Besetzte Druckerei in Frankfurt: Dachschaden durchs SEK
Die Polizei geht in Frankfurt rabiat gegen Besetzer*innen der Dondorf-Druckerei vor. Die sehen ihren Kampf nicht verloren.
Die Dondorf-Druckerei ist ein markanter Backsteinbau, benannt nach einer jüdischen Fabrikantenfamilie, die das Gebäude 1890 errichten ließ. Seit den 70er-Jahren nutzt die Universität das Gelände. Nun will das Max-Planck-Institut für Empirische Ästhetik das historische Gebäude abreißen und einen Neubau errichten, der sich an der Originalfassade orientiert.
Gegen diese Pläne richtet sich ein Kollektiv namens Druckerei, die das Gebäude bereits im Sommer besetzt hatte. In einem umfassenden Konzept für eine mögliche Nutzung kritisieren sie den Abriss als ökologischen Wahnsinn und einen schmerzlichen Verlust an Freiraum im zunehmend gentrifizierten Bockenheim.
Heftige Kritik übte das Kollektiv am Vorgehen der Polizei. Sprecherin Jule Liebig sagte zur taz, die Polizei habe durch Verweigerung von Wasser, Nahrung und Wärme ein Aufgeben der Besetzer:innen erzwingen wollen. „Ohne uns wären die Menschen auf dem Dach verdurstet.“ Zweimal sei es der Gruppe gelungen, nach einem Ablenkungsmanöver die Besetzer:innen über ein Seil mit dem Nötigsten zu versorgen.
Zunehmend autoritärer Kurs der Goethe-Universität
Die Polizei selbst erklärt, sie habe einen solchen Versuch unterbunden und ermittle nun gegen eine Person wegen „Beihilfe zu Hausfriedensbruch“. Die Kälte und Versorgungslage hätten die Räumung notwendig gemacht, so die Behörde.
Sprecherin Liebig kritisiert auch ein brutales Vorgehen während der Räumung selbst. Ein:e Besetzer:in habe ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen, nachdem Polizist:innen ihr Gesicht gegen das Hausdach geschlagen hätten. In ihrer Mitteilung schreibt die Polizei, eine Person sei bei der Räumung „im Gesicht“ verletzt worden – der Mensch habe Widerstand gegen den Einsatz geleistet.
Universitätspräsident Enrico Schleiff und die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne) zeigten sich enttäuscht über die mangelnde Verhandlungsbereitschaft der Besetzer:innen. Mehrfach hätten diese Gesprächsangebote ausgeschlagen. Bei diesen Kontaktangeboten habe es sich um eine „Täuschung“ gehandelt, kritisiert dagegen Liebig. Das Präsidium habe die Strafanzeigen nicht vor Aufgabe der Besetzung zurückziehen wollen. „Wenn wir das Dach verlassen hätten, hätten sie ja ihr Ziel schon erreicht.“
Für die Besetzer:innen reiht sich die Räumung in einen zunehmend autoritären Kurs ein, den die Frankfurter Goethe-Universität gegen die Studierendenschaft fährt. Es ist bereits das dritte Mal in nur knapp mehr als einem Jahr, dass das Präsidium eine studentische Besetzung polizeilich räumen lässt. Man werde sich davon aber nicht einschüchtern lassen, sagt Liebig. „Der Kampf wird weitergehen. Man wird sehr schnell wieder von uns hören.“
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