Bestechung bei VW-Tochter Scania: Ein Luxusbus für den Minister
Die VW-Tochter Scania war laut einem Bericht in Indien in diverse Korruptionsskandale verwickelt. Intern soll nur ein Teil der Fälle aufgeklärt worden sein.
Die VW-Tochter Scania, die Busse und Lastwagen produziert, war in Indien in diverse Korruptionsskandale verwickelt. Das haben gemeinsame Recherchen des ZDF-Magazins „Frontal 21“ und des schwedischen Fernsehens SVT ergeben. Ein interner Ermittlungsbericht, der den Sendern vorliegt und den auch die taz einsehen konnte, zeigt, dass die Bestechung bis in die höchsten politischen Kreise reichte: So lieferte Scania einen Luxusbus für den indischen Verkehrsminister Nitin Gadkari, der unter anderem bei der pompösen Hochzeit von dessen Tochter im Dezember 2016 zum Einsatz kam.
Die Ausstattungsdetails – bis hin zur Farbe der Leder-Liegesitze – wurden mit dem Sohn des Ministers per Mail besprochen. Offiziell wurde der Bus an einen Vertriebspartner von Scania geliefert, finanziert über einen Kredit von Volkswagen Financial Services – und für den bürgte Scania zu 100 Prozent. Nachdem der Kredit nicht bedient wurde, beglich die VW-Tochter auf diese Weise die Rechnung von 260.000 Euro.
Dass die VW-Finanztochter sich damit an Bestechung beteiligt habe, wies der Konzern auf ZDF-Anfrage zurück. Doch im internen Ermittlungsbericht steht das Gegenteil: „Laut Einschätzung von Quellen bei Volkswagen Financial Services war der Bus ein Geschenk mit dem Zweck, den Zuschlag für Geschäfte in Indien zu bekommen“, heißt es da. Und auch die Konsequenzen, die Volkswagen gezogen hat, sprechen dafür: „Die involvierten Mitarbeiter sind nicht mehr im Unternehmen“, schreibt VW.
Auch auf regionaler Ebene soll Bestechung beim Busverkauf üblich gewesen sein: Geld wurde in Umschlägen übergeben und später über Provisionszahlungen refinanziert. Als Konsequenz sei nicht nur betroffenen Mitarbeitern und Managern gekündigt worden, das Unternehmen habe sich auch komplett aus dem öffentlichen Busmarkt in Indien zurückgezogen. Doch dabei hat es der VW-Konzern belassen.
Öffentlichkeit und Behörden nicht aktiv informiert
Obwohl sie seit über zwei Jahren bekannt sind, wurde die Öffentlichkeit über die Korruptionsfälle bisher nicht informiert. Auch bei den örtlichen Behörden wurden die Vorfälle nicht aktiv zur Anzeige gebracht, obwohl die internen Leitlinien das vorsehen. Und intern wurde laut dem Bericht ebenfalls nur ein Teil der Fälle aufgeklärt – bei anderen sei dies ausdrücklich nicht erwünscht gewesen, heißt es.
Hartmut Bäumer von der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International sieht die Aufarbeitung darum kritisch. VW folge der Logik, „nur das aufdecken zu lassen, was unvermeidbar ist“, sagte er im ZDF. „Das ist für ein Weltunternehmen heute zu wenig.“
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