Bildung von Rom:nja- und Sinti:ze: Die Jüngeren holen auf
Die Bildungschancen von Rom:nja- und Sinti:ze haben sich etwas verbessert. Doch das Bildungssystem schließt die Communites nach wie vor aus.
Für die Studie wurden vergangenes Jahr 729 Personen aus allen Bundesländern befragt. Ihnen gemein ist, dass sie sich alle einer Rom:nja- oder Sinti:ze-Community zugehörig fühlen, knapp ein Viertel der Befragten ist in Deutschland geboren.
Laut den Autor:innen der Studie, die zum Teil selbst Rom:nja und Sinti:ze sind, belegen die erhobenen Daten zwei Trends: einerseits eine deutlich gestiegene Bildungsteilhabe im Vergleich zu der Vorläuferstudie aus dem Jahr 2011. So geben Rom:nja und Sinti:ze heute häufiger ihr Kind in die Kita, verlassen die Schule seltener ohne Abschluss, gehen öfters auf Realschulen und Gymnasien und erlangen vermehrt einen Hochschulabschluss.
Bei der jüngsten Generation liegen die Werte überall noch mal höher: So gingen beispielsweise von den 18- bis 25-Jährigen fast 16 Prozent aufs Gymnasium, 2011 waren es insgesamt nur 2 Prozent.
„Extreme“ Bildungsbenachteiligung
„Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ist der Abstand aber immer noch sehr hoch“, stellte Daniel Strauß, Geschäftsführer von RomnoKher, fest. Während fast 29 Prozent der Rom:nja und Sinti:ze die Schule ohne Abschluss verlassen, sind es in der Gesamtbevölkerung nur 7 Prozent.
Ähnlich ist das Verhältnis bei der Hochschulreife: Da ist der Anteil der Gesamtbevölkerung mit 51 Prozent sogar fast fünfmal so hoch. Die Befunde aus der aktuellen Studie belegten eine „extreme“ Bildungsbenachteiligung der rund 70.000 deutschen Rom:nja und Sinti:ze, so Strauß.
Verantwortlich dafür machte er die Bundesregierung, die es ablehne, Rom:nja und Sinti:ze mit gezielten Fördermaßnahmen zu unterstützen, wie es der „EU-Rahmen für Gleichstellung, Inklusion und Partizipation von Sinti und Roma für 2020–2030“ von den Mitgliedsstaaten eigentlich fordere. Die Bundesregierung verweist regelmäßig darauf, dass alle Maßnahmen zur Chancengleichheit und Anti-Diskriminierung auch den Rom:nja und Sinti:ze offen stünden.
Ein weiterer Befund der Studie sind die weit verbreiteten Diskriminierungserfahrungen an den Schulen. Mehr als ein Viertel der Befragten ist im Unterricht diskriminiert worden – viele auch von Lehrkräften. Dazu kommt, dass mehr als ein Drittel der Lehrkräfte offenbar nur geringe Erwartungen an die Schüler:innen der Communitys stellen. Die Autor:innen fordern deshalb unter anderem, Lehrkräfte für rassistische Stereotype zu sensibilisieren, Stipendien und andere Förderinstrumente einzurichten sowie verstärkt Rom:nja und Sinti:ze als Mediator:innen an Schulen einzusetzen.
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