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Bewegungslinke über KlimagerechtigkeitRaus vor die Werkstore

Ist die Linke eine sozial-ökologische Partei? Darüber diskutierten Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen mit Carla Reemtsma und Bernd Riexinger.

AktivistInnen mahnen mit ihren Händen an die 1,5-Grad-Marke. Fridays for Future-Aktion in Glasgow Foto: Christoph Soeder/dpa

„Wir sind keine Organisation gegen die Linke. Wir sind eine Initiative, die neue Ideen sucht“, begrüßte Sabine Leidig von der BAG Klimagerechtigkeit der Linkspartei am Samstag die knapp 90 zugeschalteten Teil­neh­me­r:in­nen zur ganztägigen #SystemChange-Konferenz. Darunter junge Klimaaktivist:innen, jahrelange Linke-Wähler:innen und Ge­werk­schaf­te­r:in­nen aus ganz Deutschland.

Das große Thema: Klimagerechtigkeit und die Vorbereitung auf den Klimastreik am 25. März. Je­de:r sollte sich einbringen, sich vernetzen und Kritik äußern. Immer wieder wurden Diskussionen in Kleingruppen ermöglicht. Eingeladen war unter anderem Carla Reemtsma, Sprecherin von Fridays for Future. „Niemand muss mehr vom Klimaschutz überzeugt werden“, betonte sie. Nun bräuchte es neue Allianzen mit Gewerkschaften und den Betroffenen der Klimafolgen.

Der ehemalige Parteivorsitzende Bernd Riexinger zeigte sich überzeugt, dass die Ampel „weder die Gerechtigkeits- noch die Klimakrise lösen“ könne. Mario Candeias von der Rosa-Luxemburg-Stiftung forderte „eine konsequent sozialökologische Partei“. Es brauche resiliente und solidarische Strukturen, positive Bilder und keine Katastrophenszenarien.

Mehr Bewegungsaufbau, weniger Wahlkampf

„Grünlich angestrichener Kapitalismus ist nicht die Lösung“, stimmte auch Kli­ma­ak­ti­vis­t:in Franziska Heinisch zu. Doch Änderungen erreiche man nicht mit einer Klimabewegung, die es nicht schafft, die Beschäftigten zu mobilisieren. „Die Kli­ma­bewegung gehört raus an die Werkstore und an die Haustüren“, sagte sie. „Die Partei setzt viel zu sehr auf Wahlkämpfe und zu wenig auf Bewegungsaufbau“, so auch Yaak Pabst, Mitinitiator von #SystemChange.

Als Vorzeigebeispiel diente Tobias Kratz vom Klimabündnis Darmstadt, in dem sich über 20 Gruppen zusammengetan haben. Sie legen dort bei Demos auch mal Streiks wie den der Bus­fah­re­r:in­nen und den der Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen zusammen. Solche Aktionen wünscht sich die Klimagerechtigkeitsbewegung für alle deutschen Städte.

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5 Kommentare

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  • Ein geordneter Exit aus dem Kapitalismus sehe ich als einzigen Weg für die Menschheit, die Überlebenschancen des Menschen fürs nächste Jahrhundert zu maximieren. Das Börsensystem ist auf Wachstum angelegt, sonst kolabiert es. Mehr Wachstum -> mehr negativ Impact auf Börsensystem. Soweit stimme ich dem grüner Kapitalismus kann es nicht sein zu. Ich bin seid 20 Jahren Kunde regenerativer Energien und seid dem dieser Sektor für die Börse interessant geworden ist, wir Öko Strom teurer. Unbezahlbar sozusagen für ärmere Länder. Und damit nicht global umsetzbar.

    Die Kaptialsmus Kritik hat die Linke ganz gut drauf, leider ist der Lösungsansatz dürftig. Nach wie vor wabbern da Statements rum, von wegen wir müssen Konzerne verstaatlichen. Besser wäre es, Menschen Ihre Vorgesetzten (ab)wählen zu lassen. Das würde die Börse von alleine erledigen.

    Die Linke möchte des weiteren laut Parteiprogramm die Arbeitszeit drastisch reduzieren. Finde ich gut, auch für Klimapolitik. 20h Woche -> weniger Produkte hergestellt und weniger Gehalt -> weniger Konsum -> gut fürs Klima.

    Also sind definitiv Ansätze da um die Frage des Artikels mit ja zu beantworten. Open Source fördern möchte die Linke übrigens auch und jo, OS software schont mehr Resourcen als proprietäre Software. Ebenfalls nicht irrelevant unter dem Aspekt, dass Computer und Internet der stärkste Wachsende CO2 Sektor sind.

    Alle drei Punkte mögen aus anderen Gründen ins Parteiprogramm aufgenommen worden sein, aber ich halte sie für essentiell wichtig.

    • 4G
      49732 (Profil gelöscht)
      @SimpleForest:

      Gerne Ausstieg aus dem jetzigen Kapitalismus. Aber bitte nicht zurück in den Sozialismus!

  • Gut, dass sich in der Klimabewegung die brav bürgerlichen Neubauers nicht nahtlos durchsetzen können und endlich die Frage diskutiert wird, ob das Anbiedern an die Grünen bzw. an die Regierenden, mit der Bitte, die Klimaziele von Paris doch etwas ernsthafter zu verfolgen, der richtige Weg ist.

    Unbedingt notwendig ist der Versuch, endlich ganz normale Menschen auch jenseits gymnasialer Bildung anzusprechen. Richtig scheint mir der Weg zu sein, weg vom Bedrohungs- und Katastrophenframing zu kommen, das Angst schürt, die den Grünen ein paar Wählerstimmen bringt, die sich dann in der Ampel verlieren.



    Eine erfolgreiche Klimabewegung muss Wege suchen, angstfrei und mit Zuversicht Wege aufzuzeigen, wie ohne soziale Verwerfungen Klimapolitik betrieben werden kann.



    Ob das gelingt, scheint mehr als fraglich zu sein, denn zu sehr hat sich FfF in das behagliche Nest der CO2 Steuer- und E-Mobilitätsbefürworter gelegt, das den Wohlhabenden nicht wirklich weh tut bzw. nutzt. Viele Menschen, die sich kein E-Auto leisten können, müssen heute mit ihren Steuergeldern Subventionen von gut 9.500 Euro für einen E-SUV für 70.000 € mit finanzieren. Brutaler kann der Kapitalismus nicht sein.

    • @Rolf B.:

      "Ende Gelände", eine Partnerorganisation von FFF, gefällt sich ja gar darin, ersatzlosen Arbeitsplatzabbau in der Braunkohleindustrie zu fordern. Und zugleich Beschäftigte in der Branche als "Kohlenazis" zu beschimpfen:



      www.nd-aktuell.de/...asteleien.amp.html

    • 4G
      49732 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Volle Zustimmung!

      Parallel noch einen extremen Preisanstieg der Energie plus Inflation mit finanzieren! Und von oben herab das schlechte Gewissen verpasst bekommen weil Sie einen alten Euro 3 Dacia fahren müssen.

      Links ist anders!