Besetzung vor dem 1. Mai in Berlin: Besondere Hotelgäste
Am Samstag haben Aktivist:innen in Berlin-Mitte das Ex-Wombat's besetzt. Ihre Forderung: In dem Gebäude sollen Refugees selbstverwaltet wohnen können.
BERLIN taz Zum Start ins 1. Mai-Wochenende haben Aktivist:innen am Samstagfrüh ein leerstehendes Hotelgebäude in Berlin-Mitte besetzt. Um 10 Uhr öffneten sich die ersten Fenster, aus denen Transparente wie „Wohnraum für alle, statt Cappuccino für 5€“ und „Open all borders“ gehängt wurden.
Kurz darauf erschien die erste Gruppe von etwa 20 Unterstützer:innen und postierte sich vor dem Eingang. In einer Ansprache einer Besetzerin aus dem Haus hieß es: „Wir halten es für inakzeptabel, dass Räume leer stehen, während Menschen, die von Gewalt betroffen sind, in menschenunwürdigen Verhältnissen leben müssen.“
Das siebenstöckige Gebäude mit 70 Hotelzimmern steht seit 2019 leer. Die Hostelkette Wombat's hatte den Betrieb nach einem Dauerkonflikt mit der Belegschaft eingestellt. Diese hatte sich in einem Betriebsrat organisiert und für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen gekämpft und war dafür mit Schikanen überzogen worden. Inzwischen hat die spanische Hostelkette Selina das Haus gekauft, um hier in Zukunft wieder ein Hotel zu eröffnen. Die Besetzer:innen fordern Verhandlungen über die Nutzung des Gebäudes als selbstverwaltete Geflüchtetenunterkunft.
In einem Flyer kritisierte die Initiative „Hotels to Housing“ die Zweiklassenbehandlung Geflüchteter. Während sich die Bundesregierung bei ukrainischen Flüchtlingen „großzügig“ zeige, habe sie ihr „Versprechen Geflüchtete aus Afghanistan aufzunehmen gebrochen“ und seien ihr „Menschen an der polnisch-belarussischen Grenze egal“.
Die ersten Polizist:innen erschienen etwa eine halbe Stunde nachdem die Besetzung öffentlich gemacht wurde. Sie sperrten die Straße und suchten über einen Seiteneingang und ein Café den Weg ins Gebäude. Auf der Straße begann eine Kundgebung mit Redebeiträgen und Musik. Dort solidarisierten sich auch ehemalige Beschäftigte des Womat's Hostel mit der Besetzung. Am Abend führt die Route der feministischen „Take back the night“-Demo über die Torstraße am Haus vorbei.
Für eine andere – legalisierte – Besetzung in Mitte gibt es gute Nachrichten. Laut einem Bericht des RBB müssen die etwa 50 Obdachlosen, die Ende Dezember nach einer erfolgreichen Besetzungsaktion in das Gebäude in der Habersaathstraße gezogen waren, nicht sofort wieder ausziehen. Der Hauseigentümer hatte die Obdachlosen zum Auszug aufgefordert und wollte stattdessen ukrainische Geflüchtete unterbringen. Diesen Überlegungen hat der Bezirk nun eine Absage erteilt. Perspektivisch will der Eigentümer das intakte Gebäude abreißen lassen und durch einen Neubau ersetzen. Dafür braucht es eine Genehmigung des Bezirks.
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