Bildungsgipfel von Bund und Ländern: Blockadehaltung überwinden
Bei Streitereien in der Bildungspolitik geht es immer auch um Macht. Beim Startchancenprogramm muss sich zeigen, ob es auch anders funktioniert.
D as Gezerre um die Finanzierung des Startchancenpakets, das benachteiligten Kindern durch die Schulzeit helfen soll, es ist auch symptomatisch. Nämlich dafür, wie sehr der Kampf für mehr Chancengerechtigkeit in den Schulen immer wieder zu einem Machtkampf zwischen Bund und Ländern gerät, zu einem Gerangel um Geld und Grundsätzlichkeiten: Wer gibt die Richtung vor in der Bildungspolitik?
Das tun die Länder – klar, Bildungspolitik ist ihre Sache. Doch es gibt ein paar grundgesetzlich geregelte Ausnahmen, etwa die Regelung der Berufsausbildung – und, prominentester Fall, der Digitalpakt. Und nur weil die praktische Umsetzung von Letzterem keine wahnsinnige Erfolgsgeschichte war, heißt das nicht, dass die Idee, zwischen Bund und Ländern gemeinsame Sache zu machen, nicht eigentlich die richtige ist.
Das Startchancenpaket wäre in dem Sinne auch eine Chance für Bund und Länder – nämlich beim Bildungsgipfel am Freitag zu zeigen, dass sie in der Lage sind, Blockadehaltungen aufzugeben, wenn es denn einer sinnvollen Sache dient. Die Länder müssten sich konkret von der Maxime lösen – und offenbar gibt es erste Signale in diese Richtung –, dass das Geld unbedingt nach dem Königsteiner Schlüssel verteilt werden soll.
Dann nämlich, so auch die einhellige Kritik von Bildungsexpert*innen, würden einwohnerstarke Länder wie Bayern und Baden-Württemberg am meisten profitieren – die aber weniger Brennpunktprobleme haben als etwa Sachsen-Anhalt oder Berlin. Eine Ausschüttung nach Kriterien wie der Armutsgefährdungsquote wäre definitiv weniger Gießkanne und damit, genau: zielgerichteter.
Gemeinsam wiederum könnte man noch mal in sich gehen, ob man unbedingt die Hälfte der Gelder aus dem Chancenpaket in den Bau von Schulen stecken muss. Klar, die sind auch marode. Aber die Frage ist, ob man mit einem Kuchen alle satt machen will – oder ob man sich für das Thema Schulbau nicht noch mal etwas anderes überlegt. Kooperation schadet ja nie.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen