Bohrungen in Naturschutzgebiet: Gips im Karst
Im Südharz könnten bald Probebohrungen für den Gipsabbau durchgeführt werden. Die dortige Gipskarstlandschaft ist einzigartig.
Der taz liegt eine Karte vor, auf der mögliche Explorationsbohrungsorte im Naturschutzgebiet verzeichnet sind. Das zuständige Ministerium bestätigte, dass Knauf erwägt, im Naturschutzgebiet Erkundungsbohrungen vorzunehmen. Knauf äußerte auf Anfrage der taz nur, dass kein dementsprechender Antrag gestellt worden sei.
Die aus Gips bestehende Karstlandschaft im Südharz liegt in Thüringen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Die Landschaft ist europaweit einmalig, weil der Gips bewaldet ist. Vom Bundesamt für Naturschutz wird er als „Hotspot der Artenvielfalt“ und als „größtes und bedeutendstes Gipskarstgebiet Mitteleuropas“ bewertet.
„Wenn wir ordentlich Wirbel machen, haben wir eine Chance, das aufzuhalten“, sagt Geologe Knolle. Christian Kunz vom BUND Sachsen-Anhalt forderte die zuständigen Behörden auf, die Gebiete zu schützen, und kündigte im Falle einer Genehmigung der Probebohrungen rechtliche Schritte an.
Gips ist ein wichtiger Baustoff, wird aber seltener
Mehr als die Hälfte der zehn Millionen Tonnen Gips, die in Deutschland jährlich verbraucht werden, fallen als Nebenprodukt bei der Kohleverbrennung in Kraftwerken als sogenannter REA-Gips an. Im Zuge des Kohleausstiegs muss er also entweder ersetzt oder der Gipsverbrauch reduziert werden.
Der Verband der Gipsindustrie hält den Rohstoff aber für unersetzbar im Bauwesen. Insbesondere bei der Nachverdichtung von Wohnraum in Ballungsgebieten sei Gips „nicht wirtschaftlich sinnvoll durch andere Baustoffe zu ersetzen“. Laut Koalitionsvertrag will die schwarz-rot-gelbe Landesregierung Sachsen-Anhalts die Gipslagerstätten des Landes sichern und eine umweltverträgliche Gewinnung ermöglichen. Der BUND hatte 2020 eine Studie vorgelegt, in der sie einen Weg zum Ausstieg aus Natur und REA-Gips bis 2045 weisen. Dafür müsse Gips recycelt, als Nebenprodukt der Chemieindustrie gewonnen und durch andere Bauweisen ersetzt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland