Bildung: SPD uneins über Zentralabitur
Auch in der SPD findet eine bundeseinheitliche Abschlussprüfung Anhänger. Das Zentralabi wird bei der nächsten KMK-Sitzung Thema.
BERLIN taz Teile der SPD begrüßen den Vorschlag mehrerer unionsgeführter Länder, ein bundesweit einheitliches Zentralabitur einzuführen. Der Staatssekretär im brandenburgischen Bildungsministerium, Burkhard Jungkamp (SPD), kann sich eine solche Abschlussprüfung "als Fernziel unter bestimmten Voraussetzungen durchaus vorstellen". Jürgen Zöllner (SPD), Berliner Bildungssenator und derzeitiger Vorsitzender der Kultusministerkonferenz, kündigte an, das Thema bei der nächsten KMK-Sitzung auf die Tagesordnung zu setzen. Er wies jedoch darauf hin, dass es einige "organisatorische Schwierigkeiten" zu bewältigen gebe. Die rot-schwarze Koalitionsregierung in Schwerin hat das Ziel eines bundesweiten Zentralabiturs bereits in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben.
Eine breite Front unionsgeführter Bundesländer fordert die Einführung eines bundesweit einheitlichen Zentralabiturs. Der bayerische Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) möchte das Thema am liebsten schon beim nächsten Treffen der Kultusminister zur Abstimmung bringen. Mit der Einheitsprüfung "wäre auch für die Universitäten eine bessere Vergleichbarkeit gewährleistet", so Schneider. Einen mächtigen Gegner hat der Minister jedoch in den eigenen Reihen: Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sprach sich eindeutig gegen die Einführung aus.
In der SPD ist die Front der Gegner breiter: Der bildungspolitische Sprecher der Partei, Jörg Tauss, und die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) lehnen das Zentralabitur ab. "Das ist nicht praktikabel", sagte Tauss. Die Unterrichtsformen in den einzelnen Ländern seien zu unterschiedlich.
Berlin und Brandenburg wollen das ändern. Die beiden Länder planen, im Jahr 2010 ein gemeinsames Zentralabitur durchzuführen. Eine einheitliche Abschlussprüfung in Berlin und Brandenburg hält Jan Hofmann, Leiter des gemeinsamen Landesinstituts für Schule und Medien, aus einem Grund für machbar: Die beiden Länder stimmen schon länger ihre Lehrpläne miteinander ab. Seit Mai 2006 ist Mecklenburg-Vorpommern mit 16 Fächern ebenfalls dabei. Schwieriger werde es allerdings, so Bildungsplaner Hofmann, das Zentralabitur auf Bundesebene durchzuführen. Dann müssten die Lehrpläne aller Länder einander angeglichen werden. Lehrerverbände und die Bildungsgewerkschaft GEW fürchten, dass dadurch die Gestaltungsfreiheit der Lehrer leide.
Hofmann bezweifelt, dass mit dem bundesweit einheitlichen Zentralabitur das Niveau der Bildung erhöht werden könne. In einigen Regionen Deutschlands könne es sogar zu Verschlechterungen kommen. Seine Vermutung: "Möglicherweise möchten die Süd-Länder damit sichtbar machen, dass ihre Schüler klüger sind."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!