Bisons vermehren sich in Kanada: Fast wie im Wilden Westen
Vor über hundert Jahren wurden Bisons beinahe ausgerottet. Im kanadischen Banff-Nationalpark wurden nun wieder Kälber geboren.
Die Geburten sind ein großer Erfolg beim Versuch der kanadischen Regierung, die einst fast ausgerotteten Tiere wieder in ihrer angestammten Heimat in den Grasebenen der Rocky Mountains anzusiedeln. „Das ist ein riesiger Schritt“, erklärt Parkbiologe Bill Hunt.
Vor der Ankunft der Weißen in Nordamerika lebten viele Millionen Bisons in den Prärielandschaften und Wäldern des kanadischen Nordens. Den Ureinwohnern Nordamerikas sicherten die riesigen Herden das Überleben. Um den Indianern diese Grundlage zu entziehen und sie zu zwingen, sich in Reservaten niederzulassen, kam es Ende des 19. Jahrhunderts zu einem beispiellosen Massenschlachten. Am Ende blieben in ganz Kanada nur acht Tiere übrig, die Art überlebte nur dank staatlicher Zuchtprogramme.
Anlässlich des 150. Geburtstages Kanadas in diesem Jahr sollen die Tiere nun endlich wieder im Vorland der Rocky Mountains streunen. Die im Februar angesiedelten Bisons kamen aus dem Elk-Island-Nationalpark, der außerhalb des Gebirges liegt. Sie werden jetzt von Biologen an ihre neue Heimat gewöhnt werden.
Die Jungtiere sind derzeit so groß wie Haushunde
Die kleine Herde bestand aus zehn schwangeren Bisonkühen und sechs Bullen. Sie waren per Hubschrauber in riesigen Industriecontainern in die Rocky Mountains geflogen worden. 6,4 Millionen kanadische Dollar hat sich die Regierung dieses riskante Projekt kosten lassen. Dass nun Kälber in Banff geboren werden, erhöht die Erfolgschancen der Wiederansiedlung, da die Familien nun eine biologische Bindung zum Ökosystem in den Bergen entwickeln können.
Das Gelände, auf dem die Tiere leben, liegt im unzugänglichen Panther Valley etwa 40 Kilometer nördlich des beliebten Touristenorts Banff. Es ist umzäunt, weil die Tiere noch unter Beobachtung stehen. Besucher können das Bison-Gelände nur auf einer Mehrtageswanderung mit Rucksack und Zelt erreichen. Eine öffentliche Straße dorthin gibt es nicht.
Die Koppel ist eine vorläufige Maßnahme. Damit will die Regierung sicherstellen, dass die geplante Ansiedlung langfristig gelingt. Gefährdet sind vor allem die Jungtiere, die derzeit etwa so groß sind wie Haushunde. Sie sind eine beliebte Beute für Grizzlies, von denen es im Banff-Nationalpark geschätzt bis zu 70 Exemplare gibt. Wenn alles nach Plan verläuft, sollen Elterntiere und Junge im Sommer 2018 in einem etwa 1.200 Quadratkilometer großen Wildnisgebiet ausgesetzt werden, das ihnen natürliche Nahrungsquellen bietet. Dort können sie sich in das Ökosystem integrieren und beinahe frei bewegen. Nur ein rund acht Kilometer langer Zaun soll verhindern, dass die Tiere den schützenden Park verlassen.
Nach weiteren fünf Jahren wollen die Experten eine Bilanz des Aufzuchtsprogramms ziehen. Bis zu diesem Zeitpunkt sollen sich die Tiere völlig frei bewegen können. Laut Experten dürfte die Herde bis dahin aus rund 80 Tieren bestehen, eine Größe, mit der die Gruppe mit hoher Wahrscheinlichkeit überleben kann, ohne dass der Mensch weiter eingreifen muss.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!