Bewegung in der Berliner Verkehrspolitik: Auch die U3 soll länger werden
Der Senat favorisiert nach ersten Studien neben dem Ausbau der U7 einen Lückenschluss zwischen der Station Krumme Lanke und dem S-Bahnhof Mexikoplatz.
Bereits am Wochenende war durchgesickert, dass als Ergebnis von Machbarkeitsstudien der Ausbau der U7 Vorrang haben soll. Er würde im Süden in Rudow über sieben Stationen zum Flughafen BER führen sowie im Norden vom Bahnhof Spandau aus über fünf Stationen ins Gebiet Heerstraße-Nord.
Weil der größte Teil der rund 8,6 Kilometer Verlängerung zum BER über brandenburgisches Gebiet führen würde, kämen von den mit 704 Millionen Euro veranschlagten Ausbaukosten laut Günther 550 Millionen auf Brandenburg zu. Gegen eine Verlängerung der U8 spreche ein zu geringes Fahrgastpotenzial, gegen den Ausbau der U6 ab Kurt-Schumacher-Platz eine dafür nötige zu lange Sperrung des Platzes.
Deutlich kürzer ist die von Günther unterstützte neue U3-Strecke: Sie würde in Zehlendorf kaum 700 Meter lang vom Bahnhof Krumme Lanke bis zum S-Bahnhof Mexikoplatz verlängert, was eher unter „Lückenschluss“ läuft. Dafür soll es Ende März eine extra Senatsvorlage geben.
Nun Kosten-Nutzung-Untersuchung
Mit den Aussagen vom Dienstag ist kein konkreter Fahrplan verbunden, den sich vor allem die SPD gewünscht hatte. Als nächster Schritt ist eine Kosten-Nutzen-Untersuchung geplant. Dafür veranschlagte die Senatorin zwei bis zweieinhalb Jahre. Zwei neue Stellen in der Verwaltung seien dazu vorgesehen.
Vom Zeithorizont könnte das U-Bahn-Projekt noch drei Regierungskonstellationen beschäftigen: Günther nannte als Zeitraum für den Start neuer Strecken „2032 bis 2035“ und setzte hinzu: „Ich formuliere es mal vorsichtig.“ Aktuell unterstützen die beiden größten Fraktionen – die SPD und die CDU – am stärksten den Ausbau.
SPD-Landeschefin Franziska Giffey, die sich schon als Neuköllner Bürgermeisterin für den U7-Ausbau zum BER stark machte, drängte noch vor der Senatssitzung, Tempo zu machen: „Wir müssen endlich anfangen.“ Der führende CDU-Verkehrspolitiker Oliver Friederici sah das ähnlich: Dass erst jetzt Kosten-Nutzen-Untersuchungen erfolgen sollten, sei unverständlich. „Konkrete Zeitpläne gibt es nicht“, kritisierte er, „das klingt wie eine Verschiebung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag.“
Führende Wirtschaftsvertreter begrüßten zwar die Pläne für die U7, hielten es jedoch für falsch, sich darauf zu beschränken. „Die Verlängerung der Linien U6 und U8 muss daher weiter auf der Agenda bleiben“, forderte der Chef des Unternehmensverbands UVB, Christian Amsinck. Das gilt für ihn vor allem für die Anbindung des geplanten Stadtviertels in Tegel: „Man kann doch einen Zukunftsort nicht ohne zukunftstaugliche Verkehrsanbindung entwickeln.“
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