Betriebsrat des Autokonzerns: Erste Frau an der VW-Spitze
Daniela Cavallo wird Vizechefin im Konzernbetriebsrat von VW. Eines Tages könnte sie die erste Frau an dessen Spitze werden.
Ihr Vater kam einst aus Italien, um in Wolfsburg für Volkswagen am Band zu malochen. Jetzt schickt sich Daniela Cavallo an, eines Tages Chefin der wohl mächtigsten Arbeitnehmervertretung der Welt zu werden. Am Montag wurde bekannt, dass die 43-Jährige den Vizeposten im Konzernbetriebsrat von Volkswagen übernimmt. Die Betriebswirtin soll Stephan Wolf folgen, der künftig in dem Konzern mit weltweit 640.000 Mitarbeitern eine Managementaufgabe übernehmen soll. Welche, ist noch nicht klar.
Mehr als 90 Prozent der VWler sind bei der IG Metall organisiert. Es lohnt sich: Die Arbeitnehmervertreter haben im derzeit größten Autokonzern der Welt ungewöhnlich viel zu sagen. Das zeigt sich nicht nur am ungewöhnlich üppigen Haustarif, sondern auch daran, dass erst vor wenigen Monaten Gunnar Kilian, enger Vertrauter von Betriebsratschef Bernd Osterloh, in den VW-Vorstand wechselte. Er ist jetzt Personalvorstand im Autoimperium.
Osterloh, der 2005 infolge des Skandals um Boni, Schmiergelder und Lustreisen auf Firmenkosten den wichtigen Betriebsratsposten übernahm, ist jetzt 62 Jahre alt. Es wäre nicht ungewöhnlich, dass Cavallo nach Osterlohs Ausscheiden Betriebsratschefin wird. Sie wäre die erste Frau auf diesem Posten.
Das dürfte den Stil in Wolfsburg ändern: Während Osterloh als Polterer bekannt ist, gilt Cavallo als ruhiger – aber nicht minder durchsetzungsstark. „Sie lässt sich vom Management nicht die Butter vom Brot nehmen“, heißt es in Betriebsratskreisen. Die gelernte Bürokauffrau ist bereits seit 2002 Betriebsrätin, zunächst in der Auto 5000 GmbH, in der damals vor allem Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohte Personen zu Bedingungen unterhalb des Haustarifs (5.000 DM brutto) beschäftigt wurden.
Zwischen 2004 und 2008 unterbrach die zweifache Mutter als damals erste Betriebsrätin im Konzern ihren Job für eine Elternzeit. Abends studierte sie nebenbei BWL, seit 2013 ist sie Mitglied des Gesamtbetriebsrates – und hier vor allem mit Personalfragen befasst. Als Cavallos Verdienst gilt so die Einrichtung eines konzernübergreifenden internen Online-Arbeitsmarktes – zuvor hingen die Stellenausschreibungen im VW-Werk in Wolfsburg am Schwarzen Brett.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund