Britisches Fernsehen zum Tod von Philip: Ein Hauch Nordkorea
Nach dem Tod von Prince Philip hat die BBC ihr komplettes Programm eingefroren, um den Prinzen zu beweinen. Dafür hagelte es Beschwerden.
O h, Prinz Philip musste Ostern mit in den Garten spazieren gehen, und nun ist er tot“, schreckte mich die Mitbewohnerin vergangenen Freitag auf. Also BBC World angemacht, und dann ging’s los. Philip all over the p(a)lace. Dokus, Nachrufe, Nationalhymne, dagegen bei der BBC nur ganz verdruckst was über seine dummen Sprüche.
„Forth Bridge is down“, muss also irgendwann an diesem Freitag eine sonore Stimme aus dem Royal Household der BBC geflüstert haben. Haben Sie ’ne Ahnung, warum es Brückennamen als Code sein müssen, um zu verschleiern, wer da sein Leben verlassen hat? Die Queen jedenfalls ist London Bridge. Und für den Duke of Edinburgh gab’s ganz passend die über den schottischen Firth of Forth.
Wenn in Großbritannien gekrönte Häupter sterben, wird die BBC zum Staatsfunk, unterbricht alle Sendungen und schaltet die Programme zusammen. Schmeckt ein bisschen nach Nordkorea mit Minzsoße.
Die falsche Krawatte
Immerhin muss die BBC seit dem Tod von Queen Mum 2002 keine senderpersönliche Betroffenheit mehr heucheln. Damals gab es einen Shitstorm, weil Paul Simmons beim Verlesen der Todesnachricht keine schwarze, sondern eine burgunderrote Krawatte trug. Aber die „ein Königreich, ein Sender“-Ideologie ist geblieben. Und so fielen vergangene Woche ein Länderspiel der Fußballfrauen, das Kochformat „MasterChefs“ und vor allem „Eastenders“, die britische Ewigkeitssoap schlechthin, aus.
Die BBC kostete das in Sachen Beliebtheit beinahe Kopf und Kragen. Allein am Wochenende waren über 110.000 Beschwerden eingegangen. Es gab sogar ganz unbürokratisch schon gleich am Freitag ein eigenes Online-Beschwerdeformular nur für die „Coverage“ zum Heimgang HRH The Duke of Edinburgh.
Während bei Privatsendern und Streamingdiensten Quoten und Nutzungszahlen in die Höhe schnellten, rauschte die BBC in den Keller. Selbst im Kinder-TV CBeebies fror das Fernsehbild ein, und Texttafeln forderten, zum Hauptkanal umzuschalten. Dabei hätten sie das Ganze doch auch kindgerecht aufbereiten können, so als Comic.
Mal sehen, wie sich die BBC jetzt durch ihren Berg Gemotztes wühlt. Zumal sie zum Begräbnis jetzt am Wochenende den ganzen Spaß noch mal verzapfen darf. Die anderen Medien hyperventilieren so lange über Harry.
Immerhin ist auf den britischen Hang zur Exzentrik Verlass. 116 Menschen beschwerten sich laut Guardian nämlich nicht etwa darüber, dass komischerweise ein Cricketmatch noch zu Ende gezeigt wurde, während bei allen anderen Sportarten sofort Schicht war. Ihr Vorwurf lautete vielmehr, dass die BBC es den Leuten viel zu einfach macht, sich zu beschweren.
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