdem er im März 1935 am Maximiliansgymnasium in München das bayernweit beste Abitur seit 1910 abgelegt hatte..."

    War FJS ein, zwar mit Leibesfülle und schlechten Manieren, Intellektueller (mehr bzgl. des Wissens, weniger bzgl. der Ausstrahlung) und eine Intelligenzbestie? Die Selbstbedienungsmentalität sollte unter hochintelligenten Menschen mit einer adäquaten Position ausgestattet nicht so selten sein.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Wie intelligent Franz Josef Strauß in Wirklichkeit war und auf welche Weise er zu dieser Abiturnote kam - sollten die Angaben in Wikipedia tatsächlich der Wahrheit entsprechen - können uns ja vermutlich Zeitzeugen und die entsprechenden Biografen verraten ;-)

       

      Warten wir es doch mal ab. Übergriffigkeit ist - auch - ein Erfolgsprinzip. Das stimmt. Und angeblich handelt es sich bei erschreckend vielen Menschen, die sich in Führungspositionen befinden um Psycho- oder Soziopathen http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/fuehrungskraefte-heiner-thorborg-ueber-psychopathen-chefs-a-1001377.html

       

      Solche Leute profitieren davon, dass andere sich im Gegensatz zu ihnen an soziale Übereinkünfte halten. Oder glauben, bewundern, Verantwortung delegieren wollen. Psycho- bzw. Soziopathen suchen aber gleichzeitig fast zwanghaft Grenzen. Störrisch und egozentrisch wie sie sind, ist da häufig ein Tritt in den Hintern sinnvoll. Oder man schließt sich zusammen und lässt sie erstmal gegen die Wand rennen. Auch viele Pädokriminelle haben psychopathologische Züge. Weshalb auch sie straffe Grenzsetzungen benötigen, damit sie überhaupt mit dem Missbrauchen aufhören. Sie haben als kleine Kinder kein Mitgefühl erfahren und es deshalb auch nicht entwickeln können. Häufig verfügen Psycho- und Soziopathen über viel Empathie. Setzen sie aber nur zu ihrem eigenen Vorteil ein. Eben um andere zu manipulieren und zu betrügen. Darin sind sie Meister. Es war in ihrer Kindheit eine ihrer wichtigsten Überlebensstrategien. Ein Beispiel: Gerold Becker, Chefmissbraucher an der Odenwaldschule, jahrzehntelang Ikone der Reformpädagogik. In Wirklichkeit ein versiffter, alkoholsüchtiger, pädokrimineller Blender. Er war der, den seine eitlen Bewunderer in ihm sehen wollten. Das könnte auch das Erfolgsrezept eines FSJ gewesen sein.

  • "Diktatoren bleiben dann an der Macht, wenn sie möglichst viele Menschen dazu bringen, genauso übergriffig zu handeln wie sie. Da reichen oft schon vergleichsweise kleine Verfehlungen. Und schon halten fast alle die Klappe und kooperieren. .."

     

    Frau Oetken, Sie beschreiben das System "Mafia". Das trifft`s.

  • "Falls es andere Motive gibt: Welche könnten das sein?"

     

    Diktatoren bleiben dann an der Macht, wenn sie möglichst viele Menschen dazu bringen, genauso übergriffig zu handeln wie sie. Da reichen oft schon vergleichsweise kleine Verfehlungen. Und schon halten fast alle die Klappe und kooperieren.

     

    Oder die Kriminalität wird sehr komplex angelegt. Bayerisches Beispiel: die Aktivitäten des Bistums Regensburg und all seiner kleinen und großen Potentaten. Zu denen auch Ex-Papst Ratzinger und die Familie TuT gehören. Gucktihrhier: http://www.regensburg-digital.de/?s=Missbrauch http://www.regensburg-digital.de/uber-50-jahre-vertuschungsgeschichte/11052013/ http://www.regensburg-digital.de/die-akte-regensburger-domspatzen/30122014/

     

    Joseph Ratzinger war der Hofkaplan von FJS.

