Brandsätze in Luftfracht: Russischer Militärgeheimdienst soll verantwortlich sein
2024 tauchten Pakete mit Brandsätzen an mehreren DHL-Standorten auf. Ermittler verdächtigen laut Berichten den russischen Geheimdienst.

Demnach werden offenbar mehrere ranghohe GRU-Angehörige mit den Sabotageplänen in Verbindung gebracht. Dazu zählt offenbar ein GRU-Oberst, der seit Dezember 2024 von der Europäischen Union sanktioniert ist. In der veröffentlichten Sanktionsbegründung heißt es laut WDR, NDR und SZ, der GRU-Oberst habe über soziale Medien „Agenten für Sabotageakte in der Union“ rekrutiert.
Im Sommer tauchten Pakete mit Brandsätzen in Lagerhäusern des Logistikkonzerns DHL in Deutschland und Großbritannien auf, wo sie Feuer fingen. In Polen setzte ein solches Paket einen DHL-Lkw in Brand.
Die Brandsätze sollen in Massagekissen versteckt gewesen sein, die sich zusammen mit Kosmetika und Sex-Spielzeug in den Paketen befanden, wie die Medien nun berichteten. Sicherheitsbehörden zufolge sei es nur ein glücklicher Zufall gewesen, dass die Pakete nicht während des Fluges Feuer gefangen hätten. Als Teil der Operation sollen auch Flugrouten nach Nordamerika ausgekundschaftet worden sein.
„Wegwerf-Agenten“ verdächtigt
Laut den Recherchen wurden Verdächtige in Litauen, Polen, Bosnien-Herzegowina und Großbritannien festgenommen. Dabei soll es sich um sogenannte Wegwerf-Agenten handeln, in Sicherheitskreisen „Low-Level-Agenten“ genannt. Gemeint sind Menschen, die etwa über Messengerdienste wie Telegram angeworben werden, um bestimmte Aufgaben zu übernehmen, ohne die genauen Hintergründe des gesamten Einsatzes zu kennen.
„Ein Flugzeug kann Feuer fangen und alle an Bord töten“, erklärte James Appathurai, der bei der Nato unter anderem für Strategien zur Abwehr hybrider Angriffe zuständig ist, gegenüber WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung. „Es kann auf einen Wohnort fallen und die Menschen, die dort leben, töten. Und genau aus diesen Gründen halten wir das für eine Eskalation.“
Die russische Botschaft in Berlin bestritt dem Bericht zufolge auf Anfrage, dass Moskau hinter den Vorfällen steckt. Sie sprach von „Paranoia“ und „Verschwörungstheorien“, berichteten WDR, NDR und SZ.
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