Bremer Mieter kämpfen gegen Abriss: Kein Platz für billige Häuser

Vonovia will zwei Schlichtsiedlungen abreißen. Die Mieter wehren sich, zusammen mit der Initiative „Menschenrecht auf Wohnen“.

Ein einstöckiges Schlichtbauhaus in Bremen

Werden bald abgerissen: Schlichtbauten in Sebaldsbrück Foto: Jan Zier

BREMEN taz | Rot-Grün will den größten Teil der rund 200 Schlichtbauten in Bremen endgültig zum Abriss freigeben. Das steht in einem Bericht, den die Baudeputation am Donnerstag zur Kenntnis nehmen wird. Doch gegen das Vorhaben gibt es noch Widerstand. Nicht nur Linkspartei, sondern auch das Aktionsbündnis „Menschenrecht auf Wohnen“ um Joachim Barloschky, das Diakonische Werk und die BewohnerInnen der Häuser kämpfen weiter für ihren Erhalt.

Insgesamt gibt es drei Schlichtsiedlungen in Bremen, die früher der Bremischen gehörten, mittlerweile aber dem börsennotierten Vonovia-Konzern. Die Siedlung „Am Sacksdamm“ in Sebaldsbrück und in der Holsteiner Straße in Walle sollen abgerissen werden und Neubauten weichen. Die Reihersiedlung in Oslebshausen hingegen könnte an die Wohnungshilfe weiter verkauft werden.

Die Häuser haben zwar alle äußerst günstige Mieten, aber auch einen sehr niedrigen Standard: Viele von ihnen haben keine oder jedenfalls keine modernen Heizungen oder Warmwasser – von Dämmung ganz zu schweigen. Die MieterInnen seien „nur schwer“ in Geschosswohnungen zu vermitteln, sagt der grüne Bausenator.

Für sie stellt das Wohnen in den eingeschossigen Schlichthäusern „häufig die einzige Alternative zur Obdachlosigkeit dar“, sagt Die Linke. Die CDU findet indes, dass „menschenwürdiges Wohnen“ in den Häusern oft „nicht möglich“ sei und will einen „Neubau auf dem Gelände als Chance verstehen“. Die Mieten darin sollen jedoch acht Euro pro Quadratmeter kosten, berichtet der Senat – zu viel für die BewohnerInnen der Schlichtbauten.

Senat und Vonovia lehnen Modernisierungen ab

„Wir wollen bleiben“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung aus der Waller Siedlung. Sie entstand in den Fünfzigerjahren und hat rund 40 Wohneinheiten. „Wir haben eine sehr gute Nachbarschaft“ und „zum Teil große eigene Investitionen getätigt“, etwa in Warmwasser oder Anbauten. Außerdem schätzen sie die Lage. „Wir werden keine Chance haben, „so was noch mal wiederzubekommen.“ Die MieterInnen am Sacksdamm sehen das ähnlich. Und sie alle fordern die sofortige Instandsetzung ihrer Häuschen, eine Mitbestimmung der MieterInnen – und eine schnelle Wiedervermietung der aktuell dort leer stehenden Wohnungen.

Manfred Meyer, Diakonie Bremen

„Die Menschen, die in den Schlichtwohnungen leben, möchten dort wohnen bleiben und sollten genau das auch dürfen“

Der Senat und die Vonovia lehnen das ab: „Eine Modernisierung – auch einzelner Wohnungen – ist für die Eigentümerin wirtschaftlich nicht darstellbar“, heißt es in dem Bericht an die Deputation. Auch für die Siedlung in Sebaldsbrück, wo auf 9.200 Qua­dratmetern derzeit noch rund 80 Wohneinheiten stehen, ist eine Instandsetzung laut Vonovia und Senat „mit einem sehr hohen finanziellen Aufwand verbunden“ – also unrentabel.

Die Initiative „Menschenrecht auf Wohnen“ unterstützt dagegen die jetzigen MieterInnen in ihren Forderungen, die Diakonie auch: „Die Menschen, die in den Schlichtwohnungen leben, möchten dort wohnen bleiben und sollten genau das auch dürfen“, sagt Manfred Meyer, der Geschäftsführer des Diakonischen Werks Bremen.

Eine Chance darauf hat aber nur, wer in der Reihersiedlung wohnt. Dort gibt es 52 Wohnungen in eingeschossigen Häusern; sie sind rund 40 Qua­dratmeter groß, aber haben zumindest Ofenheizung. „Die Siedlung ist stark vernachlässigt“, schreibt der Senat – und verweist auf hohe Leerstände in den Schlichtsiedlungen.

Die Linkspartei wirft Vonovia eine Strategie der „Entmietung“ vor. Sie verlangt deshalb Verhandlungen mit der Vonovia, damit die halbstaatliche Wohnungsbaugenossenschaft Gewoba die beiden abrissbedrohten Siedlungen kaufen und dann zusammen mit der Inneren Mission retten kann. Das aber steht nicht zur Debatte.

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