     

    Übrigens stellen starkes Übergewicht im Sinne einer Eßstörung, Alkoholsucht und das Einnehmen einer Machtposition bei Männern typische rollenspezifische Selbstbehandlungsstrategien bei unbewältigten Traumatisierungen dar. Dazu gehören auch Probleme mit der Sexualität und der männlichen Identität, die häufig zu Schwierigkeiten führen, gleichrangige Beziehungen zu unterhalten. Deshalb das Ausbeuten von abhängigen Personen (Frauen, Männer und/oder Kinder). Wir sollten uns von Machogehabe nie täuschen lassen. Dahinter verbergen sich Angst und Unsicherheit. Es gibt viel mehr Männer, die sehr früh in der Kindheit misshandelt und/oder sexuell ausgebeutet werden als uns bewusst ist. Sie landen nicht selten im Knast. Oder eben auch ganz oben. Übergriffigkeit ist in unserer Gesellschaft durchaus ein Erfolgsprinzip. Missbrauch gilt als Zeichen von Männlichkeit. Das entsprechende Pack gesellt sich dann.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

    • @Angelika Oetken:

      Och Frau Oetken, jetzt übertreiben Sie aber...

      • @Jan :

        Herr Jan,

         

        hier wird über eine Gegend berichtet, die vom Amigosystem infiltriert und bis heute beherrscht wird http://www.eslarn-net.de/

        Ehemaliges "Zonenrandgebiet" und eine der Nester des deutschen Faschismus, eignete sie sich sowohl für Subventionsbetrug, als auch zur Durchführung von Schwerstkriminalität, darunter organisierten Kindesmissbrauch. Wie er hier beschrieben wird http://www.kriminalpolizei.de/ausgaben/2014/september/detailansicht-september/artikel/die-paederastenszene.html

         

        Ich kann über Typen wie Franz Josef Strauß und seine "

        Amigos" nicht lachen. Auch wenn sie in mancher Hinsicht skurril wirken. Da wurde eine Show abgezogen, um von den eigentlichen Absichten abzulenken. Ich hoffe, dass es in Deutschland, wie auch auf der ganzen Welt genug Leute gibt, die wachsam genug sind, solche Ausbeuter zu stoppen.

      • @Jan :

        Na ja, Frau Oetken hat aus ihren Lebenserfahrungen eine ganz eigene Sicht auf die Welt entwickelt. Das wirkt dann manchmal übertrieben, ist es aber überhaupt nicht, denn Sie macht lediglich ganz bewußt das, was andere ständig nur unbewußt tun. Die Frage nach den Gründen für die erstaunlich leichte Verführbarkeit der Massen ist eine existenzielle Frage, die sich immer wieder neu stellt. Das Phänomen CSU und FJS ist gewiss erklärbar und insbesondere auch erklärungsbedürftig. Frau Oetken liefert da einige interessante Erklärungsansätze, die mir durchaus einleuchten, aber natürlich nur Puzzlesteine eines großen Gesamtbildes darstellen können.

        • @Rainer B.:

          "ganz eigene Sicht auf die Welt"...haben wir die letztlich nicht alle?

           

          Wie viele andere Gewaltbetroffene habe Menschen sehr früh im Leben so kennen gelernt, wie sie auch sein können. Das hat durchaus negative Aspekte, aber wenn man die Erkenntnisse in sein Leben einbaut, bietet diese Sicht auch Vorteile. Zum Einen freue ich mich über jeden Zeitgenossen, der sich für andere einsetzt. Erst recht, wenn es dem Schutz von Kindern dient.

          Zum Anderen kann ich mich in Täterinnen und Täter hineinversetzen. Mir ist bewusst, dass es viele von ihnen gibt, dass sie mitten unter uns leben und letztlich niemand sicher gehen kann, niemals zum Missbraucher zu werden.

          • @Angelika Oetken:

            Natürlich hat jeder Mensch seine ganz eigene Sicht auf die Welt. Darin liegt auch überhaupt kein Nachteil. Den meisten Menschen ist dies allerdings gar nicht richtig bewusst, weshalb sie schnell irritiert sind, wenn sie dann mal mit anderen Weltsichten konfrontiert werden. Die Welt ist vermutlich weit mehr als das, was jeder einzelne von uns darin sieht. Sie muss und sie wird ständig neu gedacht - das macht es ja so schwierig, sich immer gleich gut in ihr zurechtzufinden. Als Therapeutin wird es Ihnen nicht fremd sein, wenn Patienten von ihren persönlichen Weltuntergängen berichten und als Opfer können Sie sicher auch selbst ein Lied davon singen. Ein Auflösungsprozess, der notwendig ist und meistens sehr heilsam verläuft, aber nicht immer auch so verlaufen muss.

