Bremer „Tatort“ mit neuem Team: Kaum Zeit zum Zusammenwachsen

Luise Wolfram, Jasna Fritzi Bauer und Dar Salim spielen das neue Ermittler-Trio im Bremer „Tatort“. Doch so richtig funktioniert das Team noch nicht.

Drei Menschen, zwei davon sitzend, eine stehend blicken gerade und mit starken Blick in die Kamera

Das neue Trio aus dem Bremener „Tatort“: Jung, cool, aber noch kein wirkliches Team Foto: Christine Schroeder/Radio Bremen

Das Trio ist die schönste Ensemblegröße für Geschichten. Dynamischer als das Duo, übersichtlicher als Quartett und Quintett. Auch beim „Tatort“ hat jetzt ein neues Trio angefangen. In Bremen ermitteln ab Pfingstmontag Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer), Mads Andersen (Dar Salim) und Linda Selb (Luise Wolfram) bei Tötungsdelikten.

Wir vergessen mal, dass Radio Bremen die drei im vergangenen Jahr mit der peinlich gewollt selbstironischen Mockumentary „How to Tatort“ vorgestellt hat. Unter dem angestrengt witzigen Skript dieses TV-Experiments konnte sich so was wie ein organisches Hin und Her zwischen den drei erfahrenen Schau­spie­le­r*in­nen gar nicht erst entwickeln.

„Tatort“: „Neugeboren“, Pfingstmontag, 20.15 Uhr, ARD und in der ARD Mediathek

Nun, in der ersten regulären Folge, „Neugeboren“, läuft das schon solider. Andersen ist der Impulsive, der Verdächtigen nachrennt und auf fahrende Autos springt. Selb ist die Geniale, abgebrüht, berechnend. Dazwischen Liv Moormann, die Neue, die in eine ausgleichende Rolle zwischen den beiden anderen noch reinwachsen muss.

Zu cool, um miteinander zu zünden

Die drei spielen ihre ersten Begegnungen miteinander betont understatet. Sie reden in Ketten von Zweiwortsätzen miteinander, als hätten sie Besseres zu tun. Das passt gut in die von Regisseurin Barbara Kulcsar erschaffene desolate Stimmung in dieser „Tatort“-Geschichte: zwei Säuglinge, einer gewollt, der andere nicht. Einer verschwindet. Und dann ist da noch ein Toter im Hafen und ein Ex-Fußballer hat sich offenbar geprügelt. Kulcsar kreiert ein fast menschenleeres Bremen, in dem alle Figuren isoliert und allein wirken – und auch immer ein bisschen beobachtet.

Allerdings gibt sich das Trio dann doch zu cool, um so richtig miteinander zu zünden. Es will nicht so recht greifbar werden, wie sie nun miteinander sind: freundschaftlich, argwöhnisch, feindselig, eifersüchtig, lustig? Ein bisschen von allem und zu wenig. Ermittlungserfolge haben die drei meist alleine, zu kooperativen Momenten kommt es kaum. Könnte am Buch liegen, das für eine Folge mit neuem Team zu kompliziert ist, mit zu vielen Figuren, von denen man einige, vor allem die drei jungen männlichen Darsteller und die zwei blonden Mütter, ständig durcheinanderwirft.

Also bleiben dem neuen Bremen-Trio zum Zusammenwachsen nur ein paar Szenen von der Stange: Leichenbeschau am Anfang, Donuts-Essen in der Kantine am Ende. Da geht hoffentlich in Zukunft noch mehr.

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