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Bio-Müsliriegel mit InsektenGrillen für den kleinen Hunger

Für den Hersteller sind die Insektenriegel eine Art Superfood mit Weltrettungspotenzial. CO2-Bilanz? Die Grillen werden aus Kanada importiert.

Ein potenzieller Müsliriegel: lecker Grille Foto: imago/blickwinkel

Das Produkt: Ein Bio-Insektensnack namens „Instinct“.

Das ist es: Ein Müsliriegel in den Geschmäckern „Salzige Schokolade“ und „Apfel Zimt“. Die Inhaltsliste bestätigt, was der Grillenkopf auf der Verpackung andeutet. Drin sind auch Insekten, genauer Kurzflügelgrillen. Allerdings nur sechs Prozent und in Form von verbackenem Mehl. Immerhin sind alle Zutaten aus zertifiziert biologischem Anbau.

Das kostet es: 2,99 Euro pro Riegel (60-Gramm).

Das kann es: Satt machen (435,2 kcal/100g) und mit der Energie auch 25 Prozent Proteine liefern.

Das bedeutet es: Das Berliner Unternehmen Bear­protein will Insekten als nachhaltige, klimaschonende, gesunde und leckere Eiweißquelle vermarkten. Also eine Art Superfood mit Weltrettungspotenzial. Bearprotein wirbt auf seiner Homepage mit dem geringeren Ressourcenverbrauch (ein Zweitausendstel des Wasser- und ein Achtel des Futterbedarfs) sowie der geringeren CO2-Produktion (ein Prozent) gegenüber Rindfleisch.

Spaßfaktor: Geht so. Das Format schöpft das Potenzial des Besonderen kaum aus, wenn 94 Prozent Schokolade, Kerne, Sirup und anderer nichtinsektoider Kleinkram sind. Der Gruseleffekt getrockneter Grillen in Originalform bleibt beim Auspacken des gepressten Barrens jedenfalls aus, herauszuschmecken sind die Tierchen auch nicht.

Im Kleingedruckten überrascht die Info, dass bei Hausstaubmilbenallergien Kreuzreaktionen möglich sind. Die Grillen werden aus Kanada importiert: Fraglich, ob die Klimabilanz gegenüber regionalen Lebensmitteln tatsächlich so prima ist. Ansonsten ist der Fun-Faktor ganz klar von geschmacklichen Vorlieben abhängig – ein nichtrepräsentativer Test ergab Urteile wie „unlecker“, „ziemlich trockenes Müsli“ und „macht süchtig“.

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8 Kommentare

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  • "0,2% des Wasser-, 25% des Futterbedarfs und nur 1% der C02-Schuld gegenüber Rindfleisch": Wer da teuer für (fast) nichts bezahlt, spürt doch unmittelbar einen entlastenden Ablass-/Absolutions-Effekt und fragt sich, warum die anderen nicht auch endlich die Welt retten.



    Mit einen solchen Wohlfühl-Aktionismus fahren wir das große Ganze zuverlässig an die Wand.

  • Ich höre die Grillen an einem lauen Sommerabend lieber zirpen ......

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Oh Mann - oh Mann - oh Mann: Nix Wichtiges zu schreiben heute, Frau Willms? Dabei ließen sich zum Thema Öko & Konsum doch sicher relevante Themen finden, die auch Nichthauptstädter interessieren könnten - oder?

    • @97088 (Profil gelöscht):

      Ganz meiner Meinung - zum Beispiel, dass sich die Natur-Kosmetik-Firma „Logocos“ mit den bekannten Marken Logona, Sante, fitne, Heliotrop und neobio Anfang August an L'Oreal verkauft hat!

      Anteilseigner bei L'Oreal (Tierversuche!) ist zu 23,9% Nestlé - da weiß frau was sie kauft!

      netzfrauen.org/2018/08/04/logocos/

  • Eigentlich kann man sich entspannt zurücklegen.



    Da die rein pflanzliche Nahrung Protein in Hülle und Fülle bietet und tausendmal klimafreundlicher ist als die omnivore Ernährung, muß man diesen ekeleregenden Hype in keinster Weise mittragen.



    Aber eines ist sicher:



    Der Mensch blendet im Gehirn ja auch die grauenvollen Bilder zerschundener Tiere in den Schlachthäusern aus, warum sollte er nicht den Ekel vor Insekten verlieren.



    Der Slogen " Fleisch ist ein Stück Lebenskraft " hat den Menschen schon jede Empathie zu Tieren aus dem Gehirn geblasen. Jetzt braucht man es ja nur noch umzudichten: "Insekten sind ein Stück Lebenskraft"



    Für mich persönlich sind lebende Tiere ein Stück Lebenskraft. Auch an einem lebenden Insekt kann ich mich viel mehr erfreuen. Auch wenn`s "nur" ein Insekt ist.

  • Der nächste Hype der Lebensmittelindustrie - da führt kein Weg mehr dran vorbei.

    Siehe auch hier:



    www.taz.de/Archiv-...&s=insektenburger/

    Damals sprach man von 1/4 des Futterbedarfs für die verwendeten Maden im Vergleich zur konventionellen Rindfleischproduktion. Hier sind es nun 1/8 für des Bedarfs für Heuschrecken.

    Der ganze Mist funktioniert doch nur, weil alle Welt glaub, dass man irgendwie besonders auf seine Eiweißzufuhr achten muss.

  • Die Lebensmittelindustrie wird sich die Schenkel schlagen. Man nehme eine Halle, kippe eine Ladung Gülle hinein und züchte Grillen. Die Gewinnspanne ist riesig. Bei den Kalorien darf sich auch die Texttilindustrie über den gesteigerten Umsatz von Übergrößen in die Hände klatschen. Und die Pharmaindustrie steigert mit dem zunehmenden Absatz von Insulin auch den Gewinn. Man sieht, lauter Win-Win-Win-Win Situationen.

    • @APO Pluto:

      2,99 kostet das Riegelchen. Und kein Aufwand mit Tierwohl oder so.