        • @Rainer B.:

          Frau Oetken nimmt am Opferbuschfunk teil... ;-)

           

          Es gibt viele dicke Hunde, die in Kindesmissbrauch involviert waren oder sind. Im Laufe der Zeit werden wir alle davon erfahren. Dem Internetzeitalter sei Dank!

          Das ist auch ganz logisch. Wer Kinder missbraucht, zeigt, dass er oder sie über eine Menge krimineller Energie verfügt. Oder mal ganz platt gesagt: wer Kinder sexuell ausbeutet, klaut auch alten Leuten ihr Erspartes und wird grundsätzlich alle über den Tisch ziehen, die nicht entschieden genug Grenzen setzen. Übergriffige, egal welchen Kalibers hatten als Kinder schlechte Vorbilder und finden ihres Gleichen. Ob nun bei den Domspatzen, an der Odenwaldschule, in Ettal, am Aloisiuskolleg, als Träger von Kinderheimen oder in Familien.

          • @Angelika Oetken:

            Muss ich mir - als selbstverschuldet Übergewichtiger - jetzt Sorgen über eine kriminelle Zukunft machen? (;-))

            • @Rainer B.:

              Bloß nicht Herr B.!

               

              Ich gehe mal davon aus, dass Sie es mit der Freude am Essen ein wenig übertrieben haben. Und nicht etwa in die Breite gegangen sind, damit Frauen einen Bogen um Sie machen.

              • @Angelika Oetken:

                Für Frauen stellt das überhaupt kein Problem dar, aber was sollen die Kinder bloß denken, wenn da ein dicker Mann in der Nachbarschaft ist? Der könnte ja womöglich Spielzeug und Schokolade klauen.

  • Eine Antwort auf die Frage,warum darauf keine Reaktion folgt, wäre die Antwort auf die Frage,warum es sich Politiker wie Kohl und Merkel leisten können alles einfach auszusitzen und die Politik sich nicht am Willen des Volkes orientieren muss und im Wahlkampf Märchenstunde ist.

  • Zweifellos ein guter Artikel zu von W. Schlötterer dargebrachten Sachverhalten auf die adäquater, d.h. heftiger reagiert werden müßte. Aber hierzulande kann man auch mittlerweile Haarausfall bekommen vom Haareraufen - über all die Dinge die "durchgehen". Die Mittelschicht ist mit dem persönlichen Fortkommen beschäftigt, die Jugend hat sich zurückgezogen. Wer mosert gilt als altmodisch. Siehe hierzu z.B. auch Cornelia Koppetsch, z.B. im Interview http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/43404/1/1

    • @Ulrich Frank:

      "...die Jugend hat sich zurückgezogen."

       

      Das glaube ich nicht. Vermutlich ist ihr das Gebaren des F.J.S. nur nicht bekannt. Denn die Lehrer, die selbst aus "dem Nähkästchen plaudern" könnten", sind entweder schon im Ruhestand oder sie haben immer noch die seinerzeit implantierte Zensurschere im Kopf, die sie an kritischer Betrachtung der Zeitgeschichte um F.J.S. hindert(e).

       

      Im Übrigen hat die CSU bis heute mit dem seinerzeit so erfolgreichen Pfund Strauss gewuchert und die Mythen so gut in den bayerischen Köpfen verankert, dass man nicht nur ihn sondern auch seinen Filz und sein "Spezl-System" bis in jüngste Zeit weiter betreibt mit dem gut gemeinten leisen Hinweis "wer ned bei der CSU is, der kommt ned weid, heidzdog!" (Wer nicht bei der CSU ist, der kommt nicht weit, heutzutage!)

      • @noevil:

        Na, es ist aber gut möglich, dass im Zuge weiterer Veröffentlichungen Dinge ans Tageslicht gefördert werden, die eine Mitgliedschaft in der CSU, erst recht wenn dann auch noch mit entsprechenden Seilschaften paktiert wird, zu einem (erwerbs-)biografischen Nachteil werden lassen.

        Herr Schlötterer ist ein mutiger Mensch, der seinen Beruf so ausgeübt hat, wie er eigentlich gedacht ist. Und Zivilcourage gezeigt hat. Warum sollten es ihm nicht andere nachtun? Aufzudecken gibt es genug. Und die Machenschaften gehen weit über Bayern hinaus. Bis nach Südamerika zum Beispiel http://www.spiegel.de/panorama/colonia-dignidad-gruender-ein-onkel-aus-deutschland-a-345888.html Und Straußens Bürochef hatte in der Nacht des Mauerfalls nichts Eiligeres zu tun, als Dokumente zu schreddern http://www.focus.de/politik/deutschland/stasi-treffpunkt-ziegelei_aid_183927.html

        Was meinen Sie, wie schnell alle wieder draußen sind, bzw. nie-nicht-gar-nicht-erst-drin waren, wenn raus kommt, was für Typen die vermeintlichen Vor-Bilder in Wirklichkeit waren. Alles nur krimineller Selbst- und Fremdbetrug.

