Bolzplatz in Eidelstedt wird eingeschränkt: Kein Sport am Sonntag
Die Benutzung eines Bolzplatzes in Eidelstedt wird eingeschränkt. Grund dafür ist eine Folgeunterkunft für Flüchtlinge in der direkten Nachbarschaft.
Wie der Eimsbüttler SPD-Bezirksabgeordnete Peter Schreiber sagt, ist der Bolzplatz 2009 eingeweiht worden, um das geringe Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche in Eidelstedt zu erweitern. Damals habe er isoliert in der Nähe der Autobahn gelegen.
Inzwischen ist die Wohnbebauung herangerückt, vor allem mit der Fertigstellung einer Folgeunterkunft für Geflüchtete. Heute ziehen die ersten von 380 Geflüchteten ein.
Der Bezirk hat schon während des Baus erkannt, dass es Probleme mit dem Lärmschutz geben würde. Deshalb plante er Anfang des Jahres, den Bolzplatz um 20 Meter nach Norden zu verlegen, um die geltenden Lärmgrenzwerte einzuhalten. Doch die Verschiebung hat nie stattgefunden – stattdessen schränkte der Bezirk die Nutzungszeiten ein.
„Kinderlärm ist anzunehmen“
Der Effekt dieser Maßnahme wird jedoch nicht lange anhalten. Denn am Duvenacker wird ab dem Frühjahr ein Kinderspielplatz gebaut. Obwohl die Kinder beim Schaukeln und Klettern laut werden können, wird dessen Benutzung nicht eingeschränkt.
Der Bezirk begründete das in der Bild-Zeitung: „Kinderlärm, der vom Spielplatz ausgeht, ist von den Nachbarn hinzunehmen, da Kinderlärm privilegiert ist.“ Juristisch fallen Spielplätze nicht unter die selbe Regelung wie Sportanlagen: Der Lärm von Spielplätzen gilt nach einem einschlägigen Urteil des Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz vom Oktober 2017 (Az. 1 C 11131/16.OVG) als zumutbar.
In Gewerbegebieten darf es tagsüber nicht lauter sein als 65 Dezibel (dB(A)), nachts 50 Dezibel.
In reinen Wohngebieten gilt tagsüber außerhalb der Ruhezeiten der Grenzwert 50 Dezibel, nachts 35.
Dass der Lärmschutz zunehmend zum Problem wird, liegt an der wachsenden Dichte Hamburgs. Um der Wohnungsnot zu begegnen, werden Brachen bebaut. „Es fehlt immer mehr der öffentliche Freiraum zur Kompensation immer dichterer Städte“, sagte Mazda Adli, Autor des Buches „Stress and the city“ der Süddeutschen Zeitung.
Wegen der Verdichtung brauche Eidelstedt mehr denn je solche Freiflächen, sagt der Bezirksabgeordnete Schreiber.
Das gilt umso mehr, als solche Plätze die Gelegenheit bieten, aus seinem üblichen Umfeld heraus zukommen, um mit andere Menschen in Kontakt zu kommen. Für die geflüchteten Kinder und Jugendlichen, die in der Nähe des Bolzplatzes wohnen werden, ist das eine Gelegenheit, die ihnen nicht einmal die Schule bietet, da sie meistens in besonderen Klassen ohne regelmäßigen Kontakt zu Einheimischen lernen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“