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Bezirk hinterfragt sich selbst

Jugendhilfeinspektion soll untersuchen, wie Hilfe für Familien aus anderen Kulturkreisen aussehen muss

Von Kaija Kutter

Der Bezirk Harburg will den Fall des vor zehn Tagen in Neugraben getöteten Mädchens gemeinsam mit der Jugendhilfe­inspektion aufarbeiten. „Die Tat ist brutal und grausam“, sagte Bezirksamtsleiter Thomas Völsch. Er sei froh, dass die Fahndung nach den tatverdächtigen Vater am Wochenende erfolgreich war. Nun müsse die Staatsanwaltschaft ermitteln.

Wie berichtet, war die Zweijährige von der Polizei mit tödlichen Schnitten am Hals in der Wohnung der Eltern gefunden worden, nachdem die Mutter mit ihrem älteren Sohn vor ihrem Mann zur Wache geflüchtet war. Das Jugendamt Harburg hat inzwischen eine Chronik erstellt, die vermutlich heute in einer vertraulichen Sitzung im Familienausschuss erörtert werden wird.

„Wir haben mit einer Familienhilfe die Begleitung der Familie sichergestellt“, sagt Amtsleiterin Sophie Fredenhagen. Gleichzeitig stelle sie sich eine Reihe von Fragen, unter anderem: „Können unsere Methoden zum Hilfebedarf von Familien aus anderen Kulturkreisen auch angenommen werden?“ Dies betreffe Auswirkungen von Asylverfahren, aber auch patriarchalisch geprägte innerfamiliäre Beziehungen. Dies wolle man mit der Jugendhilfeinspektion reflektieren.

Die Linke kritisiert, dass wieder auf die Jugendhilfeinspektion zurückgegriffen wird. Mittlerweile wisse man, dass dieses Instrument in den Jugendämtern wenig Vertrauen genieße und kaum einen Beitrag zur Verbesserung der Arbeit leiste, sagte Linken-Familienpolitikerin Sabine Boeddinghaus.

Zudem dürfe die Gewaltproblematik des Vaters nicht zuerst auf den kulturellen Hintergrund verengt werden, da Gewalt gegen Frauen auch in deutschen Familien an der Tagesordnung sei. Die Politikerin regte dennoch eine „unabhängige Untersuchung auch mithilfe externen Sachverstands“ an, zum Beispiel durch das „Nationale Zentrum Frühe Hilfen“ und das „Deutsche Jugendinstitut“. Diese hatten auch 2009 Empfehlungen abgegeben, nachdem die ebenfalls vom Jugendamt betreute 16-jährige Morsal O. von ihrem Bruder getötet wurde.

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