        • @Angelika Oetken:

          "Wer's glaubt wird selig!", soviel nur zu Ihrem ersten Satz. Für den Rest muss man die Bayern kennen...

          • @noevil:

            Das liegt doch auch an uns.

             

            Ein Beispiel aus einem anderen Kontext: viele von den Leuten, darunter etliche von gewisser Wichtigkeit, die diesen Brief unterschrieben haben, werden das heute bereuen http://v1.prmitteilung.de/kostenlosepressemitteilungen/321diskussion-um-vorwuerfe-sexuellen-missbrauchs-am-aloisiuskolleg-alts

            Sie hatten sich dazu hinreißen lassen. Von Menschen, die zwar nicht so berüchtigt sind wie ein Franz Josef Strauß, aber ebenfalls über eine beträchtliche übergriffig-ausbeuterische Energie verfügen. Ein Beispiel: http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/themen/ako-pro/rueckzahlung-von-165-000-euro-an-die-stadt-unwahrscheinlich-article1225390.html

            Muster ist natürlich bekannt: erst zockt man ab. Wird man erwischt und zur Rechenschaft gezogen, entzieht man sich.

             

            Auch in Bonn herrschte lange Jahre ein ähnlicher Klüngel wie in Bayern. Zwar ist Bonn viel kleiner als der Freistaat. Aber warum sollten sich nicht genauso wie in Bonn Menschen zusammen finden, die nicht damit einverstanden sind, dass ein Klüngel seine eigene Übergriffigkeit zur Tugend erklärt? Und diese Seilschaft abwickelt? Stück für Stück zwar und das auch nicht nachhaltig genug. Aber in Bonn Bad Godesberg hat die Lektion gesessen. Eine Demokratie und ein Gemeinwesen zu erhalten kostet Arbeit und ist ein Gesamtkunstwerk ;-)

  • Die "Identifikation mit so einem harten Aggressor"

     

    der Wahlbevölkerung in Bayern (so 60 $ für Strauss waren üblich) ist schon ein ernstes Problem.

    Wie die ganze Bildung und Hochschätzung von Wissensachaftt, Philosophie, Kunst zeigt, ist der Mensch durchaus zu Dominaz de Vernubnft fähig und siew wird ihm sogar als herrschend VORGEGAUCKELT", worauf die Macht der Skandalsierung in Medien beruht.

     

    Dahe werden büche wie die besprochenrm, indem das brutale wahre Gesicht des "Idols" Straussd (d. h. ingteger, vernünftig etc.) deutlich wird, gerne "verdrängt", sozialpsychologisch unbd je einzeln in den Vertrauens"verhältnissen.

     

    Die "Untetanemmentalität" ist nicht von Verohnmacht bei Nichtvorhandensein zu trennen, so das Vermeidung sinnloses Märtytertums die Verrnunft "anzeigt".

  • mein Gott eine uralte SChwarte, vor wieviel Jahren hab ich das Buch gelesen . jetzt macht man einen grossen Aufguss, was kommt als nächstes Brands Weibergeschichten?

    • @Georg Schmidt:

      Ach, Herr Schmidt. Abwehrreflex eines Landsmann?

       

      Wenn Sie die Buchbesprechung noch einnal lesen, werden Sie vllt. verstehen, dass es um das stete Weiterwirken der Staatskorruption geht.

    • @Georg Schmidt:

      Ein Buch, das vor zwei Jahren erschienen ist, würde ich jetzt nicht als "uralte Schwarte" bezeichnen. Aktuell ist das System-CSU nach wie vor, auch wenn es hier und da schon bröckelt.

  • Viele - ich gehöre auch dazu - wussten bislang gar nichts über Schlötterers Bücher. Das wird sich hoffentlich sehr bald ändern. Aufklärungsliteratur, wie sie eigentlich unter jeden bayrischen Weihnachtsbaum gehört, damit die Festtage nicht allzu sinnlos vergehen.