Brandkatastrophe in Irland: Tödliches Inferno

1981 kamen beim Brand ein einer Dubliner Diskothek 48 Menschen ums Leben. Eine Untersuchung benennt jetzt einen technischen Fehler als Ursache.

Drei Polizisten vor einem Gebäude

Vor dem Eingang der ausgebrannten Discothek Stardust in Dublin am 14. Februar 1981 Foto: Tony Harris/PA Wire/picture alliance

DUBLIN taz | Zuerst sahen Anwohner das Feuer im Dachstuhl der Stardust-Diskothek in Nord-Dublin, es war 1 Uhr 35 nachts. Drei Minuten später wurde es auch innerhalb des Gebäudes bemerkt. Zunächst hielt man es für kontrollierbar, ein paar Angestellte kamen mit Feuerlöschern.

Innerhalb von Minuten griff das Feuer jedoch auf die Sitze und die Decke über. Eine Minute später füllte schwarzer, giftiger Rauch den Ballsaal. Und innerhalb von drei weiteren Minuten stürzte die Decke ein. Acht Minuten, nachdem die kleine Flamme zum ersten Mal entdeckt worden war, stand der gesamte Ballsaal in Flammen.

Das Inferno erreichte um zwei Uhr morgens seinen Höhepunkt. 48 Menschen zwischen 16 und 27 Jahren kamen an jenem 14. Februar 1981 ums Leben, mehr als 200 wurden schwer verletzt. Es war die schlimmste Brandkatastrophe in der Geschichte Irlands.

Am Donnerstag, 43 Jahre nach dem Feuer, kamen die zwölf Geschworenen einer gerichtlichen Untersuchung, die im April vorigen Jahres eingesetzt worden war, zu dem Ergebnis, dass die Tötung rechtswidrig war. Sie stellten fest, dass das Feuer durch einen elektrischen Fehler verursacht worden war.

Mangelnde Ausbildung des Personals

Die Höhe der Decke, der Polyurethanschaum in den Sitzen und die fast 3.000 PVC-ummantelten Teppichfliesen aus Polyesterfasern, mit denen die Innenwände verkleidet waren, um die Akustik zu verbessern, trugen zur Ausbreitung des Feuers bei. Die Betriebsgenehmigung galt für verputzte Wände.

Mangelnde Sicht aufgrund des schwarzen Rauchs, die Toxizität des Rauchs und der Gase trugen zur schnellen Ausbreitung des Feuers bei. Hinzu kamen das Versagen der Notbeleuchtung und die mangelnde Ausbildung des Personals. Zum Zeitpunkt des Brandes waren die Toilettenfenster mit Metallplatten und Gittern versperrt und die Notausgänge verschlossen oder anderweitig blockiert.

Aus diesem Grund war es den Gästen nicht möglich, die Notausgänge zu erreichen. Es war Vorschrift, sagte ein Angestellter aus, alle sechs Ausgänge verschlossen zu halten, um „Leute davon abzuhalten, ohne zu bezahlen hereinzukommen“.

Das Stardust in Artane, das im März 1978 eröffnet worden war, galt als beliebtester Nachtclub in Nord-Dublin. In einem von Rezession und Auswanderung geplagten Irland, in dem der Nordirland-Konflikt die Nachrichten beherrschte und die katholische Kirche das Leben der Menschen kontrollierte, versprach Musik Flucht, Aufregung und ein bisschen Freiheit.

Guter Geschäftssinn

Der Club befand sich in einer Marmeladen- und Lebensmittelfabrik. Der Eigentümer Patrick Butterly hatte sich in der Obst- und Gemüseindustrie von relativer Armut zu relativem Reichtum hochgearbeitet. Mit seinem Geschäftssinn beschloss er, einen Teil des Geländes in ein Unterhaltungslokal umzuwandeln.

Butterly beauftragte seinen ältesten Sohn Eamon Butterly mit der Aufsicht über den Umbau, doch der hatte keine Erfahrung mit solch einem Projekt. Von 26 Vorschriften, die für das Stardust galten, wurden 16 verletzt, wie die Ermittlungen ergaben.

Der Club öffnete an jenem fatalen Abend um 22 Uhr. Die letzten der 846 Gäste wurden gegen Mitternacht eingelassen. Obwohl es sich um eine Veranstaltung für über 21-Jährige handelte, waren 83 Prozent jünger, 65 Gäste waren gerade mal 14, 15 oder 16. Die meisten kamen aus den umliegenden Arbeitervierteln.

Die Regierung ordnete nach der Brandkatastrophe eine Untersuchung an. Die kam im Juni 1982 zu dem Schluss: „Die wahrscheinlichste Erklärung für das Feuer ist, dass es absichtlich verursacht wurde.“ Deshalb kassierte Butterly von der Stadtverwaltung eine Entschädigung in Höhe von 581.496 Pfund für mutwillige Beschädigung.

Erst 2009 wurde die Feststellung, dass Brandstiftung das Inferno verursacht hatte, revidiert. Es dauerte weitere 15 Jahre, bis die Angehörigen am Donnerstag erfuhren, was in jener fatalen Nacht tatsächlich geschehen ist.

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