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Besetzte Bäume gegen Tesla-FabrikPiratinnen im Tesla-Wald

Zwei Aktivistinnen besetzen am Montagvormittag mehrere Bäume in dem Waldstück bei Grünheide, das Tesla für seine Fabrik roden will.

Am Donnerstag hat die Rodung im Tesla-Wald begonnen Foto: picture alliance/Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Berlin taz/dpa | Zwei Aktivistinnen haben am Montagvormittag Bäume in dem Waldstück besetzt, das einer Fabrik des US-Autobauers Tesla weichen soll. Unter dem Motto „Bäume entern gegen Tesla!“ hatten die “baumpirat_innen“ auf Twitter dazu aufgerufen, Bäume zu besetzen, um die Rodung des 90 Hektar großen Waldstücks in Grünheide östlich von Berlin aufzuhalten.

Ein Sprecher der zuständigen Polizeidirektion Ost sprach am Montagnachmittag von „insgesamt zwei weiblichen Personen auf einer Erhöhung zwischen mehreren Bäumen“. Das Ordnungsamt habe vormittags die Polizei alarmiert, weil die Besetzerinnen sich trotz Aufforderung geweigert hätten, die Podeste in „10 bis 20 Meter Höhe“ zu verlassen.

Einsatzkräfte der Direktion „Besondere Dienste“ hätten die Besetzung dann am Nachmittag ohne größeren Zwischenfall „beendet“, so der Polizeisprecher. Die beiden Frauen müssten allerdings mit einem Verfahren wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte rechnen. Zudem gebe es ein „Betretungsverbot“ für das Waldgrundstück, weshalb auch ein Ordnungswidrigkeitsverfahren hinzukomme.

Die beiden Frauen äußerten sich zunächst nicht weiter zu der Aktion. Auf Twitter zeigte sich die Gruppe @hambibleibt solidarisch mit den baumpirat_innen. Der Hambacher Forst, ein Waldstück zwischen Köln und Aachen, ist durch einen Braunkohletagebau bedroht.

Das Umwelt-Bündnis Ende Gelände äußerte sich am Montag ebenfalls solidarisch mit den baumpirat_innen. „Wir unterstützen die Baumbesetzerinnen“, sagte der Berliner Sprecher des Bündnisses, Jonas Baliani. Bei dem geplanten Bau der E-Autofabrik würden „Firmeninteressen vor die Interessen der Anwohner“ gestellt. Hier werde „von einem grünen Umweltministerium ein Autoprojekt vorangetrieben“, das zudem unter Umweltgesichtspunkten höchst problematisch sei.

„Selbst wenn Tesla irgendwo dreifach wieder aufforstet, brauchen wir keine Antriebswende, sondern eine Verkehrswende“, sagt Baliani. Eine E-Auto-Fabrik sei – zum Beispiel hinsichtlich des hohen Wasserverbrauchs – nicht unbedingt ökologisch.

Zeitplan wankt

Der US-Autobauer Tesla will in Grünheide eine „Giga-Fabrik“ für den Bau von Elektroautos errichten. Bis zu 12.000 Menschen sollen hier in einem Schichtsystem bis zu 500.000 Autos pro Jahr bauen. Ursprünglich wollte das Unternehmen die Produktion bereits im Sommer 2021 starten. Der Zeitplan gerät jetzt allerdings ins Wanken: Am Wochenende hatte das Oberverwaltungsgericht einem Eilantrag unter anderem der Grünen Liga Brandenburg stattgegeben und eine Rodung des Waldstücks vorerst gestoppt.

Das Landesumweltamt Brandenburg hatte den vorzeitigen Beginn der Rodung des Geländes am vergangenen Donnerstag genehmigt – obwohl das Beteiligungsverfahren für das Gelände noch nicht abgeschlossen ist und zum Beispiel Umweltauflagen, die das Unternehmen einhalten muss, noch nicht abschließend geklärt sind.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) kommentierte den Fall bei Twitter. „Ich wünsche mir, dass es rasch Rechtsklarheit zu den Arbeiten am #Tesla-Standort in #Grünheide gibt, damit die Zukunftsinvestition in die Elektromobilität in Brandenburg gelingen kann“, schrieb sie. „Dabei bin ich sehr zuversichtlich, dass der Eingriff in den Naturhaushalt vollständig und gut ausgeglichen werden kann. Energiewende und Naturschutz müssen zusammen gelingen können!“

Der Vorsitzende der Grünen Liga Brandenburg, Heinz-Herwig Mascher, versicherte: „Wir wollen aber Tesla nicht verhindern.“ Allerdings sollte das Unternehmen nicht anders als andere behandelt werden.

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7 Kommentare

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  • Es gibt einige hunderttausend Hektar solcher Baumplantagen in Deutschland von denen jedes Jahr an Tausenden Stellen viele Hektar für Ikeamöbel und Klopapier geerntet werden. Und kaum naturbelassene Wälder in Deutschland keine 5 Prozent. Die Besetzung einer Baumplantage die nach Fällung nicht durch eine Baumplantage, sondern durch die dreifache Fläche Mischwald ersetzt wird ist schlicht eine Dummheit. Und die Menschen denen keine U-Bahnstation zur Verfügung steht werden weiter Auto fahren müssen. Und also Erdöl verbrennen oder mit Strom fahren, am besten mit Ökostrom. Aber Donald Trump ist nicht der einzige Narzist auf der Welt. Die gibt es auch unter Baumpiratinnen. Hauptsache Aufmerksamkeitm. Klappt ja.

    • @Balder :

      Wie ich das sehe haben die Baumbesetzerinnen für die Einhaltung von Recht und Ordnung gesorgt (roden ohne abschliessende UVP? Hallo? Gehts noch?) -- wohingegen die Polizei mal wieder diese Einhaltung zu behindern versucht hat.

      Die starken Jungs & Mädels der "Einsatzkräfte der Direktion 'Besondere Dienste'" hätten mal lieber das Bundesumweltministerium entern sollen.

      PolizistInnen! Lasst Euch nicht für politische Zwecke missbrauchen!

      • @tomás zerolo:

        Wie kommt man auf diese absurde Logik? Die Besetzerinnen sind weder bei der Polizei, noch haben sie diese gerufen. Ihre Ansicht ist schlicht falsch.

  • Es handelt sich um eine Baumplantage, wie es in Brandenburg ihrer Abertausende Quadratmeter gibt. Noch dazu direkt neben einer Autobahn. Man könnte auch ein Maisfeld besetzen, um es als seltenes Biotop samt dortiger Artenvielfalt vor der Ernte zu bewahren.

    • @Suryo:

      Nix kapiert oder?



      Die Fläche ist doch dann weg. Versiegelt und leblos. In der „Baumplantage“ herrscht sicher mehr Ökosystem als auf dem Werksgelände. Danke den Aktivisten.

      • @Farmer:

        Vermutlich dürfte ein nach ökologischen Gesichtspunkten begrüntes Fabrikdach deutlich wertvoller sein als diese Forstfläche. Und selbst ein fünfmal kleinerer Mischwald als Ausgleichsfläche wäre immer noch wertvoller als das, was jetzt abgeholzt wurde. Was im übrigen SOWIESO passiert wäre, denn das ist nun mal Nutzwald, eine Plantage. Nix kapiert, oder?

  • Autos, Autos, gebt uns Autos. Wir wollen Autos, Autos, immer mehr Autos. Yeah.



    Große, dicke, hässliche Autos. Autos die viel Platz verbrachen. Yeah.