Brüssel will mehr Öko-Tankstellen: Von der Zapf- zur Ladesäule
Die EU-Kommission plant ein dichtes Netz von grünen Tankstellen. Während E-Autos einige Anlaufstationen haben, gibt es kaum Füllstationen für Flüssiggas.
BRÜSSEL dpa | Hunderttausende Ladestationen für Elektroautos sollen nach dem Willen der EU-Kommission in den nächsten Jahren in Europa entstehen. Entsprechende Pläne wollte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas am Donnerstag in Brüssel vorstellen. Die Initiative der Brüsseler Behörde enthält zudem konkrete Vorgaben für jedes EU-Land für Tankstellen für Erdgas und Wasserstoff bis zum Jahr 2020. All das soll den Verkehr in Europa weniger abhängig vom Öl machen und den Umstieg auf klimafreundlichere Technologien erleichtern.
Deutschland hat bereits heute mit 1937 Stationen nach Angaben der EU-Kommission die meisten Elektro-Tankstellen in Europa (Stand 2011). Bis zum Jahr 2020 sollen es allein in Deutschland 150 000 Zapfstellen werden. Für deutsche Elektro-Tanker gibt es zudem gute Nachrichten: Der hierzulande gebräuchliche Ladestecker soll zum europäischen Standard werden.
Auch Erdgas-Fahrer sollen mobiler werden. Sie sollen demnächst höchstens 150 Kilometer bis zur nächsten Zapfsäule fahren müssen. Dies könnte den Anteil von Erdgas-Wagen an der europäischen Flotte von derzeit 0,5 auf 5 Prozent bis 2020 steigern, meint die EU-Kommission. In Deutschland gebe es heute knapp 840 Tankstellen – das ist viel im europäischen Vergleich.
Derzeit kränkelt der Markt für grüne Antriebsformen vor allem an mangelnder Infrastruktur, meint Verkehrskommissar Kallas. So gebe es in ganz Europa nur 38 Füllstationen für Flüssiggas. Zapfstellen sollen nun entlang wichtiger Routen im Abstand von höchstens 400 Kilometern entstehen. Vor allem Schiffe und Lastwagen nutzen den Stoff nach Angaben der Brüsseler Behörde zum Betrieb. Schiffe sollen bis 2020 in den wichtigen europäischen Häfen Flüssiggas tanken können. Das geht laut Kommission bisher nur in einem schwedischen Seehafen.
Gemeinsame Standarts
Für Wasserstofftankstellen sollen die EU-Länder gemeinsame Standards entwickeln. Vorschläge für Biokraftstoffe macht die EU-Kommission übrigens nicht, weil diese keine spezielle Infrastruktur benötigen. Die Brüsseler Behörde ist überzeugt, dass sich ihr Vorschlag trotz der geschätzten Gesamtkosten von 10,5 Milliarden Euro bis 2020 unterm Strich rentiert. Allein durch geringere Ölimporte ließe sich 2,3 Milliarden Euro pro Jahr bis zum Jahr 2030 sparen.
Zahlen für den Ausbau sollen nach Vorstellungen der Kommission ohnehin private Investoren. Ein Experte erklärte, so könnten die Behörden zum Beispiel bei der Vergabe von Bauaufträgen verlangen, dass Parkhäuser oder Raststätten Elektro-Tankstellen oder ähnliche Anlagen enthalten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung
Aktionismus nach Magdeburg-Terror
Besser erst mal nachdenken