Bremer Demo gegen Rechts: Support your local Antifa
In Bremen ruft ein neues Bündnis am Sonntag zu einer Demo gegen Rechts auf. Mit dabei: eine Antifa-Gruppe. Auf die haben es einige Medien abgesehen.
![Demo auf dem Marktplatz vor der Bürgerschaft gegen Rechtsextremisus. Demo auf dem Marktplatz vor der Bürgerschaft gegen Rechtsextremisus.](https://taz.de/picture/6803721/14/442995574-1.jpeg)
M an könnte meinen, dass inzwischen alle verstanden haben, dass das einzige, was in der aktuellen Situation hilft, ein entschiedener Antifaschismus ist. In Bremen kann man aber einen anderen Eindruck bekommen.
Nachdem es dort bereits am Sonntag vor zwei Wochen eine Kundgebung gegen Rechts gab, bei der Zehntausende Menschen auf der Straße waren, um unter dem Eindruck der am 10. Januar veröffentlichten Correctiv-Recherche gegen Menschenfeindlichkeit und die AfD zu demonstrieren, hat sich nun ein neues Bündnis gegründet. Das ruft am Sonntag unter dem Motto „Weil einmal laut sein nicht genug ist!“ zu einer zweiten großen Demo in Bremen auf.
Das Bündnis ist breit aufgestellt und setzt sich aus verschiedenen Gruppen, wie der Seebrücke, dem Flüchtlingsrat oder den Klimaaktivist*innen von Ende Gelände zusammen. Mit dabei ist auch die Basisgruppe Antifaschismus (BA)- und auf die haben es einige lokale Medien abgesehen.
Bereits am Mittwoch sendete das Regionalmagazin buten un binnen einen Beitrag unter dem Titel „Erneute Demo gegen Rechtsextremismus: Wer sind die Organisatoren?“, in dem darauf hingewiesen wurde, dass die BA im Bremer Verfassungsschutzbericht 2022 auftaucht.
Innenbehörde warnt vor Demo-Organisator*innen
Am Donnerstag zog dann der Weser Kurier nach und veröffentlichte einen Beitrag, in dem die Bremer Innenbehörde vor einem Teil der Demo-Veranstalter*innen warnte. Darunter seien, so eine Sprecherin der Innenbehörde im Weser Kurier, „auch linksextremistische Gruppierungen, die den Protest um ihre verfassungsfeindlichen Ziele erweitern wollen“.
In Zeiten in denen Rechte ganz offen ihre Deportationspläne schmieden und antimuslimischer Rassismus und Antisemitismus stärker werden, sind solche Beiträge und Artikel unverantwortlich.
Denn Worte, wie „linksextremistisch“ und „verfassungsfeindlich“ diffamieren genau diejenigen, die sich schon seit Jahrzehnten für eine bessere Gesellschaft einsetzen. Antifaschistische Gruppen haben in den 90ern mit Nachtwachen und Telefonketten Geflüchtete vor Nazis geschützt.
Antifaschistische Recherchekollektive decken seit Jahrzehnten Nazi-Strukturen auf, beobachten rechte Zeltlager, machen Verbindungen zur AfD sichtbar. Sie sorgen dafür, dass überall da, wo sie selbst stark, Rechte sich nicht ganz so wohlfühlen und marginalisierte Menschen ein bisschen weniger in Gefahr sind.
Eine Gesellschaft, die dagegenhält
In der aktuellen politischen Stimmung brauchen wir eine breite Solidarisierung. Nicht nur gegen die AfD, sondern gegen Rassismus, Antisemitismus, Behinderten- und Queerfeindlichkeit in der Gesellschaft und in den Parlamenten. In Zeiten in denen Bundespolitiker*innen zwar auf Demos gegen Rechts gehen, aber trotzdem gleichzeitig die Forderungen der AfD in Gesetze gießen, braucht es eine entschlossen antifaschistische Gesellschaft, die dagegenhält.
„Weil einmal laut sein nicht genug ist!“ – Demo des Bremer Bündnis gegen Rechts: Sonntag, 04.02. – 12:05 – Leibnizplatz Bremen, Demoroute über die Wilhelm-Kaisen-Brücke durch die Innenstadt. Abschlusskundgebung auf dem Domshof Bremen.
Und die muss sich sowohl aus der Lehrerin von nebenan als auch dem freundlichen Kommunisten aus der Nachbarschaft zusammensetzen. Denn beide sind Antifa, wenn sie zusammen gegen Rechts auf die Straße gehen. Und es ist kontraproduktiv, wenn Zweifel an den Demo-Organisator*innen gesät werden und darum einige Leute Zuhause bleiben.
Klar, Demos lösen nicht alles, aber sie haben eine Wirkung. Die Umfrageergebnisse der AfD sinken jetzt schon. Demos führen dazu, dass die Mehrheit endlich nicht mehr schweigt und die Bilder von vollen Straßen und Marktplätzen geben Hoffnung und bestärken Menschen den Kampf gegen den Faschismus nicht aufzugeben.
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