Brand in Brennelementefabrik: Verharmloster Vorfall
Das Feuer in einer Atomanlage in Lingen ist offenbar doch im nuklearen Bereich ausgebrochen. Der Betreiber hatte den Brand zuvor kleingeredet.
Das Feuer in einer Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen ist offenbar doch im nuklearen Bereich der Anlage ausgebrochen. Das räumte eine Sprecherin des Unternehmens mittlerweile ein, das zur französischen Framatome gehört.
Am vergangenen Donnerstag hatte der Betreiber den Vorfall zunächst kleingeredet. Das Feuer sei in einem Labor des nicht nuklearen Teils der Anlage ausgebrochen, es handle sich nur um einen „Kleinbrand“ auf einer Fläche von 40 mal 40 Zentimetern, hieß es. Offenbar brannte jedoch ein ganzes Labor weitgehend aus. Ob nicht doch radioaktive Stoffe freigesetzt wurden, ist noch unklar.
Soweit bekannt, löste eine Verpuffungsexplosion das Feuer am Donnerstagabend gegen 19.45 Uhr aus. Verdampfte Natronlauge, Aluminium und Wasser hatten demnach in dem betroffenen Labor ein brennbares Gas gebildet, das sich an der Luft entzündete. In dem Labor wird angeliefertes Uranhexafluorid auf seine Qualität überprüft. Wegen starker Rauchentwicklung wurde das Gebäude evakuiert. Mehrere Anlagenbereiche sind außer Betrieb.
Es sei „inakzeptabel, wie die Betreiber mit dem Vorfall umgehen“, sagte die Grünen-Landtagsabgeordnete Miriam Staudte. Die Partei will, dass die Fabrik dauerhaft geschlossen wird. Eine Stilllegung sei rechtlich möglich, zum Schutz vor Strahlenrisiken müsse der Atomausstieg endlich auch auf die Brennelementeherstellung ausgeweitet werden, so Staudte. Christina Burchert vom Arbeitskreis Umwelt Schüttorf bemängelt, dass Lingen vor allem die störanfälligen AKWs im benachbarten Ausland beliefert – die belgischen Meiler Tihange und Doel und die französischen Reaktoren in Fessenheim und Cattenom.
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